Schüler:innen aus Laa an der Thaya besuchen ihren Bischofsvikar. Weihbischof Turnovszky stellt sich den kritischen Anfragen der jungen Leute.
Papst Franziskus prägte das Bild einer Kirche, die "an die Ränder gehen" soll. Manchmal ist es jedoch ebenso wichtig, "die Ränder" ins "Zentrum" zu holen. Genau das geschah am Donnerstag, dem 10. April 2025 in Wien. 19 Schüler:innen des Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasiums Laa an der Thaya besuchten, begleitet von ihren Religionslehrerinnen und Direktor Thomas Jaretz, Weihbischof Stephan Turnovszky in Wien.
Diesem Treffen war eine Schulvisitation Turnovszkys in der österreichisch-tschechischen Grenzstadt vorausgegangen. Dabei hatte er, wie üblich, auch Schüler:innen im Religionsunterricht getroffen. Im Anschluss daran war bei allen Beteiligten das Gefühl zurückgeblieben, dass der Dialog fortgesetzt werden müsse, da zu viele Fragen offengeblieben waren. Gemeinsam mit Fachinspektor Karl Frey lud der Weihbischof die Oberstufenschüler:innen zu einem "Gegenbesuch" nach Wien ein. Ziel war ein synodaler Perspektivenwechsel: Die Schüler:innen sollten Einblicke in die Welt, d. h. den Arbeitsalltag und das Umfeld eines Bischofs, bekommen. Ein Perspektivenwechsel könnte vielleicht helfen, Positionen und Standpunkte des Gegenübers besser zu verstehen.
Gewissermaßen visitierten damit 19 junge Leute ihren Bischofsvikar. Dieser holte sie im Stephansdom ab und führte sie durch das Palais. Gemeinsam stimmte man sich in der Andreaskapelle auf die Begegnung ein, warf im Vorbeigehen einen Blick in das Büro des Weihbischofs, um dann sehr schnell in medias res zu gehen.
Zwei Stunden lang stellte sich Stephan Turnovszky den kritischen Fragen der jungen Menschen. Im Wesentlichen lassen sich die vielen Wortmeldungen in einer großen Frage zusammenfassen: Kirche, wie hältst du es mit der Gerechtigkeit? Von der Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern über die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und das Thema der geschlechtlichen Selbstbestimmung bis hin zum Recht der Frau, etwa durch Schwangerschaftsabbruch autonom über ihren Körper zu verfügen, entwickelte sich ein intensiver Dialog, in dem die jungen Leute respektvoll, aber hartnäckig nachfragten.
Interessanterweise blieben Fragen nach Gott, dem Evangelium oder, allgemeiner gefasst, nach der Transzendenz völlig aus. Auch gesellschaftspolitisch relevante Themen, zu denen die Kirche klare Positionen bezieht, wurden nicht angesprochen. Es bleibt offen, ob trotz des intensiven Gedankenaustauschs nicht auch diesmal noch vieles, möglicherweise sogar noch mehr, ungesagt und ungeklärt geblieben ist. Das Gespräch endete dennoch nicht abrupt, sondern klang mit einem gemeinsamen Mittagessen aus, bei dem die eine oder andere Diskussion noch weitergeführt werden konnte.
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