Die katholische Kirche in Österreich wächst in ihrer Vielfalt: Kardinal Schönborn gründete in Wien eine neue Gemeinde für die Syro-Malabarische Kirche, eine indische Kirche in Union mit Rom. Über 4.000 Gläubige in Österreich finden nun ein weiteres spirituelles Zentrum in der Kirche "Auferstehung Christi"
Die katholische Kirche in Wien hat Zuwachs bekommen: Kardinal Christoph Schönborn hat als Verantwortlicher für die katholischen Ostkirchen im Österreich eine neue, eigenständige Gemeinde für die Gläubigen der Syro-Malabarischen Kirche errichtet. Diese neue Gemeinschaft hat ihr Zentrum in der katholischen Kirche "Auferstehung Christi" im 22. Wiener Bezirk (Saikogasse 8).
Die feierliche Gründung der neuen Gemeinde fand am Palmsonntag mit einem Festgottesdienst in der genannten Kirche statt. Geleitet wurde die Zeremonie von Yuriy Kolasa, dem Generalvikar für die katholischen Ostkirchen in Österreich. Gleichzeitig wurde Pater Dinto Plackal, der bereits als Kaplan in derselben römisch-katholischen Pfarre tätig ist, zum ersten Seelsorger dieser neuen Gemeinde ernannt. Ihr offizieller Name lautet "Heiligstes Herz Jesu - Syro-Malabarische Gemeinde Wien".
Generalvikar Kolasa betonte gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress, dass dies ein "bedeutender Schritt für die syro-malabarische Glaubensgemeinschaft in Österreich" sei. Die Zahl ihrer Mitglieder wachse stetig und die Gemeinde zeichne sich durch eine große Lebendigkeit aus. "Mit ihrem dynamischen Gottesdienstleben, dem starken Engagement der Jugendlichen und einer tief verwurzelten spirituellen Tradition ist diese Gemeinde ein wichtiges Element der kulturell vielfältigen katholischen Kirche in Österreich", so Kolasa.
Die Gründung der neuen Gemeinde sei eine logische Konsequenz des Wachstums. Neben den Gottesdiensten bietet die Gemeinschaft bereits jetzt sonntägliche Religionskurse für Kinder und Jugendliche, zahlreiche weitere Kurse für Gläubige jeden Alters, verschiedene Chöre, eine Jugendgruppe, soziale Projekte und Müttergruppen an.
Die Syro-Malabarische Kirche ist eine katholische Kirche, die ihren Ursprung in Indien hat und mit dem Papst in Rom verbunden ist (man spricht von einer "Kirchenunion"). Weltweit zählt diese Kirche rund 4,5 Millionen Gläubige, hauptsächlich in Indien, aber auch in Ländern wie Australien, Großbritannien, Kanada und den USA. In Österreich leben laut Generalvikar Kolasa bereits mehr als 4.000 Angehörige dieser Kirche. In Wien gibt es nun drei offizielle Gemeinden der Syro-Malabarischen Kirche. Weitere Gemeinden bestehen in Feldkirch, Graz und Salzburg, wo erst kürzlich ebenfalls eine neue Gemeinde gegründet wurde.
Das Christentum hat in Indien eine lange Geschichte. Der Überlieferung nach brachte der Apostel Thomas bereits im 1. Jahrhundert den christlichen Glauben auf den indischen Subkontinent. Die einheimischen indischen Christen werden daher auch als Thomaschristen bezeichnet. Auch wenn es dafür keine direkten historischen Beweise gibt, wird angenommen, dass es aufgrund der regen Handelsbeziehungen zwischen Indien und Persien sowie einer jüdischen Gemeinschaft in Indien schon früh Christen in der Region gab. Ab dem 4. Jahrhundert ist belegt, dass die Christen in Indien Teil der Assyrischen Kirche des Ostens waren.
Ab dem 15. Jahrhundert brachten portugiesische Kolonialherren auch die römisch-katholische Kirche nach Indien. Im 17. Jahrhundert wandte sich ein bedeutender Teil der indischen Thomaschristen aus Protest gegen die "Latinisierung" (die Übernahme lateinischer Riten) der Syrisch-orthodoxen Kirche zu. Ein Teil blieb jedoch in Gemeinschaft mit Rom. Dieser Teil bildete den Kern der Syro-Malabarischen Kirche, die ihre heutige Bezeichnung allerdings erst im 19. Jahrhundert erhielt. Die Gründung einer neuen Gemeinde in Wien unterstreicht die wachsende Bedeutung dieser traditionsreichen Kirche innerhalb der katholischen Landschaft Österreichs.
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