Jede Art von Seilschaft sei schlecht, so Papst Franziskus.
Jede Art von Seilschaft sei schlecht, so Papst Franziskus.
Papst Franziskus stand im Flug von Brasilien nach Rom Journalisten Rede und Antwort.
Papst Franziskus hat erstmals öffentlich Stellung zu angeblichen "homosexuellen Lobby" im Vatikan genommen. Über dieses Thema werde viel geschrieben, er selbst habe jedoch im Vatikan keinen Ausweis gefunden, auf dem stehe, dass einer homosexuell sei, sagte der Papst am Montag, 29. Juli 2013, während des Rückflugs von Rio de Janeiro nach Rom. "Man sagt, es gebe solche Personen." Es gelte jedoch zwischen der homosexuellen Person und der Bildung einer Lobby zu unterscheiden. Das eigentliche Problem sei die Lobby, nicht die Person mit einer homosexuellen Veranlagung. Jede Art von Seilschaft sei schlecht, so der Papst. Wenn hingegen ein Homosexueller Gott suche und guten Willens sei: "wer bin ich, ihn zu verurteilen", sagte der Papst.
Der Katechismus der Katholischen Kirche verbiete eine Diskriminierung von Homosexuellen und fordere deren Integration, hob Franziskus hervor. Nach katholischer Lehre ist das Ausleben einer homosexuellen Neigung eine Sünde, die Veranlagung selbst nicht: "Die Tendenz zur Homosexualität ist nicht das Problem (...). Sie sind unsere Brüder", so der Papst laut dem vom "National Catholic Reporter" (NCR) am Montag verbreiteten Transkript des Interviews. Auf die Frage, wie die katholische Kirche mit praktizierenden Homosexuellen umgehen soll, ging der Papst indes nicht ein.
Vor mehreren Wochen waren im Internet das Protokoll von einem Gespräch zwischen Franziskus und südamerikanischen Ordensleuten aufgetaucht. Demnach soll der Papst ihnen gegenüber die Existenz einer homosexuellen Lobby im Vatikan bestätigt haben.
In dem rund eineinhalbstündigen Interview äußerte sich der Papst auch zu zahlreichen weiteren aktuellen Fragen wie etwa der Zulassung von Frauen zum Priestertum. "Diese Türe ist geschlossen", erteilte er Spekulationen um eine Veränderung der Zulassungspraxis zum Priesteramt eine deutliche Absage. Johannes Paul II. (1978-2005) habe diese Frage in "definitiver Form" entschieden. Zugleich forderte Franziskus eine stärkere Rolle von Frauen in der katholischen Kirche. Frauen dürften nicht nur auf ihre Rolle als Mutter reduziert werden. Es gehe auch nicht nur darum, dass Frauen Caritas-Direktorinnen oder Katechetinnen würden. Man müsse weiter gehen und eine "profunde Theologie der Frau" entwickeln, so der Papst.
Franziskus bezog sich mit seinen Äußerungen auf das päpstliche Schreiben "Ordinatio Sacerdotalis" von 1994, in dem Johannes Paul II. die Priesterweihe von Frauen in der katholischen Kirche ausschloss. Er begründete dies damit, dass Jesus nur Männer zu Aposteln ernannt habe sowie mit der kirchlichen Tradition.
Bekräftigt hat Papst Franziskus in dem Interview den päpstlichen Primatsanspruch. Dass er seine Eigenschaft als Bischof von Rom in den Vordergrund stelle, bedeute nicht, dass er auf seine Rolle als "primus inter pares" (Erster unter Gleichen) verzichte. Bischof von Rom sei einfach sein erster Titel, aus dem sich die anderen ergäben, antwortete der Papst auf die Frage eines Journalisten. Nachdem Franziskus sich bei seinem ersten Auftritt unmittelbar nach seiner Wahl als Bischof von Rom vorgestellt hatte und diesen Titel seither auffallend oft verwendete, war gemutmaßt worden, dies bedeute möglicherweise einen Verzicht auf seinen päpstlichen Primatsanspruch.
Wie Radio Vatikan berichtet, hat Papst Franziskus auf dem Rückflug vom Weltjugendtag auch allen jenen Ländern eine Grußbotschaft gesandt, die er per Flugzeug überflogen hat. So bedankte er sich etwa bei Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff für den herzlichen Empfang in ihrem Land. Sein Besuch anlässlich des Weltjugendtages habe ihm gezeigt, dass die Jugend, mit Hilfe von christlichen Werten, "einen Beitrag zum Aufbau einer gerechten und brüderlichen Nation" leisten könne.
In einem Telegramm an den italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano erklärte der Papst, dass er von seiner Apostolischen Reise nach Rio de Janeiro zurückkehre, wo er junge Menschen voller Freude und Tatendrang getroffen habe, die im Glauben gestärkt worden seien. Weitere Telegramme gingen an die Staatschefs des Senegal, Mauretaniens und Algeriens.