"Cardinal Schönborn Chair on Dogmatic Theology" an katholischer Hochschule in Niederösterreich präsentiert - Thomas von Aquin und jüdische Religiosität im Fokus eines Festakts.
In seiner Dankansprache nahm Schönborn Bezug auf das Motto des ITI, "Sicut cervus at fontes" (Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott nach Dir"; Psalm 42). In unserer Zeit gebe es so viele Seelen, denen der Bezug zum christlichen Glauben fehle, die sich aber nach diesem lebendigen Wasser sehnten. Das ITI trage dazu bei, gerade die Quellen dieses lebendigen Wassers zu studieren und zu vermitteln, sagte der Kardinal, der seit seiner Emeritierung auch nicht mehr Großkanzler ist.
An dem Festakt nahmen u.a. Erzbischof Cyril Vasil (Kosice), Bischof Klaus Küng, die Weihbischöfe Franz Scharl (Wien) und Milan Lach (Bratislava) teil, weiters Vertreter des Niederösterreichischen Landtags, Mitglieder des ITI-Stiftungsrats (Board of Trustees), angeführt von Jean-Baptiste de Franssu, der u.a. seit 2014 den Aufsichtsrat der Vatikanbank IOR leitet, sowie Mitglieder der ITI-Großspendervereinigung "Chancellor's Council" unter Leitung von Georg Starhemberg. Moderiert wurde das Fest-Symposium von ITI-Rektor Bernhard Dolna.
Im Blick auf den Tagesheiligen Thomas von Aquin erläuterte Kardinal Schönborn im Rahmen des Symposiums dessen Überlegungen zum zentralen Glaubensgeheimnis der Liebe Gottes zum Menschen.
Mehr Interesse für zeitgenössisches Judentum
Gastreferent des Symposiums war Rabbiner Alon Goshen-Gottstein, Gründer und Leiter des Jerusalemer Elijah Interfaith Institutes. Er war Schüler des in Deutschland ausgebildeten späteren israelischen Talmudlehre-Professors und langjährigen Präsidenten der Israelischen Akademie der Wissenschaften, Ephraim Urbach. Goshen-Gottstein regte an, dass christliche Theologiestudenten das neuzeitliche Judentum studieren sollten, insbesondere die Strömungen der Kabbalah und des Chassidismus. Die Christen hätten zwar Bibel, Glaubensinhalte, Traditionen und Riten aus dem Judentum übernommen, aber sie hätten dieses Erbe neu interpretiert. Im Blick auf den jüdischen Jesus werde christlicherseits zwar viel mit jüdischen Wissenschaftlern zusammengearbeitet, wenig bis gar kein Interesse gebe es hingegen am zeitgenössischen Judentum.
Der israelische Rabbiner wies auf Parallelen im Blick auf die Traditionsweitergabe hin. Ebenso wie es im Christentum Heilige gebe, gebe es diese in den Strömungen der Kabbalah und des Chassidismus, etwa Nachman von Breslov oder Ba'al Schem Tov. Als Jude könne er deshalb am 1. November Allerheiligen mitfeiern und dabei dieser Frommen des Judentums gedenken.
Für ihn - so Goshen-Gottstein - habe auch der heilige Franz von Assisi große Bedeutung. Dieser sei ein Pionier des "multilateralen religiösen Weges" gewesen, indem er nach Ägypten gefahren und dort mit dem Sultan in Austausch getreten sei. Dieser multilaterale Weg sei auch der seine, so Goshen-Gottstein. Denn die Zusammenarbeit mit Christen wäre sonst schwierig, weil der bloß bilaterale Weg aufgrund der starken Reserviertheit vieler Juden gegenüber den Christen wenig Erfolg habe.
Eine Initiative von Papst Johannes Paul II.
Die Katholische Hochschule Trumau (ITI) wurde 1996 auf Initiative von Papst Johannes Paul II. als "Internationales Theologisches Institut für Studien zu Ehe und Familie" gegründet, um jungen Menschen eine umfassende theologische Bildung mit dem Schwerpunkt Ehe und Familie zu ermöglichen. Zunächst in der Kartause Gaming beheimatet, übersiedelte die Hochschule 2008 auf Einladung der Zisterzienser von Stift Heiligenkreuz ins Schloss Trumau. Die Hochschule erwarb ein Grundstück neben dem Schloss, auf dem mithilfe des Landes Niederösterreich der Campus errichtet wurde. Parallel dazu fand die Umbenennung in Katholische Hochschule ITI statt.
Das ITI ist eine spendenfinanzierte akademische Einrichtung, die vier kanonisch anerkannte Grade (zwei Master, ein Lizenziat und ein Doktorat) verleiht. Die aktuell rund 100 Studierenden kommen aus 20 Ländern.
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