Der Stephansdom ist mit Johannes Paul II. eng verbunden: Bei seinen drei Österreich-Besuchen 1983, 1988 und 1998 hatte der polnische Papst hier stets Station gemacht.
Der Stephansdom ist mit Johannes Paul II. eng verbunden: Bei seinen drei Österreich-Besuchen 1983, 1988 und 1998 hatte der polnische Papst hier stets Station gemacht.
Bischof Alois Schwarz feierte Festgottesdienst im Wiener Stephansdom zum zehnten Jahrestag der Heiligsprechung des polnischen Papstes.
Als "Vorbild gelebten Glaubens und unerschütterlicher Hoffnung" hat der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz den Heiligen Johannes Paul II. (1920-2005) bezeichnet. Bis heute präge der Pontifex aus Polen mit seiner Hingabe für die Menschen die Kirche und erinnere daran, "dass Gott den Menschen sucht und ihn dazu einlädt, sich auch finden zu lassen", sagte Schwarz am Dienstagabend bei einem Gedenkgottesdienst im Wiener Stephansdom zum zehnten Jahrestag der Heiligsprechung. Der 22. Oktober ist zugleich Tag des Amtsantritts von Karol Wojtyla als Papst im Jahr 1978 wie auch sein liturgischer Gedenktag.
Schwarz erinnerte in seiner Predigt an einige der vielen Facetten des Heiligen: Unvergesslich bleibe sein "wacher Blick", sein Küssen des Bodens am Flughafen nach der Ankunft bei jeder seiner 104 Auslandsreisen in insgesamt 127 Länder, das auf wundersame Weise überlebte Schussattentat am Petersplatz am Fatima-Tag des Jahres 1981, die vielen von ihm durchgeführten Selig- und Heiligsprechungen sowie schließlich auch die "Santo subito"-Rufe bei seinem Requiem, die nach einer raschen Heiligsprechung forderten.
Wojtyla habe erkannt und schon beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) gesagt, dass die Welt einer Glaubenseinführung bedürfe, erklärte Schwarz. Immer und immer wieder habe er eine Neuevangelisierung Europas gefordert, "wobei das wichtigste Evangelium das Leben der Christen ist. Der Mensch ist der Weg der Kirche, hat er schon in seiner ersten Enzyklika festgestellt", so der St. Pöltner Bischof über den polnischen Papst. Auch der Auftrag zur Erstellung eines Erwachsenenkatechismus - mit dem damals jungen Theologen Christoph Schönborn als Redaktionssekretär - und die Bestellung von Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., zum Präfekten der Glaubenskongregation stehe damit in Zusammenhang.
Schwarz erinnerte weiters an den politischen Einsatz des Wojtyla-Papstes. Dass die Trennung Europas in Ost und West durch den "Eisernen Vorhang" friedvoll beendet werden konnte, "wäre ohne ihn nicht möglich gewesen". Keine Mühe habe der Heilige zudem auch gescheut, um sich für die Würde des Menschen und für den Wert des Lebens in jeder Phase von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod einzusetzen - auch mit seinem eigenen Leben: "Johannes Paul II. hat der Welt auch noch im Rollstuhl gezeigt, dass ein Mensch immer Würde, die Seele immer Glanz und Leuchtkraft besitzt. Er spricht damit zu einer Welt, in der nur die Leistung zählt, von der Liebe Gottes auch in Alter und Gebrechlichkeit."
Er selbst sei von Johannes Paul II. "geprägt worden wie von keinem anderen Heiligen", verwies Schwarz darauf, dass er selbst 1996 vom damaligen Papst zum Wiener Weihbischof und später zum Bischof von Kärnten bestellt worden und ihm mehrmals begegnet war. Seit der Heiligsprechung bete er oft vor einer Reliquie des Heiligen "und sage ihm dann: Du hast mich zum Bischof ernannt, also lass mich nicht im Stich." Den versammelten Gläubigen empfahl der nunmehrige St. Pöltner Oberhirte, es ebenso zu tun: "Seien Sie großzügig, Johannes Paul II. vertrauensvoll zu bitten. Er hat die Kirche in ein neues Jahrtausend geführt und ist auch heute ein Fürsprecher."
Schwarz richtete am Ende seiner Predigt denn auch selbst eine Fürbitte an den Heiligen, er möge mit seinem "politischen Gespür für Frieden, Ausgleich und Versöhnung gerade auch heute für Österreich" eintreten. In weiteren Fürbitten wurden noch andere Charakteristika des Papstes erwähnt: Etwa, dass er ein "Herz für die Jugend" gehabt, den Wert der Familie als "Keimzelle der Erneuerung" hochgehalten und sich für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt habe. Hingewiesen wurde weiters auch, dass Johannes Paul II. ein "großer Marienverehrer" gewesen sei und die Mutter Jesu als "Säule der Kirche" gesehen habe.
Der Stephansdom ist mit Johannes Paul II. eng verbunden: Bei seinen drei Österreich-Besuchen 1983, 1988 und 1998 hatte der polnische Papst hier stets Station gemacht, einmal (1983) eine Heilige Messe und 1988 einen Vespergottesdienst gefeiert, wobei er die im Eingangsbereich verortete Eligiuskapelle stets als Rückzugsort für ein längeres stilles Gebet genutzt hatte.
Die heute vor deren Eingang verortete Johannes-Paul-Gedenkstätte mit einem Tondo des Wiener Künstlers Bernd Fasching sowie der Maria-Pocs-Altar waren gleich zu Beginn der Heiligsprechungs-Gedenkfeier Ort einer Statio, bei der auch der von Johannes Paul II. im Oktober 2002 weltweit eingeführte "Lichtreiche Rosenkranz" auf Deutsch und Polnisch gebetet wurde, ehe es eine Lichterprozession durch den Dom zur Heiligen Messe vor dem Hochaltar gab. Am Ende des Festgottesdienstes bestand die Möglichkeit eines Einzelsegens mit einer in einer kleinen Kapsel gefassten Haarreliquie, die 2019 vom früheren Sekretär des Heiligen, dem Lemberger Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki, dem Stephansdom übergeben worden war und seither in der Reliquiensammlung von St. Stephan aufbewahrt wird.
Johannes Paul II. wurde am 18. Mai 1920 mit dem bürgerlichen Namen Karol Wojtyla in Wadowice (Polen) geboren. 1978 wurde er als erster Slawe und erster Nicht-Italiener seit 456 Jahren zum Papst der katholischen Kirche gewählt und übte dieses Amt bis zu seinem Tod am 2. April 2005 mehr als 26 Jahre lang aus, womit es das zweitlängste Pontifikat der Kirchengeschichte war. Bereits sechs Jahre später, am 1. Mai 2011, sprach ihn sein Nachfolger Papst Benedikt XVI. in Rom selig, am 27. April 2014 Papst Franziskus heilig.