Jährlich zu Schuberts Todestag am 19. November wird im Stephansdom seiner gedacht, selbstredend in den unsterblichen Melodien der von ihm vertonten Deutschen Messe.
Franz Schuberts Kirchenmusik zählt zu den schönsten und beliebtesten Elementen liturgischen Feierns. Seine Deutsche Messe „Wohin soll ich mich wenden“ steht im Kirchengesang überhaupt an der Spitze, landauf, landab, und das seit mehr als 150 Jahren.
Jährlich zu Schuberts Todestag am 19. November wird im Stephansdom seiner gedacht, selbstredend in den unsterblichen Melodien der von ihm vertonten Deutschen Messe.
Neben ihm steht in diesem Jahr der Autor der Texte der sogenannten „Schubert-Messe“, Johann Philipp Neumann, in besonderer Aufmerksamkeit. Anfang Oktober jährte sich sein Todestag zum 175. Mal, am 27. Dezember wird seines 250. Geburtstags gedacht.
Neumann war im Hauptberuf Physiker und in dieser Profession Rektor der Universität Graz und später Inhaber eines Lehrstuhls am Polytechnischen Institut in Wien (heute TU).
Nebenbei und ebenso professionell war er Schriftsteller und Bibliothekar. Zur Vertonung seiner „Gesänge zur Feier des heiligen Opfers der Messe“, so der originale Titel der Deutschen Messe, wandte er sich an Franz Schubert und honorierte den Kompositionsauftrag am 16. Oktober 1827 mit 100 Gulden Wiener Währung.
Ohne Johann Philipp Neumann würde es die „Schubert-Messe“ nicht gegeben, er schuf die zugrundeliegenden Texte, und er erwählte und bezahlte Franz Schubert für die Vertonung, in deren Melodien seine Texte fortleben.
Die Qualität von Neumanns Dichtkunst wurde von Schubert schon früher wertgeschätzt, jedenfalls legte er seiner Oper „Sakuntula“ (1820/21) ein Libretto Neumanns zugrunde. In Erinnerung daran verwendete Schubert die Melodie des Eingangschors der Oper „Das holde Licht des Tages“ Jahre später bei seiner Vertonung der Deutschen Messe im Eingangslied „Wohin soll ich mich wenden“.
Kaum bekannt, obschon ein wunderbares Kirchenlied, ist Neumanns Anhang „Das Gebet des Herrn“ zu den Teilen der Deutschen Messe, eine Paraphrase des „Vater unser“ in vier Strophen, die Schubert ebenfalls vertont hat. Die „Vater unser“-Ergänzung ist in der Gattung Deutsche Messe einzigartig. Man fragt sich, was Johann Philipp Neumann zu diesem Anhang bewogen haben mag.
Möglicherweise war dafür die Lichtentaler Pfarrkirche motivierend. Im Bildwerk der Kirche sind drei 1771/72 geschaffene Fresken mit den sieben Vater Unser-Bitten bestimmend. An den Rändern der Fresken ist der Text des „Vater Unser“ zum jeweiligen Einzelbild wiedergegeben.
Nun ist bekannt, dass Franz Schubert in Lichtental geboren wurde und von klein auf in der Pfarrkirche musikalisch engagiert war. Er ist mit den berühmten „Vater unser“-Fresken aufgewachsen. Die Verbindung des Textautors Johann Philipp Neumann zu Lichtental war jedoch (noch) eine andere: Neumann war mit dem späteren Stephaner Curpriester, Domprediger und -kapitular Jakob Rudolf Khünl bekannt und auf dem Gebiet der Schriftstellerei und Dichtung mit ihm gemeinsam tätig. Khünl – im nächsten Jahr gedenkt man seines 250. Geburts- und 200.
Todestags – war vor seiner Tätigkeit am Stephansdom Kaplan in der Pfarre Lichtental und von daher ebenfalls von den berühmten „Vater unser“-Fresken durchdrungen. In diesen Gegebenheiten könnte also ein Zugang zur Entstehung des Anhangs „Das Gebet des Herrn“ zur Deutschen Messe „Wohin soll ich mich wenden“ zu finden sein.
Stephansdom, Dienstag, 19. November, 18:00 Uhr
Franz Schubert-Gedenkmesse am Todestag des Komponisten
mit Dechant P. Mag. Matthias Schlögl OSA
Musikalische Gestaltung mit der Deutschen Messe „Wohin soll ich mich wenden“.
Mitwirkend: Militärmusik Burgenland, Leitung: Kapellmeister Oberst Mag. Johann Kausz.