Vor 30 Jahren unterzeichneten die Katholische und Assyrische Kirche eine bahnbrechende Erklärung zur gemeinsamen Christologie. Beim Festakt in Wien bekräftigten Kardinal Schönborn und Patriarch Mar Awa III. den Wunsch nach mehr Kircheneinheit.
Im Wiener Erzbischöflichen Palais versammelten sich am Montag bedeutende Kirchenvertreter, um das 30-jährige Jubiläum der „Gemeinsamen Erklärung zur Christologie“ zwischen der Katholischen und der Assyrischen Kirche des Ostens zu feiern. Kardinal Christoph Schönborn und der assyrische Patriarch Mar Awa III. erinnerten in festlicher Atmosphäre an den historischen Schritt von 1994, der von Papst Johannes Paul II. und Patriarch Mar Dinkha IV. unterzeichnet wurde. Die Erklärung bestätigt, dass beide Kirchen denselben Glauben an Jesus Christus teilen – ein Meilenstein in der Ökumene.
Kardinal Schönborn betonte die Bedeutung jedes Schrittes in Richtung Kircheneinheit: „Es ist traurig, dass die Streitigkeiten über Jesus Christus in den frühen Jahrhunderten die Kirche gespalten haben.“ Gleichzeitig hob er die Rolle der Stiftung Pro Oriente hervor, die seit 60 Jahren dem Dialog verpflichtet ist. Der Patriarch Mar Awa zeigte sich überzeugt, dass der Heilige Geist die ökumenischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte geleitet habe. Er erinnerte an den Papstbesuch in Rom, bei dem Papst Franziskus kürzlich den heiligen Isaak von Niniveh in das römische Martyrologium aufnahm – ein starkes Zeichen für die Annäherung.
Der Theologe Dietmar Winkler erklärte, dass die Assyrische Kirche jahrhundertelang zu Unrecht als häretisch galt. Die Erklärung von 1994 habe diese alte Wunde geheilt und eine Wiederannäherung ermöglicht. Der armenische Bischof Tiran Petrosyan unterstrich die Vorbildwirkung der Kirchen für ein friedliches Miteinander in einer gespaltenen Welt.
Florian Welzig, Leiter des Kultusamts, lobte die Arbeit von Pro Oriente als Brückenbauer zwischen den Kirchen. Präsident Alfons Kloss bekräftigte, dass Christen sich ihrer gemeinsamen Identität bewusst sein und den Glauben in Einheit bezeugen sollten: „Lasst uns gemeinsam beten, gehen und arbeiten“, zitierte er Papst Franziskus.
Das Treffen unterstrich, dass die Kirchen, obwohl sie noch einen langen Weg vor sich haben, entschlossen sind, im Geist der Freundschaft weiterzugehen – eine ermutigende Botschaft für die Christenheit weltweit.