"Besonders im Vorjahr sind die Gemeinden infolge der von der schlechten wirtschaftlichen Lage Ungarns ausgelösten Migration gewachsen", so Pfarrer Simon Ferenc.
"Besonders im Vorjahr sind die Gemeinden infolge der von der schlechten wirtschaftlichen Lage Ungarns ausgelösten Migration gewachsen", so Pfarrer Simon Ferenc.
Ungarn-Seelsorger Ferenc Simon: Verdreifachung der Gemeindemitglieder seit 2008, Ungarische AMS-Beratung wäre für Integration notwendig.
In den ungarisch-sprachigen katholischen Gemeinden Österreichs hat sich die Mitgliederzahl in den letzten fünf Jahren verdreifacht. Der verstärkte Zuzug von Ungarn nach Österreich - 2012 waren sie mit 6.600 Personen erstmals die zahlenstärkste Einwanderergruppe - macht sich deutlich in den Kirchengemeinden bemerkbar, erklärte der Oberseelsorger der Ungarn in Österreich, Ferenc Simon, am Dienstag, 16. Juli 2013: "Besonders im Vorjahr sind die Gemeinden infolge der von der schlechten wirtschaftlichen Lage Ungarns ausgelösten Migration gewachsen." Pfarrer Simon appellierte dazu, österreichweit muttersprachliche Arbeitsberatung anzubieten: Besonders bei der Arbeitssuche gebe es für zuwandernde Landsleute große Hürden.
Zwar lassen sich viele der ungarischen Einwanderer in Wien nieder, doch leben viele auch verstreut im ganzen Bundesgebiet. Die ungarischsprachigen katholischen Gemeinden, die es in allen Bundesländern außer Vorarlberg gibt, übernehmen in dieser Situation laut Simon immer mehr die Funktion von "zentralen Treffpunkten" für den gemeinsamen Austausch.
Der Großteil der ungarischen Zuwanderer plant, später wieder in die Heimat zurückzukehren, so der Geistliche. Ausnahme bilden hier die jüngeren Einwanderer, vor allem die Studenten: "Für sie stehen im Vordergrund die Fragen nach der Perspektive, wo sie sich wohlfühlen und wo das Leben leistbar ist", erklärte Simon. Ein großer Teil dieser Gruppe studiere in Wien Wirtschaft und finanziere sich dies selbst mit Gelegenheitsjobs.
Auffallend sei jedoch auch die hohe Zahl Obdachlosen, die laut Simon ihren Verweilort immer öfter von Budapest nach Wien verlegen. "Für sie spielt vor allem das bessere soziale Netzwerk in Österreich eine Rolle", erklärte der Seelsorger.
Den meisten Ungarn in Österreich sei es aber wichtig, unabhängig zu bleiben. Probleme gebe es dabei vor allem bei der Arbeits- oder Wohnungssuche. Pfarrer Simon: "Durchschnittlich dauert es drei bis sechs Monate, bis sie in Österreich Arbeit finden. Bis dahin leben viele von Erspartem." Es wäre ein "Meilenstein" für die Erleichterung der Arbeitssuche, wenn das Arbeitsmarktservice (AMS) österreichweit Beratungsgespräche auf Ungarisch bieten würde, so Simon: "Es gibt zwar in Wien eine derartige Beratung, doch ist das zu wenig."
Von diesem Problem zeugen auch die Ratschläge zur Wohnungs- und Arbeitssuche, die auf der offiziellen Homepage der ungarischsprachigen katholischen Gemeinden in Österreich - auf Ungarisch - zu finden sind. Wenn es auch keine konkreten Hilfsprojekte oder finanzielle Unterstützung durch die Gemeinden gibt, versuche man sehr wohl, über schon in Österreich sesshafte, integrierte Mitglieder "Kontakte für jene herzustellen, die gerade nach Österreich gekommen sind".
Wie bei anderen Einwanderergruppen, stellt auch für sich in Österreich niederlassende Ungarn die Sprache eines der Hauptprobleme für die Integration dar. "Grundsätzlich zeigen die Ungarn jedoch hohen Willen zur Integration - weshalb es auch zu keiner Ghettobildung kommt", betonte der Ungarn-Seelsorger.
Ähnlich sei aus ungarischer Perspektive die Situation in Deutschland und England. Simon: "Auch hier steigt die Zahl der ungarischen Einwanderer rapide." In Deutschland sei es zuletzt vermehrt zu Missbrauch von ungarischen Arbeitskräften gekommen, wobei Löhne zu spät oder gar nicht ausgezahlt worden seien. In Österreich seien derartige Fälle bislang nicht bekannt.
In den ungarisch-sprachigen katholischen Gemeinden Österreichs hat sich die Mitgliederzahl in den letzten fünf Jahren verdreifacht.