Atworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 20. September 2024
Heute vor einer Woche hatte ich ein Begräbnis auf dem Zentralfriedhof. Als der Zug mit dem Sarg sich Richtung Grab in Bewegung setzte, begann es immer heftiger zu stürmen und zu regnen. Es war unheimlich. Vier volle Tage ging es so weiter: Dauerregen mit Sturm und Eiseskälte. Und das nach Wochen extremer Hitze, weit über das Gewohnte hinaus. Bald wurden es gewaltige Wasserfluten. Der Wien-Fluss, sonst ein schmales Rinnsal, hat sich in einen reißenden Strom verwandelt. Überschwemmungen überall.
Ich denke an alle, die schweren Schaden erlitten haben, aber auch an die vielen, die unermüdlich im Einsatz waren. Von dem, was da über uns hereingebrochen ist, bleibt ein Gefühl, dass wir wehrlos dem Klimawandel ausgeliefert sind. Wie wird das weitergehen? Dabei geht es uns noch besser als vielen Menschen in anderen Teilen der Welt: Temperaturen bis über 50 Grad, die der Körper nicht aushalten kann, Taifune und Wirbelstürme, Dürre und Trockenheit. Der Klimawandel ist wohl nicht mehr umkehrbar. Alles hoffnungslos? Tröstlich ist die große Hilfsbereitschaft, der Zusammenhalt. Auch für die kommende Wahl gilt: Nur gemeinsam ist es zu schaffen. Das lehren diese Tage.