Markus Bugnyar, Rektor des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem, betont in seinem neuen Buch die Bedeutung von "Orten der Begegnung" im Heiligen Land, wo trotz anhaltender Konflikte Israelis und Palästinenser zusammenkommen, während er zugleich vor einer möglichen Eskalation der Spannungen warnt.
Markus Bugnyar, der Rektor des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem, präsentierte kürzlich sein neues Buch „Irdisches Jerusalem. Über Heiliges und Schwieriges“ in Wien. Trotz der anhaltenden Spannungen im Nahen Osten zeigte er sich vorsichtig optimistisch, dass eine völlige Eskalation des Konflikts vermieden werden könnte. Sein Hospiz bleibt ein Symbol der Hoffnung – als einer der wenigen Orte in der Jerusalemer Altstadt, wo Israelis und Palästinenser noch aufeinandertreffen.
Das Österreichische Pilger-Hospiz, gelegen an der Via Dolorosa, bleibt ein sicherer Hafen für Menschen aus beiden Lagern, obwohl die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern spürbar sind. Bugnyar betonte, dass allein der gemeinsame Aufenthalt in einem Raum in der gegenwärtigen Lage ein Hoffnungsschimmer sei. Der Rektor unterstreicht die Bedeutung christlicher Einrichtungen wie seines Hospizes als „Orte der Begegnung“, wo der Dialog – wenn auch oft unausgesprochen – stattfinden kann. Für Bugnyar ist klar: Solche Räume sind unverzichtbar in einem Land, in dem die Fronten seit Jahrzehnten verhärtet sind.
Trotz seiner Hoffnung betonte Bugnyar die Schwierigkeiten im interreligiösen Dialog zwischen Judentum, Islam und Christentum. Während es gemeinsame Proteste gegen die Love-Parade gebe, scheiterten Friedenserklärungen oftmals. Dies verdeutlicht die Komplexität des Konflikts im Heiligen Land, wo Religion und Politik anders verwoben sind als in Europa.
Neben Bugnyar war auch Tim Cupal, ehemaliger ORF-Korrespondent in Israel, bei der Buchpräsentation anwesend. Cupal sprach über seine Erfahrungen als Korrespondent im Nahen Osten, wo er stets um Ausgewogenheit und Genauigkeit ringen musste. Er beschrieb die Arbeit in Israel und Palästina als die herausforderndste Zeit seiner Karriere. Cupal, der sowohl Freunde auf israelischer als auch palästinensischer Seite hat, betonte die Notwendigkeit, die christliche Minderheit im Heiligen Land nicht aus den Augen zu verlieren – eine oft übersehene Gruppe, die zwischen die Fronten gerät.
In seinem Buch gibt Bugnyar tiefe Einblicke in sein Wirken vor Ort und in die komplexe Situation, die sich nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 dramatisch verschärfte. Er schildert, wie die christlichen Pilgerstätten in Jerusalem, Bethlehem und Nazareth, aber auch der See Genezareth und der Berg Tabor, trotz des Konflikts für Besucher offenbleiben. Für Bugnyar war der Angriff ein Wendepunkt: „Seit dem 7. Oktober leben wir in ganz anderen Zeiten.“
Das Österreichische Pilger-Hospiz ist das älteste nationale Pilgerhaus im Heiligen Land. Seit seiner Gründung 1854 hat es viele Umbrüche erlebt, wurde als Waisenhaus, Internierungslager und Spital genutzt. Seit 1985 befindet es sich wieder im Besitz der katholischen Kirche und fungiert seit 1988 wieder als Pilgerhospiz. Bugnyar, der seit 2004 als Rektor tätig ist, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Gästen nicht nur Unterkunft, sondern auch Raum für Begegnungen zu bieten.
Mit seinem Buch legt Bugnyar nicht nur eine Analyse der gegenwärtigen Situation im Heiligen Land vor, sondern auch einen Appell: Orte wie das Pilger-Hospiz sind entscheidend, um Brücken zwischen den verfeindeten Gruppen zu bauen.