Weltweit größte katholische Sammlung mit Fokus auf Madagaskar.
Am Sonntag (20. Oktober) begeht die katholische Kirche den Weltmissionssonntag - die größte jährliche Solidaritätsaktion der Weltkirche, die 1926 von Papst Pius XI. ins Leben gerufen wurde. An diesem Tag wird in den Gemeinden für die Ärmsten der Armen gesammelt, um Projekte in Diözesen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas zu unterstützen. Im Fokus steht in diesem Jahr Madagaskar, das von extremer Armut und schweren humanitären Herausforderungen geprägt ist. Der Weltmissionssonntag sei eine Aufforderung, über den Tellerrand hinauszuschauen, erklärte dazu P. Karl Wallner, Direktor der Päpstlichen Missionswerke (Missio) in Österreich. Denn: "Die Themen, von denen wir hier in Österreich meinen, dass sie die wichtigsten kirchlichen Probleme sind, sind es eigentlich nicht."
Wallner kritisiert im Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" (Ausgabe 17. Oktober) die Problemfixierung der europäischen Kirche und fordert eine stärkere Orientierung an den Themen des globalen Südens, wo die Kirche dynamisch wächst. "Wir können unglaublich viel lernen von den Kirchen des globalen Südens, die andere Schwerpunkte haben. Dort gibt es eine glaubensstarke Kirche, die zwar arm und in Bedrängnis ist - also unvergleichlich anders -, aber dafür wächst."
Während in Österreich Pfarren oft nur noch wenige Erstkommunionkinder verzeichnen, finden in Nigeria Gottesdienste mit Tausenden Gläubigen statt, so P. Wallner. Die Kirche wachse weiterhin, aber vorwiegend außerhalb Europas. "Wenn wir uns ein bisschen mehr trauen würden, dann könnten wir hier ebenfalls wieder viel mehr Menschen gewinnen", zeigte sich der Heiligenkreuzer Zisterzienser überzeugt. P. Wallner ist seit 2016 Missio-Direktor. Diese Aufgabe habe seinen Horizont erweitert, berichtete er im Interview: "Ich lebe seither in einer anderen Kirche und in einer anderen Welt." Dazu gehöre auch das Wissen um verfolgte Christinnen und Christen, etwa in Pakistan, oder arme Diözesen, wo es kein Geld für die Priester gibt.
Zum Thema Migration merkt Wallner an, dass die Hilfe vor Ort Priorität haben sollte. Die Menschen müssten in ihren Heimatländern eine Perspektive haben, um gefährliche Fluchtwege zu vermeiden. "In den Flüchtlingsbooten sitzt immer der Erstgeborene einer Familie, der lieber stirbt, als nicht zu versuchen, nach Europa zu kommen", so der Ordensmann. Wallner forderte dazu auf, mehr in Bildung und soziale Projekte zu investieren, um den Ursprungsländern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. "Viele Probleme in der Welt würde das zumindest mildern, wenn nicht gar lösen."
Madagaskar, eines der ärmsten Länder Afrikas, ist ein wichtiger Lieferant des Minerals Mica, das in der Technologie- und Kosmetikindustrie weit verbreitet ist. Im Süden des Landes arbeiten etwa 20.000 Menschen, darunter viele Kinder, unter teils sklavenähnlichen Bedingungen in Mica-Minen. Missio Österreich setzt sich in diesem Gebiet für die Verbesserung der Lebensumstände ein.
Geplant sind der Bau einer Schule, medizinische Versorgung und die Bohrung eines Brunnens für sauberes Trinkwasser, hieß es in einer Mitteilung. "Wenn uns das gelingt, wird dieser Alptraum enden, und die Menschen hier werden spüren, dass Gott sie nicht vergessen hat", erklärte Pater Christian, der sich in Madagaskar für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der Mica-Schürfer einsetzt.
Die jüngste Ausgabe der Zeitschrift "allewelt" sowie der "allewelt"-Podcast des Hilfswerks widmen sich ebenfalls den Missständen im Mica-Abbau und den Bemühungen der Kirche, die Situation vor Ort zu verbessern. Während des Weltmissions-Monats Oktober informiert Missio auch über den eigenen YouTube-Kanal. Am Weltmissionssonntag wird der Gottesdienst um 10.15 Uhr im Stephansdom mit P. Karl Wallner und Missio gestaltet, "Radio klassik Stephansdom" überträgt live.
Die Päpstlichen Missionswerke gibt es seit 1922, und 1926 erklärte Papst Pius XI. den "Sonntag der Weltmission" zum festen Bestandteil des kirchlichen Kalenders. Der gesamte Oktober wird in der katholischen Kirche als "Monat der Weltmission" begangen.
Infos und Spenden:
https://www.missio.at/weltmissions-sonntag-2024/#spenden