Am Friedhof denke ich an das Sterben. Ich besuche aber nicht die Toten, sondern Heimgekehrte. Es tut gut, in diesen Tagen an sie zu denken.
Am Friedhof denke ich an das Sterben. Ich besuche aber nicht die Toten, sondern Heimgekehrte. Es tut gut, in diesen Tagen an sie zu denken.
"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, aus der Zeitung HEUTE, am Donnerstag, 31. Oktober 2024.
Morgen ist Allerheiligen. Gleich drei freie Tage! Und heute für viele auch noch Halloween. Vergessen wird meist, dass Halloween seinen Ursprung im Allerheiligen-Fest hat. Es wird ja am Abend und in der Nacht vor Allerheiligen gefeiert. Seltsame Mischung: Grusel und Spaß an Halloween mit Kürbis-Fratzen, Fledermäusen und Skeletten heute Nacht, morgen dann Allerheiligen und Totengedenken, Friedhofsgang und Gräberbesuche.
Das passt alles zum Herbst. Die Blätter fallen, die Nacht kommt früh, die Nebel hüllen das Land ein. Kein Wunder, dass seit Urzeiten der November mit Sterben und Tod verbunden wird. Die Natur erinnert uns an unser eigenes Sterben. Alle wissen wir, dass der Lebensweg ein Ende hat. Mich bewegt das Kirchenlied "Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu". Das Leben ist ein Kommen und Gehen. Allerheiligen erinnert an den Himmel, das Ziel des Lebens.
Gerne sage ich von einem Menschen, der gestorben ist: Er ist heimgegangen. Am Friedhof denke ich an das Sterben. Ich besuche aber nicht die Toten, sondern Heimgekehrte. Es tut gut, in diesen Tagen an sie zu denken.