Ein inspirierender Abend im Pfarrverband Retz: Kann die Kirche ihre Relevanz in Zeiten des Wandels bewahren?
Am 3. September versammelten sich zahlreiche Gemeindemitglieder und Interessierte im Retzer Schüttkasten, um über das Pastoralkonzept des Pfarrverbands Retz zu diskutieren. Die zentrale Frage: Wie kann die Kirche in Zeiten des Wandels ihre Relevanz bewahren? Klaus Wiklicky-Leitner, stellvertretender Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, führte durch den Abend, der sowohl inspirierende als auch berührende Einblicke in den Glauben und die Zukunft der Kirche bot.
Der Pfarrverband hatte in den letzten Jahren intensiv an einer Vision gearbeitet: „Wir sind füreinander da, wie Jesus uns gelehrt hat, und gehen geistgeführt hinaus zu allen Menschen, um sie in Liebe zu Christus zu führen.“ Diese Vision, die dem Weihbischof Stephan Turnovszky bereits 2020/21 präsentiert wurde, bildet die Basis des neuen Pastoralkonzepts, das nun in die Tat umgesetzt werden soll. Der Abend zeigte auf, wie diese Vision durch persönliches Engagement und Glaubenserfahrungen in der Gemeinde lebendig wird.
Mehrere Mitglieder des Pfarrverbands berichteten von ihren eigenen Erfahrungen und wie der Glaube sie in ihrem Leben stärkt. Elisabeth Berger schilderte, wie ihr Glaube ihr nicht nur Halt gibt, sondern sie auch ermutigt, Dinge zu wagen, die sie sich früher nicht zugetraut hätte. „Gott wartet geduldig darauf, dass ich den ersten Schritt mache“, erklärte sie und unterstrich damit, dass der Glaube einen aktiven Beitrag jedes Einzelnen erfordert.
Lukas Baumgartner, ein junger Religionslehrer, hob die Bedeutung der Glaubensgemeinschaft hervor. Für ihn fehlt einem Glaubensleben eine wichtige Dimension, wenn es nicht gemeinsam praktiziert wird. Er betonte, dass der Glaube Menschen unterschiedlichster Hintergründe zu einer Familie vereinen kann und in der Nächstenliebe konkret erlebbar wird. Elisabeth Kraus, eine pensionierte Lehrerin, sprach darüber, wie wichtig das „lebenslange Lernen“ im Glauben sei. Jüngerschaft bedeute, stets offen und achtsam im Umgang mit anderen zu sein und sich führen zu lassen. Im Pfarrverband haben sich mehrere Gruppen gebildet, die regelmäßig zusammenkommen, um diesen Weg der Jüngerschaft gemeinsam zu gehen und ihr Leben im Licht des Glaubens zu gestalten.
Gerald Widhalm, der seit vielen Jahren in der Gemeinde aktiv ist, berichtete von seinen vielfältigen Diensten in der Kirche und darüber hinaus. Er ermutigte die Zuhörer, ihre eigenen Berufungen zu entdecken und zu leben. Für ihn sind die vielen kleinen und oft unsichtbaren Aufgaben in der Kirche eine Bereicherung, die man erst schätzt, wenn sie fehlen. Margrit Trauttmansdorff erzählte, wie sie in einem schwierigen Moment ihres Lebens auf der Suche nach Antworten war und durch die Unterstützung der Gemeindemitglieder ihren Glauben vertiefen konnte. Sie wunderte sich darüber, wie zurückhaltend Menschen oft sind, wenn es darum geht, über den Glauben zu sprechen. Doch genau das sei wichtig, betonte sie, und verwies auf die zahlreichen Angebote des Pfarrverbands, bei denen Menschen lernen, über ihren Glauben und ihre Erlebnisse zu sprechen.
Weihbischof Stephan Turnovszky zeigte sich tief beeindruckt von den Erfahrungen und der Leidenschaft der Gemeindemitglieder. Er stellte jedoch klar, dass die Arbeit noch lange nicht beendet sei. Die Aufgaben des Pastoralkonzepts sind ein langfristiges Programm, das die nächsten zehn Jahre und darüber hinaus gestalten soll. Als die Glocken der Kirche läuteten, unterbrach der Weihbischof seine Ausführungen und lud alle Anwesenden zum Gebet ein – ein Moment, der daran erinnerte, sich stets auf das Wesentliche auszurichten.
Der Abend zeigte deutlich: Die Kirche lebt durch ihre Gemeinschaft und das Engagement ihrer Mitglieder. Auch in herausfordernden Zeiten kann sie, durch Glaube und gegenseitige Unterstützung, ihre Relevanz bewahren und eine Quelle der Hoffnung für die Menschen sein.