In seiner Rede forderte der Papst Franziskus die Bischöfe dazu auf, ihren Beitrag zu Bildung, Gesundheit und sozialem Frieden in ihrem Land zu leisten.
In seiner Rede forderte der Papst Franziskus die Bischöfe dazu auf, ihren Beitrag zu Bildung, Gesundheit und sozialem Frieden in ihrem Land zu leisten.
Papst Franziskus sprach zu den anwesenden Bischöfen am Weltjugendtag in Rio 2013.
Als "Bewährungsprobe" für die Kirche Brasiliens hat Papst Franziskus Amazonien bezeichnet. In der Region, deren größte Diözese Xingu der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler leitet, gehe es um die Bewahrung der gesamten Schöpfung, die nicht ungezügelt ausgebeutet werden dürfe, sondern zu einem Garten gemacht werden sollte, so Franziskus am Samstag, 28. Juli 2013, vor den Kardinälen und Bischöfen Brasiliens. Vor allem aber komme es darauf an, die Arbeit der Kirche in dieser weiten Region zu intensivieren und zu fördern, unterstrich der Papst.
In seiner Rede, die der Papst im Rahmen eines gemeinsamen Mittagessens hielt, forderte der Papst die Bischöfe dazu auf, ihren Beitrag zu Bildung, Gesundheit und sozialem Frieden in ihrem Land zu leisten. Diese drei Felder gehörten zu den Dringlichkeiten Brasiliens, und die Kirche habe zu diesen Themen ein gewichtiges Wort mitzureden. Bei der Bewältigung dieser Aufgaben reichten rein technische Lösungen nicht aus. Vielmehr bedürfe es einer "grundlegenden Sicht des Menschen, seiner Freiheit, seines Wertes und seiner Öffnung für das Transzendente". Fürchtet euch nicht, diesen Beitrag der Kirche zu leisten, der der gesamten Gesellschaft zugutekommt", sagte Franziskus.
Wichtig sei dabei, dass die Kirche sich nicht von ihrer Einfachheit entferne, mahnte der Papst. "Manchmal verlieren wir diejenigen, die uns nicht verstehen, weil wir die Einfachheit verlernt haben, da wir von außerhalb auch eine Rationalität einführen, die unseren Leuten fremd ist." Ohne die "Grammatik der Einfachheit" beraube sich die Kirche der Möglichkeiten, Gott in seinem Mysterium zu finden.
Als konkrete Herausforderungen für die Kirche Brasiliens bezeichnete Franziskus die Aus- und Fortbildung von Bischöfen, Priestern und Ordensleuten auf allen Ebenen. Es reiche nicht aus, die Ausbildung in Dokumenten zu einer vagen Priorität zu erheben. Vielmehr sei eine "menschliche, kulturelle, affektive, spirituelle und doktrinelle Standfestigkeit" gefordert.
Weiter sprach der Papst sich für eine stärkere Kollegialität und Solidarität der Bischofskonferenz aus. Man brauche "ein Netzwerk regionaler Zeugnisse, die die gleiche Sprache sprechen". Dabei gehe es nicht so sehr um Einstimmigkeit überall, sondern um "wahre Einheit in der Vielfalt". Die Bischofskonferenz sei ein "lebenswichtiger Raum für den Austausch zwischen den verschiedenen Regionen des Landes. Aber eine "zentrale Bürokratie" reiche nicht aus.
Bei seiner Verurteilung der ungezügelten Ausbeutung des Amazonasgebiets erinnerte Franziskus an die ökologischen Forderungen eines Grundsatzpapiers des lateinamerikanischen Bischofsrates von 2007, an dem er selbst maßgeblich mitgewirkt hatte. Dieses sogenannte Dokument von Aparecida geißelt einen "zunehmend aggressiven Umgang" mit der Artenvielfalt und den Ressourcen des größten Ökosystems der Welt unter anderem durch internationale Konzerne. Zudem stellt es sich hinter die Rechte einheimischer Völker.
Franziskus verwies auf das langjährige Engagement katholischer Institutionen in dieser Region. "Die Kirche ist in Amazonien nicht wie jemand, der die Koffer in der Hand hat, um abzureisen, nachdem er alles ausgebeutet hat, was er konnte", sagte er. Die Kirche sei in Amazonien von Anfang an präsent gewesen und bleibe weiterhin "bestimmend für die Zukunft dieses Gebiets". Notwendig sei dabei die Heranbildung eines einheimischen Klerus. Es gehe um eine Stärkung des "amazonischen Gesichts" der Kirche.
Damit rückte der Papst indirekt auch den aus Vorarlberg stammenden Bischof und Umweltaktivisten Erwin Kräutler (74) in den Fokus, der für seinen Einsatz für die Rechte der Indigenen und seinen Kampf gegen den Mega-Staudamm Belo Monte 2010 den "alternativen Nobelpreis", den Right Livelihood Award, bekommen hat. Kräutler hatte in der Vorwoche hohe Erwartungen an den Papst geäußert: Er werde sich aufgrund seiner Kenntnisse der südamerikanischen Situation dezitiert zu den Armen und Ausgegrenzten äußern, hatte der austro-brasilianische Bischof richtig vorhergesagt.
Nicht nur für Kräutler, sondern auch für den Papst war der Weltjugendtag eine Gelegenheit, die Lage der indigenen Völker näher kennen zu lernen. So war ein indigener Jugendlicher beim Freitag-Mittagessen mit Franziskus eingeladen, zudem begegnete der Papst bei mehreren Gelegenheiten indigenen Vertretern und setzte symbolkräftig auch eine indigene Kopfbedeckung auf.