Das Taufsakrament beinhalte auch das Geschenk der Vergebung Gottes, was "wie eine Generalsanierung unseres Lebens" und ein "Neubeginn" sei, so Weihbischof Scharl.
Das Taufsakrament beinhalte auch das Geschenk der Vergebung Gottes, was "wie eine Generalsanierung unseres Lebens" und ein "Neubeginn" sei, so Weihbischof Scharl.
Weihbischof Scharl bei Zulassungsfeier: Weg mit Jesus verändert das Leben, ermöglicht Vergebung als "Generalsanierung". Katechumenats-Verantwortlicher: Heuer insgesamt rund 120 Taufbewerber in der Erzdiözese Wien, mehr als 220 österreichweit.
Erneut haben in Wien 40 Erwachsene die Zulassung zur Taufe in den nächsten Wochen erhalten. Der Wiener Weihbischof Franz Scharl stand am Donnerstagabend der zweiten diözesanen Zulassungsfeier des Jahres in der Pfarre Schönbrunn-Vorpark vor, in Vertretung von Kardinal Christoph Schönborn, der sich derzeit noch beim Abschluss der Weltsynode im Vatikan aufhält. Bereits im bisherigen Jahresverlauf hatten in der Erzdiözese Wien 79 Erwachsene die Taufzulassung erhalten, die meisten davon wurden bereits zu Ostern getauft.
Scharl bezeichnete in seiner Predigt das Christsein als Weg und Wachstumsprozess in Begleitung von Jesus. Jeder Mensch sei von Gott als "Einzelausgabe" geschaffen, habe eine individuelle Glaubensgeschichte und erfahre auch Gottes Führung auf ganz eigene Weise. "Manche von euch haben blitzartig erkannt, wer Gott ist, andere sind langsam in dieses Vertrauen hineingewachsen", verwies der Bischof auf die bei der Feier verlesenen Glaubensbiografien der Taufbewerberinnen und Taufbewerber. Für etliche von ihnen sei das Bekenntnis zum Christentum mit Risiken verbunden.
Besonders zum Vertrauen auf Jesus Christus, der sich selbst als "der Weg, die Wahrheit und das Leben" bezeichnet habe, rief Scharl die mit ihren Katecheten, Gemeindepriestern und Paten versammelten Taufkandidaten auf. Jesus sei seit jeher das ewige Wort, doch als Mensch trete er erst seit rund 2.000 Jahren in Erscheinung. Durch seine Menschwerdung wurde die Beziehung zwischen Gott und den Menschen zu einer Brücke, die den Weg ebne, um selbst Kind Gottes zu werden - was das Christentum von anderen Religionen klar unterscheide.
Das Taufsakrament beinhalte auch das Geschenk der Vergebung Gottes, was "wie eine Generalsanierung unseres Lebens" und ein "Neubeginn" sei, sagte Scharl. Verbunden damit sei jedoch auch die Einladung, selbst zu vergeben, auf Rache zu verzichten und sogar Feindesliebe zu üben. Vergebung sei "nicht nur eine Wiedergutmachung. Gott vergibt uns unsere Sünden und schenkt uns neues, göttliches Leben, damit wir anders leben können", so der Wiener Weihbischof.
Unter Berücksichtigung der Feier am Donnerstag gibt es in der Erzdiözese Wien heuer einen klaren Anstieg der Zulassungen zur Erwachsenentaufe, von 84 im Vorjahr auf nunmehr 119. Besonders auffällig sei der Zuwachs von 15 auf 28 bei der jüngsten Altersgruppe zwischen 14 und 20 Jahren, berichtete der diözesane Katechumenats-Zuständige Daniel Vychytil. Erstmals gebe es mehr Frauen als Männer unter den Taufbewerbern, zudem stellten in Österreich Geborene mit insgesamt 53 nun die eindeutig größte Gruppe dar. 30 Iraner wurden übers Jahr zugelassen und sechs Afghanen, der Rest verteilt sich auf 19 andere Herkunftsnationen.
Österreichweit rechnet Vychytil, der auch auf Ebene der Bischofskonferenz das Katechumenat verantwortet, mit insgesamt 220 bis 250 katholische Erwachsenentaufen für 2024, wobei erst die amtliche Statistik darüber Aufschluss geben wird. Diese verzeichnete für das vergangene Jahr 208 Erwachsenentaufen, davor lagen die Zahlen bei 226 (2022), 287 (2021) und 417 (2020). Der Trend, dass die Zahl der aus Iran und Afghanistan stammenden Konvertiten zurückgehen und dafür im Inland Geborene häufiger um Erwachsenentaufe bitten, setze sich fort und entspreche der Entwicklung auch in anderen Ländern Westeuropas, so der Theologe, der dies als eine Folgeerscheinung der Säkularisierung bezeichnete.
In der katholischen Kirche ist die traditionelle Initiationsform weiterhin die Kindestaufe, wobei die Erwachsenentaufen seit knapp 20 Jahren häufiger wird, wenngleich auf ungleich niedrigerem Niveau. Das Sakrament wird in diesem Fall nach einem intensiven, mindestens einjährigen Glaubenskurs gespendet, als dessen abschließender Höhepunkt es in vielen Diözesen die gemeinsame Zulassungsfeier gibt. In Wien gibt es dafür seit einigen Jahren neben dem Haupttermin in der Fastenzeit auch einen Termin im Herbst für später in die Vorbereitung eingestiegene erwachsene Taufkandidaten ("Katechumenen"), die das Sakrament dann später in ihren Pfarren rund um den Christkönigssonntag oder in der Advent- und Weihnachtszeit oder zum Kirchenfest "Taufe des Herrn" empfangen.