"Pax Christi" und Diakonie fordern Ende der Waffenlieferung und friedliche Lösung. Syrischer Pfarrer in Wien kritisiert die Politik des Westens.
Angesichts des diskutierten Militäreinsatzes der USA und mehrerer europäischer Staaten haben zahlreiche kirchliche Organisationen im In- und Ausland vor einem derartigen Vorgehen gewarnt: Diplomatische Bemühungen und Dialog aller Interessensvertreter seien der einzige Weg zur Beendigung der Gewalt in Syrien, mahnte etwa die katholische Friedensbewegung "Pax Christi" am Donnerstag, den 29. August 2013. Waffenlieferungen sowohl an das Al-Assad-Regime als auch an die Rebellengruppen müssten sofort gestoppt und alle Beteiligten zu Verhandlungen versammelt werden, hieß es in dem Appell.
Teil einer gewaltlosen und politischen Lösung könnten neben einem Waffenembargo auch nicht- oder nur leicht bewaffnete internationale Polizeitruppen sein, so "Pax Christi" weiter. Aufgabe einer solchen Polizeitruppe sei es, gewaltfreie Zonen einzurichten, in denen die syrische Bevölkerung geschützt vom Bürgerkrieg leben könne.
Papst Franziskus und andere religiöse Führer forderte die Organisation dazu auf, "Friedenstruppen des Glaubens" aufzustellen, um auf diese Weise Solidarität mit den Menschen in Syrien zu bekunden. In ihrer Funktion als moralische Führer sollten die Religionsoberhäupter für eine friedliche Lösung in Syrien privat und auch öffentlich eintreten.
Bereits am Sonntag hatte der Papst an die internationale Gemeinschaft appelliert, "alles zu tun, damit die geliebte syrische Nation eine Lösung in einem Krieg findet, der Zerstörung und Tod sät".
Das evangelische Hilfswerk Diakonie hat sich am Donnerstag ebenfalls gegen ein militärisches Eingreifen des Westens in Syrien ausgesprochen. Stattdessen forderte die Organisation einen stärkeren Einsatz Europas und Österreichs für friedliche Konfliktlösungen in Krisengebieten. "Wenn wir darauf das Hauptaugenmerk legen, müsste sich der Westen nicht immer wieder der Frage stellen, ob es Sinn macht, sich an militärischen Missionen zu beteiligen", betonte Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich.
Militärisches Eingreifen sei teuer und verursacht Leid, erinnerte Chalupka. Schon jetzt habe die Zivilbevölkerung am meisten unter dem gewaltsamen Konflikt zu leiden, wobei ein militärisches Eingreifen des Westens das Gewaltpotential nur unnötig erhöhen würde. Man habe bereits in Afghanistan und im Irak gesehen, dass Krisen nicht einfach mit internationalen Armeeeinsätzen gelöst werden können. Auch die Diakonie spreche sich deshalb für einen Stopp aller Waffenlieferungen nach Syrien aus, die den Konflikt nur weiter schüren und den Dialog zwischen den verfeindeten Gruppen erschweren würden.
Der in Wien wirkende syrische Priester Hanna Ghoneim erhebt schwere Vorwürfe gegen die westliche Politik im Syrien-Konflikt. "Warum die USA und der Westen die Rebellen unterstützen, verstehe ich nicht. Diese wollen doch Syrien zu einem islamistischen Staat machen." Das betont Ghoneim in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der "Kirchenzeitung der Diözese Linz". Ghoneim stammt aus Damaskus und lebt als Seelsorger für arabische Christen in Wien.
Vor allem die Zentren der großen Städte würden immer noch von der Regierung gehalten, während weite Gebiete in den Händen der Rebellen seien und in einer kleinen Region im Norden Kurden herrschten. "Für die Christen ist die Situation in den Assad-Gebieten besser", so Ghoneim. Wiewohl ihm die Parteinahme für das Regime "zutiefst zuwider" sei, zwinge ihn der Konflikt, Partei zu ergreifen: "In dieser Situation kann man nicht neutral sein, wir Christen müssen uns auf die Seite der Regierung stellen." Er sei weit davon entfernt, das Regime schön zu reden und wisse um dessen Brutalität. Aber eines lasse sich nicht wegdiskutieren, betont der Geistliche: "Wo die Regierung ist, funktioniert der Alltag mit Schulen und Behörden noch - zwar manchmal gestört durch Bombenanschläge. Wo aber die Rebellen sind, herrscht Chaos."