Kardinal Schönborn betont beim Gottesdienst in Wien, dass Jesus durch Mitgefühl und Nächstenliebe Wunden heilt – eine Botschaft, die uns alle zur Versöhnung aufruft.
„Jesus berührt uns. Er berührt unsere Wunden“, so Kardinal Christoph Schönborn am Sonntagabend beim Gottesdienst der kroatischen Gemeinde in der Pfarre Rudolfsheim. Der Erzbischof bezog sich dabei auf das Tagesevangelium von der Heilung eines Taubstummen durch Jesus.
In seiner Auslegung hob der Kardinal die persönliche und liebevolle Art hervor, mit der Jesus den Taubstummen heilte. Jesus stellte sich ihm direkt gegenüber, schaute ihn an und berührte ihn ohne Vorbehalt. Jesu Wort "Effata - öffne dich" heilte den Mann. Kardinal Schönborn betonte, dass diese Worte mehr als nur eine Heilungsgeschichte seien: „Jesus spricht zu uns mit der Sprache des Herzens. Und er sagt: Öffne dich!“ In seinen weiteren Ausführungen betonte der Kardinal die Bedeutung des Mitgefühls als universelle Sprache, die jeder Mensch verstehe. Er zitierte André Heller, der Mitgefühl als „Muttersprache der Welt“ bezeichnete, und fügte hinzu: „Mitgefühl ist die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen - auch wenn sie taub oder blind sind“. Diese universelle Sprache sei es, die Jesus in seinem Handeln verkörpere und die uns alle zur Nächstenliebe aufrufe.
Der Erzbischof erinnerte an die Wunden, die viele Mitglieder der kroatischen Gemeinde selbst durch die Kriege in ihrer Heimat in den 90er Jahren erlitten haben. „Viele hier sind durch die schrecklichen Kriege verwundet“, sagte er und bat darum, dass Jesus diese alten Wunden heilen möge. Es sei notwendig, sich zu öffnen - für Gott, aber auch füreinander. „Öffnen heißt, die Augen öffnen, den anderen sehen. Er ist ein Mensch, er ist mein Bruder, meine Schwester“. Er schloss mit einem eindringlichen Aufruf zu Versöhnung und Dialog: „Öffne deinen Mund, öffne dein Herz, öffne deine Ohren“, denn nur wenn wir uns öffnen, „können wir einander verstehen und die Wunden der Vergangenheit heilen lassen - sei es in der Familie, in der Gemeinde oder zwischen den Völkern“.
Traditionelles geistliches Zentrum der kroatischen Katholiken in Wien ist die "Kroatische Mission", die in den 1960er Jahren in der historisch bedeutsamen Kirche am Hof in der Innenstadt eingerichtet wurde.In der Pfarre Hilegard Burjan in Wien-Rudolfsheim, wo viele Kroaten zum Teil seit Generationen leben, werden seit etwa sieben Jahren sowohl werktags als auch sonntags Gottesdienste in kroatischer Sprache gefeiert. Neben der deutschsprachigen Stammgemeinde feiern dort auch je eine albanische, polnische, tamilische und englischsprachige philippinische Gemeinde Sonntagsgottesdienst.