"Der Glaube ermöglicht, alles mit den Augen Christi zu sehen. Das ist ein Teilnehmen an der Art und Weise, wie Jesus selbst die Dinge sieht. Das ist ein Kernsatz dieser Enzyklika."
"Der Glaube ermöglicht, alles mit den Augen Christi zu sehen. Das ist ein Teilnehmen an der Art und Weise, wie Jesus selbst die Dinge sieht. Das ist ein Kernsatz dieser Enzyklika."
Die Enzyklika sei "ein umfassendes Schreiben über das Phänomen des Glaubens und seine vielfältige Entfaltung in Geschichte und Gegenwart", so Kardinal Christoph Schönborn.
Als dichtes Lehrschreiben, das zum Mitdenken und Nachdenken herausfordert, hat der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn die erste Enzyklika von Papst Franziskus "Lumen fidei" ("Licht des Glaubens") bezeichnet. Der Kardinal sprach in einer ersten Reaktion am Freitag, dem 5. Juli 2013, von einem umfassenden Schreiben über das Phänomen des Glaubens und seine vielfältige Entfaltung in Geschichte und Gegenwart. Die Enzyklika weise einen starken Bezug zum Leben und zu den Herausforderungen der gegenwärtigen Zeit auf.
In der neuen Enzyklika sei freilich noch deutlich die Handschrift von Papst Benedikt XVI. zu bemerken, so Schönborn. Er verglich das Lehrschreiben mit einem "vierhändigen Klavierstück". Vor allem in den ersten beiden (von vier) Kapiteln sei der Beitrag des emeritierten Papstes zu erkennen, betonte Schönborn, etwa hinsichtlich der literarischen Verweise auf Friedrich Nietzsche, Dante oder Romano Guardini. Freilich würden diese Verweise auch gut zu Papst Franziskus passen, der ebenfalls ein weites literarisches Interessensfeld hat, hielt der Wiener Erzbischof fest.
Beeindruckt habe ihn unter anderem jener Aspekt der Enzyklika, wonach das Licht des Glaubens als Teilhabe an der Lebens- und Sichtweise Jesu Christi gedeutet wird: "Der Glaube ermöglicht, alles nicht nur im Licht Christi zu sehen, sondern sogar, alles mit den Augen Christi zu sehen." Das sei "ein Teilnehmen an der Art und Weise, wie Jesus selbst die Dinge sieht", so der Kardinal. "Das ist ein Kernsatz dieser Enzyklika."
Der Papst entfalte den Glauben in zwei Richtungen, erläuterte der Kardinal, sowohl hinsichtlich des Erkennens und der Vernunft als auch hinsichtlich der Tat.
Glaube sei letztlich immer auch vernünftig und habe mit Verstehen zu tun. Ein gutes Beispiel dafür sei die Person des seligen Franz Jägerstätter, so Schönborn. Sein tiefer Glaube habe ihm die Einsicht in die Abgründe des Nationalsozialismus ermöglicht.
Auf der anderen Seite hebe der Papst in der Enzyklika auch deutlich die soziale und ökologische Dimension des Glaubens hervor. Schönborn betont: "Wer an Gott glaubt, der kann sich der Schöpfung gegenüber nur als ehrfürchtig erweisen und weiß, dass er nicht Eigentümer sondern nur Hirte ist."
Wenn der Papst starke eigene Akzente setze - etwa in der Hinwendung zu den Armen, zur Umwelt oder nun auch zu den Flüchtlingen auf der Insel Lampedusa -, dann sei das letztlich auch nichts Neues, sondern er erinnere damit nur immer wieder neu an das Evangelium: "Letztlich geht es einfach darum, den von Jesus Christus empfangenen Glauben zu leben und in den Alltag von heute zu übersetzen", so Schönborn. Das sei schon das grundlegende Programm von Benedikt XVI. gewesen und das sei nun bei Franziskus nicht anders.
Hier finden Sie den vollständigen Text der Enzyklika "Lumen fidei" als pdf.