Der derzeit vom Vatikan behandelte Rekurs gegen die Vereinigung der Pfarren Neulerchenfeld und Maria Namen hat keine aufschiebende Wirkung.
Die Erzdiözese Wien hält an ihren Plänen fest, die Pfarren Neulerchenfeld und Maria Namen im 16. Wiener Gemeindebezirk im September zu einer Pfarre zu vereinen. Die Kirche Maria Namen soll neue Pfarrkirche und die Kirche Neulerchenfeld in Folge der serbisch-orthodoxen Kirche geschenkt werden. Da für die Schenkung noch Voten diözesaner Wirtschaftsgremien eingeholt werden müssen, kann die Schenkung aber frühestens drei bis vier Monate nach der Pfarrzusammenlegung realisiert werden. Die derzeit noch laufende Behandlung eines Rekurses durch die vatikanische Kleruskongregation hat keine aufschiebende Wirkung. Es gebe aus Rom keine Anweisungen, die Umsetzungspläne zu stoppen, so Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese am Mittwoch, 14. August 2013.
Der bisherige Pfarrmoderator von Neulerchenfeld, Tadeusz Cichon, hatte gegen die Schenkung bereits im November 2011 Berufung bei der Kleruskongregation eingelegt. Nachdem diese abgewiesen worden war, legte er nochmals Berufung bei der Apostolischen Signatur, dem höchsten Gericht im Vatikan, ein. Diese freilich prüfte nur mehr die formalen Aspekte des Sachverhalts - ob also alle kirchenrechtlichen formellen Vorgaben eingehalten wurden -, nicht mehr die inhaltlichen. Die Signatur stellte dann im Frühjahr 2012 einen Formalfehler fest, der Priesterrat der Erzdiözese hätte konsultiert werden müssen.
Die Konsultation des Priesterrates wurde schließlich am 23. Mai nachgeholt und die Erzdiözese teilte Anfang Juni mit: "Mit dem zustimmenden Beratungsvotum des Priesterrates der Erzdiözese am 23. Mai steht dem kirchenrechtlich wirksamen Abschluss der Zusammenlegung nun nichts mehr entgegen."
Nach der Zustimmung des Priesterrates musste allerdings ein neues Dekret erstellt werden, und da das eine neue kirchenrechtliche Amtshandlung darstellt, konnte diese auch beeinsprucht werden. Das machte es Moderator Cichon möglich, sich neuerlich mit einem Rekurs an die Kleruskongregation zu wenden. Diese nahm den Rekurs mit 31. Juli an, um ihn in Folge zu behandeln.
Das hat nun aber vorerst keine Auswirkungen auf die kommenden Veränderungen. Wie Prüller sagte, gingen die Verantwortlichen in der Erzdiözese davon aus, dass nun alles rechtens sei.
Um einen gedeihlichen gemeinsamen Neuanfang zu ermöglichen, wird ein neues Priesterteam in der Pfarre Neulerchenfeld wirken. Die Leitung übernimmt Jesus Jaen Villalobos als Pfarrprovisor. Er ist seit 2010 auch Seelsorger der spanischsprachigen katholischen Gemeinde in Wien. Neuer Kaplan wird der Neupriester Florian Bischof. Zudem wird der polnischen Gottesdienstgemeinde, die sich derzeit noch in der Kirche Neulerchenfeld zu ihren Gottesdiensten versammelt, Kaplan Alexander Fuchs zur Seite gestellt.
Der bisherige Pfarrmoderator von Maria Namen, Pater Paul Bonislawski, wird in den 10. Bezirk übersiedeln, wo sein Orden, die Pallottiner, die Seelsorge ausbaut. Der bisherige Pfarrmoderator von Neulerchenfeld, Tadeusz Cichon, wird mit 1. September die Leitung einer Pfarre im Vikariat unter dem Manhartsberg übernehmen.
Die Veränderungen seien ein Vorgriff auf die Diözesanreform "Apg 2.1", die durch einen geistlichen Aufbruch sowie durch Strukturverbesserungen neue, missionarische Initiativen fördern soll, hält die Erzdiözese fest. Gerade in den gürtelnahen Bezirken habe sich in den vergangenen Jahrzehnten die Demografie massiv verändert. Auch darauf gelte es zu reagieren und die Ressourcen zu bündeln. Als die Kirche Maria Namen 1933 wegen der hohen Katholikenzahl gebaut wurde, lebten in der damals noch geeinten Pfarre Neulerchenfeld mehr als 43.000 Katholiken - fast doppelt so viele wie heute im gesamten 16. Bezirk.