Neben dem Golan ist die österreichische Militärseelsorge auch in den Bundesheeres-Einsatzgebieten im Libanon, im Kosovo und in Bosnien tätig.
Neben dem Golan ist die österreichische Militärseelsorge auch in den Bundesheeres-Einsatzgebieten im Libanon, im Kosovo und in Bosnien tätig.
Der Rückzug der österreichischen UNO-Soldaten von den Golan-Höhen wird seelsorglich begleitet: Der Militärseelsorger vor Ort wohnt wie die Soldaten für die Dauer ihres Einsatzes im Camp.
Seit 1974 stellte der syrische Golan eines der vier ausländischen Einsatzgebiete des Bundesheeres dar, in denen stets auch Militärseelsorger tätig waren. Man sei als Militärseelsorger auf dem Golan oft "Ansprechpartner zu Fragen, die den Dienst, aber auch das persönliche und familiäre Leben der Soldaten betreffen", erklärt der für Militärseelsorge zuständige Bischofsvikar Werner Freistetter, der selbst als Seelsorger am Golan tätig war.
Als Seelsorger sei man viel unterwegs, um Soldaten in ihrem Dienst an den verschiedenen Stützpunkten - etwa am Gipfel des Berges Hermon - zu begleiten, so Freistetter. Im Camp gebe es eine "einfache, aber schöne Kirche für die Gottesdienste", die an Fest- und Feiertagen für viele Soldaten eine wichtige Anlaufstation darstelle. Als Militärseelsorger organisierte er auch "Betreuungsfahrten" zu den Pilgerstätten im Heiligen Land. "Diese ermöglichen nicht nur eine kulturelle Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart der Region, sondern bietet auch Gelegenheiten zu Gesprächen über Glaube und existentielle Fragen des Menschen", so Freistetter.
Zu den Pionieren der Militärseelsorge auf dem Golan zählt der Salvatorianerpater Albert Gabriel, heute Rektor der Wiener Donauscity-Kirche. Er war in den Jahren 1976 und 1977 der damals zweite "Golan-Pfarrer", nachdem die österreichischen UN-Soldaten von ihren ehemaligen Stellungen auf dem Sinai auf das israelisch-syrische Grenzgebiet verlegt worden waren. In seiner Funktion folgte Gabriel auf seinen Ordensbruder Pater Edwin Stadlmann, der sechsmal im Golan stationiert war und, so Gabriel, aufgrund seines "guten Drahtes zu den jungen Männern" legendären Ruf erlangte, ehe er in den frühen 1990ern an einem Krebsleiben starb.
Für ihn selbst sei der Golan-Einsatz die "fruchtbarste seelsorgliche Etappe" seiner 50 Jahre als Priester gewesen, so Gabriel im Rückblick. Einige der Soldaten hätten die Firmung empfangen, "mit denen wir eine Vorbereitung in Nazareth und Jerusalem machten, ein Soldat wurde im Jordan getauft". Von den Soldaten sei auch die Initiative dazu ausgegangen, dass unter Gabriel der Bau der Kirche begonnen wurde, die bis zuletzt die wichtigste Station der Golan-Seelsorge bildete. "Gebaut wurde nur in der Freizeit, und die Kosten wurden allein durch Spenden aufgebracht", erzählt Gabriel.
Als seine zentrale Aufgabe beschrieb Pater Gabriel, gemeinsam mit dem "Welfare Office" zur Gemeinschaft beizutragen. Dass Religion im Leben auffällig vieler Soldaten eine Rolle spielte, sah er durch zwei Voraussetzungen begründet: "Erstens die gute Kameradschaft zwischen den Soldaten, die Zigaretten wie auch Liebesbriefe untereinander teilten, sowie das einfache Leben, das auch Einsamkeit, ein Auskommen ohne Luxus und ein aufeinander Angewiesen-Sein umfasst." Unterschiedlich waren die Motive: "Manche lockte das Geld, andere suchten Abenteuer, wieder andere wollten offensichtlich der Situation zuhause entfliehen. Die Erfahrung zeigt, dass die Probleme damit größer statt kleiner wurden", so Pater Gabriel. Für die meisten sei der Golan jedoch eine "gute, glückliche" Zeit gewesen - "auch für mich", so der Ordenspriester.
Den Rückzug aus dem Golan bezeichnete der Salvatorianer-Priester als "vernünftig": "Für eine Fortführung der friedenserhaltenden Aufgabe fehlen die Voraussetzungen. Die Soldaten können sich nicht in einen Bürgerkrieg eingreifen, bei dem sie zwischen den Fronten sitzen - und es kann nicht ihre Aufgabe sein, in einem Bunker zu sitzen", so der ehemalige Militärpriester.
"Meine fruchtbarste seelsorgliche Etappe": Pater Albert Gabriel war in den Jahren 1976 und 1977 Militärseelsorger am Golan. Heute ist der ehemalige "Golan-Pfarrer" Rektor der Wiener Donauscity-Kirche.
Die Militärseelsorger organisierte für die am Golan stationierten Blauhelme Betreuungsfahrten zu den Pilgerstätten im Heiligen Land.