Mit den sechs Neugeweihten wirken nun 225 ständige Diakone im Bereich der Erzdiözese Wien, mehr als 80 Prozent von ihnen ehrenamtlich neben ihrem Zivilberuf.
Mit den sechs Neugeweihten wirken nun 225 ständige Diakone im Bereich der Erzdiözese Wien, mehr als 80 Prozent von ihnen ehrenamtlich neben ihrem Zivilberuf.
Kardinal Christoph Schönborn betont bei der Weihe der sechs neuen Diakone den Dienst und die spirituelle Verbundenheit mit der Kirche, die Geschenk der Gnade Gottes sind.
Am 9. November 2024, am Fest der Weihe der Lateranbasilika, weihte Kardinal Christoph Schönborn im Stephansdoms Brian Hagerty, Roman Temper, Helmut Hüttl, Michael Niemeck, Franz Tragner und Friedrich Meisner zu ständigen Diakonen. In seiner Predigt deutete der Kardinal Berufung und Dienst des Diakoes anhand des Tagesevangeliums von der Tempelreinigung.
Er betonte, dass die Diakonenweihe eine tiefe Verbundenheit mit der Kirche symbolisiere wenn auch die Berufung der Weihekandidaten in der Gesellschaft nicht immer auf Verständnis stoße. Viele sähen die Kirche in der öffentlichen Wahrnehmung auf einer sehr niedrigen Stufe, vergleichbar mit Politikern und Journalisten, und gerade in dieser oft kritischen Welt hätten sich die sechs Männer entschieden, sich dennoch in ihren Dienst zu stellen.
Die Lesungen des Tages, bezogen auf den Tempel, seien ein starkes Sinnbild: einmal als Ort der Heiligkeit und des Geheimnisses, aber auch als Stätte, die der Reinigung bedürfe. Jesus selbst habe im Evangelium die Tempelreinigung mit großer Bestimmtheit vollzogen und den Tempel als „Räuberhöhle“ bezeichnet, eine Erinnerung daran, dass die Kirche immer wieder der Erneuerung und Umkehr bedürfe.
Doch die Predigt ging über die Mahnung hinaus und vermittelte auch eine Vision der Hoffnung. Die geheimnisvolle Lesung aus dem Buch Ezechiel zeigte ein Bild, in dem aus dem Tempel ein kleiner Wasserstrom hervorfließt, der immer größer und heiliger wird, ohne dass ihm Zuflüsse zugeführt werden. Dieses Wasser sei ein Sinnbild für die Gnade Gottes, die nicht aus menschlichen Leistungen entspringe, sondern aus dem Herzen Gottes komme. Der Kardinal erklärte, dass diese göttliche Quelle die wahre Lebendigkeit und Fruchtbarkeit der Kirche sei.
„Ihr seid Diener dieses Geheimnisses“, betonte Kardinal Schönborn den Weihekandidaten gegenüber und erinnerte sie daran, dass der Glaube und die Lebendigkeit der Kirche nicht von menschlicher Anstrengung allein abhängen. Die Eltern könnten ihren Kindern den Glauben nicht aufzwingen, sondern nur vorleben; die Priester, Bischöfe und Diakone könnten die Kirche nicht aus eigener Kraft lebendig halten. Die wahre Kraft der Kirche komme von Gott.
Er würdigte die Bereitschaft der Weihekandidaten und ihrer Familien, diesen Weg zu gehen, und hob die wichtige Rolle ihrer Ehefrauen hervor, die diesem Dienst zustimmen und ihre Männer auf diesem geistlichen Weg begleiten. Die Entscheidung für den Dienst als Diakon sei keine bloße Karriereentscheidung, sondern eine Antwort auf den inneren Ruf Gottes, der aus dem „lebendigen Wasser“ der Kirche stamme.
Abschließend erinnerte der Kardinal an die Worte des Apostels Paulus: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ Dies sei eine ernste Herausforderung, aber auch eine großartige Verheißung. Jeder Mensch trage die verborgene Gegenwart Gottes in sich, und die Kirche bestehe aus lebendigen Steinen, aus jedem Einzelnen, der bereit sei, sich dieser Wahrheit zu öffnen. „Euer Dienst wird vielfältig sein – in der Verkündigung des Wortes, der Feier der Sakramente und im karitativen Dienst“, sagte er. „Dient einander, weil jeder von uns ein von Gott geliebtes Geheimnis ist.“
In der Erzdiözese Wien besteht das Institut des ständigen Diakonats seit 1970. Das Zweite Vatikanum hat diesen altkichlichen Dienst erneuert und ihn auch für verheiratete Männer geöffnet. Mit den sechs Neugeweihten wirken nun 225 ständige Diakone im Bereich der Erzdiözese Wien, mehr als 80 Prozent von ihnen ehrenamtlich neben ihrem Zivilberuf.