Die katholische Kirche steht am Wendepunkt: Synodalität soll Reformen ermöglichen und Gläubige stärker einbeziehen – ein Weg hin zu einer hörenden Kirche.
Die katholische Kirche befindet sich in einer Phase intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema Synodalität. Vom 2. bis zum 27. Oktober 2023 tagt in Rom die zweite Generalversammlung der katholischen Weltsynode, die sich der Frage widmet, wie die Kirche künftig Reformen umsetzen kann. Synodalität – ein Begriff, der in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat – steht im Mittelpunkt dieser Beratungen. Doch was genau bedeutet Synodalität?
Diese Frage beleuchtet auch die neue Ausgabe des Männermagazins „ypsilon“. Unter dem Titel „Einander zuhören – miteinander entscheiden“ geht Christian Brandstätter der Bedeutung des Begriffs nach. Er stellt fest: „Synode, synodaler Prozess, synodale Kirche – kaum ein Begriff wird in der innerkirchlichen Diskussion der letzten Jahre stärker strapaziert als dieser.
Man will Synodalität als ‚konstruktive Dimension der Kirche‘ leben, vielfach ohne zu wissen, was das genau bedeutet und was damit gemeint ist.“ Synodalität soll eine Form der Mitgestaltung und Mitverantwortung aller Mitglieder der Kirche fördern, doch es bleibt oft unklar, wie dies konkret umgesetzt werden kann.
Bernhard Steiner, Diözesanobmann der Katholischen Männerbewegung (KMB) in Oberösterreich, beschreibt die aktuelle Phase in der Kirche als die spannendste Zeit seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Er zitiert aus dem Arbeitspapier für die Synode, das den Wunsch unterstreicht, die Möglichkeiten der Mitwirkung und Mitverantwortung aller getauften Männer und Frauen zu erweitern, unabhängig von ihren unterschiedlichen Berufungen und Aufgaben.
Ein weiteres zentrales Thema in der Diskussion über Synodalität ist die Frage der Rolle der Frau in der Kirche, insbesondere die Möglichkeit der Frauenordination. Die Theologin Petra Steinmair-Pösel befasst sich in ihrer Kolumne „X an Y“ mit diesem brisanten Thema. Trotz des Versuchs von Papst Johannes Paul II., diese Debatte endgültig zu beenden, und der Auslagerung der Thematik in eine Arbeitsgruppe durch Papst Franziskus, bleibt die Frage der Frauenordination hochaktuell. Im synodalen Prozess wurden die unterschiedlichen Positionen erneut deutlich, aber auch, dass dieses Thema weltweit drängt. „Die Zeit scheint gekommen. Ich hoffe, das Lehramt wird den Kairos ergreifen!“, so die Theologin optimistisch.
Neben der innerkirchlichen Diskussion widmet sich das Magazin „ypsilon“ auch aktuellen politischen Themen. Im Kontext der bevorstehenden Nationalratswahl in Österreich wird über die Sommerakademie der KMBÖ berichtet, die sich mit den Verbindungen zwischen Glaube, Macht und Politik auseinandersetzte. Die Teilnehmer wurden ermutigt, sich aktiv in die Demokratie einzubringen. Der Pastoraltheologe Paul Zulehner fordert in seinem Beitrag Christen dazu auf, sich politisch zu engagieren. Er ruft dazu auf, dass überzeugte Christinnen und Christen das Evangelium in die Politik einbringen, sei es auf kommunaler, nationaler oder internationaler Ebene. Dabei geht es ihm nicht nur um politische Erklärungen der Kirchen, sondern um konkrete Mitwirkung von Christen in den politischen Gremien.
Insgesamt wird deutlich, dass die katholische Kirche an einem Wendepunkt steht. Die Synodalität, verstanden als ein Prozess des Zuhörens, Beratens und gemeinsamen Entscheidens, bietet die Chance, die Kirche zu erneuern und die Gläubigen stärker einzubeziehen. Wie dieser Weg konkret aussehen wird, bleibt offen, doch die kommenden Monate und Jahre werden entscheidend dafür sein, ob die Kirche zu einer hörenden und lernenden Gemeinschaft wird.