Beziehung zu Gott und Beziehung zum Mitmenschen: "Wir brauchen beides, damit Leben und Partnerschaft gelingen können", so der Theologe Matthias Beck.
Beziehung zu Gott und Beziehung zum Mitmenschen: "Wir brauchen beides, damit Leben und Partnerschaft gelingen können", so der Theologe Matthias Beck.
Der Theologe Mathhias Beck und die Humanbiologin Barbara Schweder bei den 6. Kardinal-König-Gesprächen zum Thema "Wie Leben geht - Ehe, Familie, Partnerschaft".
Das Christentum ist keine Moralreligion, sondern eine Beziehungsreligion: Das hat der Wiener Mediziner und Moraltheologe Matthias Beck bei der Auftaktveranstaltung der heurigen Kardinal-König-Gespräche am Wochenende in Kirchberg an der Pielach (Niederösterreich) betont. Dabei kenne das Christentum eine doppelte Stoßrichtung: hin zu Gott und hin zum Mitmenschen. Es brauche beides, damit Leben und Partnerschaft gelingen könne, so der Theologe.
Die 6. Kardinal-König-Gespräche standen heuer unter dem Motto "Wie Leben geht - Ehe, Familie, Partnerschaft". Sie finden seit 2008 jeweils abwechselnd in den Pielachtal-Gemeinden Rabenstein, dem Geburtsort von Kardinal Franz König, sowie Kirchberg statt. Neben Matthias Beck führte heuer die Humanbiologin und Buchautorin Barbara Schweder mit ihrem Vortrag über die Rolle der Geschlechter in den Themenkreis ein.
Die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau und deren Angewiesenheit aufeinander liegen laut Beck in Gott selbst begründet. Schließlich sei Gott "ein Beziehungsgeschehen in sich". Dies zeige sich auch in der Schöpfung, in Physik und Biologie. In der Polarität lasse sich laut Beck eine Art Grundstruktur der Schöpfung erkennen. Polarität sei außerdem notwendig, damit Energie entstehen könne - "auch beim Menschen".
Ein weiteres Element, das den Menschen als Beziehungswesen bestimme, seien Ablösungsprozesse, so Beck weiter. Diese ließen sich ab dem frühesten Embryonalstadium feststellen. Wesentliche Schritte seien etwa die Ablösung von der Mutter bei der Geburt, die Pubertät als Ablösung von der Familie und schließlich ein Ablösungsprozess in der Lebensmitte.
Biologisch-physiologische Detailbetrachtungen zur Geschlechterfrage referierte die Humanbiologin und Buchautorin Barbara Schweder. So weise bereits die Stammesgeschichte deutlich die Unterschiede zwischen Mann und Frau aus. Bei allen Säugetieren sei schließlich das namensgebende Säugen zentral für den Fortbestand. Deshalb gebe es bei den Säugern auch seit bereits 60 Millionen Jahren die Konzentration der Mutterrolle auf den Nachwuchs. "Der Mensch ist nicht überlebensfähig, wenn nicht beide Geschlechter, die zu unterschiedlichen Aufgaben entwickelt wurden, zusammen gespannt werden, um für den Nachwuchs zu sorgen", so Schweder.
Zu Beginn der Veranstaltung präsentierte die Leiterin des Wiener Diözesanarchivs und frühere Büroleiterin von Kardinal König, Annemarie Fenzl, zwei historische Tondokumente des damaligen Wiener Erzbischofs zum Thema Familie. "Die vielfach totgesagte Familie lebt", sagte darauf Kardinal König bereits 1973. "Alle pessimistischen Prognosen über Familie wurden Lügen gestraft. Sie hat die Kräfte zur eigenen Erneuerung immer wieder gefunden." Zur Familie als kleinste Zelle der Gesellschaft, sagte König an anderer Stelle: "Das Volk wächst aus der Familie, auch die Kirche wächst aus der Familie - nicht aus dem Ideal von Familie, sondern wie sie wirklich sind. Diese Wirklichkeit muss der Ausgangspunkt sein."