Der Gedenktag des Heiligen Kallixtus erinnert uns an die Bedeutung der Einheit unter Christen. Diese Synode ist stark auf die Ökumene ausgerichtet, mit der Hoffnung, dass ein gemeinsames Gebet und Versöhnung zur Überwindung von Trennungen beitragen können. Synodenblog von Georg Schimmerl.
Heute gedenken wir des Heiligen Kallixtus‘, Bischof von Rom und Märtyrer, der als ehemaliger Sklave zu einem Vorbild der christlichen Nächstenliebe und Barmherzigkeit wurde. Seine Geschichte steht symbolisch für das Thema der Einheit, das derzeit bei der Synode in Rom eine zentrale Rolle spielt. Diese Synode ist stark auf die Ökumene ausgerichtet; Synodalität ist Ökumene und Ökumene ist Synodalität, wie Papst Franziskus es immer wieder betont. Der heurige Gedenktag an Kallixtus I. ist ein guter Anlass, um über das ökumenische Potenzial dieser Versammlung nachzudenken.
Die Einheit der Christen steht im Mittelpunkt dieser Synode – ob explizit angemerkt oder im Hintergrund mitschwingend. Kardinal Kurt Koch hat kürzlich in einem Briefing darauf hingewiesen, dass Jesus die Einheit der Kirche nicht einfach als gegeben voraussetzte oder sie anordnete, sondern vielmehr um sie betete. Diese Haltung des Gebets und der Demut prägt auch die ökumenische Ausrichtung der Synode. Es geht weniger um institutionelle Macht als um die tiefe Sehnsucht nach einem vereinten Christentum.
Die Geschichte des Heiligen Kallixtus zeigt, wie radikal und zugleich herausfordernd christliche Barmherzigkeit sein kann. Zu Beginn des dritten Jahrhunderts wurde Kallixtus als erster Sklave zum Bischof von Rom gewählt – ein Schock für die Gemeinde, die zu jener Zeit bereits gewisse Vorstellungen von Status und Ansehen entwickelt hatte. Seine Wahl wurde von vielen als Provokation empfunden, zumal er eine Haltung der Nachsicht gegenüber den „Gefallenen“ einnahm, jenen Christen, die in der Verfolgung ihren Glauben verleugnet hatten.
Kallixtus lud diese Menschen zurück in die Gemeinschaft ein und bot ihnen Versöhnung an, was ihm sowohl Anerkennung als auch scharfe Kritik einbrachte. Die Kontroverse um seine Haltung führte zur Wahl eines Gegenpapstes, Hippolyt, was zeigt, dass die Kirche bereits damals mit inneren Spannungen zu kämpfen hatte. Dennoch blieb der Bischof von Rom ein Zeichen der Einheit, ein Dienstamt, das die Möglichkeit bietet, Brücken zu bauen. Diese Offenheit und Barmherzigkeit könnten als Vorbild für die ökumenische Bewegung dienen, indem sie als Brücken zwischen den getrennten Gemeinschaften dienen.
Heute, viele Jahrhunderte später, bleibt der Titel „Bischof von Rom“ ein Zeichen, das weit über die katholische Kirche hinausstrahlt. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat sich das Papsttum verändert: Nicht mehr die bloße Autorität des Amtes steht im Mittelpunkt, sondern die Art und Weise, wie diese Autorität ausgeübt wird. Das Dokument „Der Bischof von Rom“, das im Juni dieses Jahres vom Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen herausgegeben wurde, zeigt Wege auf, wie der Dienst des Bischofs von Rom geradezu ein Interesse aller Christen sein kann. Wenn dieser Dienst im Sinn einer Repräsentanz gegenüber einer zunehmend gottvergessenen Welt wahrgenommen wird, kann er zur Einheit aller Christen beitragen.
Am Freitagabend fand nahe dem Petersdom eine stille ökumenische Vigil statt. Die schlichte Feier im Stil eines Taizé-Gebets war ein eindrucksvolles Zeugnis gelebter Einheit. Sparsame Worte, die mediativen Gesänge aus Taizé, keine Predigt – nur Stille und Gebet vor dem Kreuz. In diesem Moment verzichtete Papst Franziskus auf jede Rede. Diese gemeinsame Stille schuf eine tiefere Verbundenheit, als es Worte je könnten. Einheit, so wurde mir klar, kann man nicht erzwingen, sie ist ein Geschenk, um das wir beten müssen. Jesus hat die Einheit nicht versprochen oder gar angeordnet, sondern um sie gebetet; davon war die Vigil am Freitag stark geprägt.
Der Gedenktag des Heiligen Kallixtus ist ein Anlass, über die Herausforderungen der heutigen Kirche nachzudenken, die in vielem denen der frühen Christen ähneln. In diesem Sinne legt diese Synode einen unmissverständlichen Fokus auf das gemeinsame Gebet und den Wunsch nach Versöhnung unter uns Christen. Vielleicht wird hier ein Weg in eine Zukunft geebnet, in der die Einheit der Christen nicht nur als Ideal, sondern als lebendige Realität erfahren werden kann. Ein großer Sprung zu einer konkreten und vertieften Einheit unter den Christen könnte tatsächlich das große Ergebnis dieser Synode sein. Damit wäre vielleicht mehr gewonnen, als viele erwarten.