"Liebt eure Feinde. Das wäre doch einmal eine Ansage auf einem Wahlplakat!"
"Liebt eure Feinde. Das wäre doch einmal eine Ansage auf einem Wahlplakat!"
Die Ordensgemeinschaften Österreich stellen klar: Wer Bibelaussagen in ihr Gegenteil verdreht, dem fehlen politische Argumente. Propst Maximilian Fürnsinn und Schwester Beatrix Mayrhofer zur aktuellen Wahlkampf-Bibeldebatte.
Die zentrale Lebensregel für Juden und Christen lautet: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Die Nächsten sind demnach Menschen, die einander brauchen, unabhängig von religiösen oder ethnischen oder sonstigen Grenzen. Wer, wie die FPÖ auf ihren Wahlplakaten mit solchen Aussagen wie "für mich sind das unsere Österreicher" provoziert, verdreht die Bibelaussage in ihr Gegenteil. Das betont Propst Maximilian Fürnsinn vom Stift Herzogenburg und Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs in einer Aussendung der Österreichischen Ordensgemeinschaften.
"Es kann gefährlich werden, wenn man Jesus fragt, wer denn der Nächste sei", warnt Schwester Beatrix Mayrhofer vom Schulzentrum Friesgasse in Wien, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs. Jesus antwortet auf die Frage mit einer Geschichte, mit der Erzählung vom barmherzigen Samariter, von dem "Ausländer", der sich um einen "Einheimischen" gekümmert hat, der unter die Räuber gefallen ist. "Was meinst du", so fragt Jesus dann, "Wer hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen worden ist?" Da blieb dem Gefragten nichts anderes übrig als einzugestehen, dass allein der richtig handelt, der Barmherzigkeit übt. "Geh und handle genauso!", sagt Jesus zu ihm. Schwester Beatrix Mayrhofer erklärt: "Es kann für einen Mann des Gesetzes gefährlich werden, Jesus zu fragen, wer denn der Nächste sei. Es gibt eine zuverlässige Antwort. Man nehme die Bibel und lese im Evangelium des Lukas im 10. Kapitel die Verse 25 bis 37."
Ordensgemeinschaften bemühen sich seit vielen Jahrhunderten um Antworten auf die Frage, wer für sie die Nächsten sind. Wer ihr Wirken braucht. Sie sorgen sich um Aussteigerinnen aus der Zwangsprostitution ebenso wie um Flüchtlinge, wirken in der geistlichen Begleitung ebenso wie in der Unternehmensberatung, in der Kinderbetreuung ebenso wie in der Pflege von Alten und Kranken. Weil ihnen dieser Einsatz wichtig ist, wehren sie sich gegen die politische Vereinnahmung der "Nächsten".
Für den nächsten Wahlkampf gibt es den heißen Tipp - heißt es abschließend in der Aussendung der Österreichischen Ordensgemeinschaften - , aus dem Lukasevangelium ins Matthäusevangelium zu blättern. Dort geht Jesus noch einen Schritt weiter: Liebt eure Feinde. Das wäre doch einmal eine Ansage auf einem Wahlplakat!
Ordensgemeinschaften Österreich: http://www.ordensgemeinschaften.at