Cecily Corti hat in Wien eine Notschlaftstelle für Obdachlose aufgebaut: "Ich glaube, dass wir uns mit dieser Arbeit selber sehr viel Gutes tun. Wir werden beschenkt und können unendlich viel lernen", sagt Corti im Radio Stephansdom-Sommergespräch.
Cecily Corti hat in Wien eine Notschlaftstelle für Obdachlose aufgebaut: "Ich glaube, dass wir uns mit dieser Arbeit selber sehr viel Gutes tun. Wir werden beschenkt und können unendlich viel lernen", sagt Corti im Radio Stephansdom-Sommergespräch.
Cecily Corti hat die VinziRast in Wien Meidling, eine Notschlaftstelle für Obdachlose, aufgebaut. Das war im Jahr 2004. Doch geplant hatte sie das Engagement für Menschen ohne Obdach zunächst nicht, erzählt sie im Radio Stephansdom-Sommergespräch mit Michaela Necker.
"In Paris arbeitete ich im Jahr 2000 in einem Frauenhaus für wohnungslose Frauen, ein bleibender Eindruck für mich", sagt Corti. "Das war mein Impuls, in Wien etwas zu tun. Ich wollte einfach der Intensität von Leid und Schmerz in der Welt, der ich oft ohnmächtig gegenüber stehe, etwas entgegensetzen." Corti begegnete dem Obdachlosenpfarrer Wolfgang Pucher, der sein VinziDorf aus Graz in Wien umsetzen wollte. Seine Worte über die "Sünde der Distanz" trafen Cecily Corti tief. "Ab dem Moment hab ich mich hundertprozentig für seine Idee eingesetzt." Bald fand sich das Haus in der Wilhelmsstraße in Meidling. Von Anfang an gab es eine große Zahl ehrenamtlicher Mitarbeiter und privater Spender.
"Ich glaube, dass wir uns mit dieser Arbeit selber sehr viel Gutes tun. Wir werden beschenkt und können unendlich viel lernen", sagt Corti über ihre Arbeit. Das wichtigste sei die Offenheit der Mitarbeiter, um den Obdachlosen Mitgefühl zu zeigen. "Ein Sprichwort sagt, ‚Mitgefühl ist der Widerhall im eigenen Herzen‘. Es geht also nicht um Mitleid." Natürlich geht es auch primär darum, ein Bett für die Nacht zu finden. Manchmal aber sei das Haus einfach voll. Dann gibt es eine warme Decke für die Nacht. "Bei uns im VinziHaus geht es um die Qualität der Beziehung. Jeder ist willkommen. Ohne Kritik und Verbesserungswut. Ohne Vorurteil." Danach sehne sich jeder Mensch, sagt Cecily Corti.
Wie begegnet man dem Menschen auf der Straße? Wie gibt man richtig? "Beim Geben sollte eine Haltung zum Ausdruck kommen, die den Empfangenden ermächtigt. Und jeder soll für sich spüren, was bin ich bereit zu geben", so Corti. Das ändere sich im Laufe eines Menschenlebens und hänge zusammen mit den eigenen Lebenserfahrungen. Eine große Blockade sei die Angst, die auch durch populistische Politiker geschürt werden würde. "Das Fremde, mit dem ich mich auseinandersetzen muss, bedeutet auch eine Auseinandersetzung mit mir selbst. Das ist eine enorme Horizonterweiterung."
Das vollständige Interview mit Cecily Corti hören Sie am Dienstag, 9. Juli 2013, ab 19.00 Uhr
Wiederholung am Samstag, 13. Juli 2013, ab 18.05 Uhr