Über 200.000 Menschen feierten den Festgottesdienst in Wien-Schönbrunn im Rahmen des Katholikentags 1933.
Über 200.000 Menschen feierten den Festgottesdienst in Wien-Schönbrunn im Rahmen des Katholikentags 1933.
Internationaler Durchbruch der zum Teil deutschsprachigen "Betsingmesse" von Pius Parsch am gesamtdeutschen Katholikentag 1933 in Wien.
Vor genau 80 Jahren, am 10. September 1933, und damit lange Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wurde am gesamtdeutschen Katholikentag in Wien-Schönbrunn erstmals die so genannte "Betsingmesse" gefeiert. Dabei wurden die damals noch lateinisch vorgeschriebenen Texte auch in deutscher Sprache vorgelesen. Geprägt war die "Betsingmesse" durch einfache deutsche Messgesänge und dialogisches Antworten der Gläubigen. Entwickelt hatte diese Gottesdienstform der Klosterneuburger Chorherr Pius Parsch. Sein Ziel war es die "aktive Teilnahme" aller Mitfeiernden zu ermöglichen. Die "aktive Teilnahme" (participatio actuosa) wurde schließlich zum zentralen Anliegen der Liturgiekonstitution "Sacrosanctum Concilium" des Zweiten Vatikanischen Konzils.
"Der Katholikentag 1933 war der endgültige Durchbruch der Betsingmesse, die damals unter 'aktiver Teilnahme aller ' von den anwesenden 200.000 Teilnehmern gefeiert wurde", berichtet der Liturgiker Andreas Redtenbacher gegenüber www.Erzdioezese-Wien.at. "Es ist jene Messform, die zuvor in der Klosterneuburger Gemeinde St. Gertrud entwickelt wurde - nicht zuletzt deshalb gilt St. Gertrud als die Wiege der volksliturgischen Bewegung", betont Andreas Redtenbacher, Klosterneuburger Chorherr und Professor für Liturgiewissenschaft.
"Die Betsingmesse wurde seither immer mehr zur allgemein geübten Grundform des pfarrlichen Gemeindegottesdienstes im gesamten deutschen Sprachraum, bis das Zweite Vatikanische Konzil mit der Liturgiekonstituition und der folgenden Liturgiereform weitere Möglichkeiten eröffnete", so Redtenbacher.
Der damalige Erzbischof von Wien, Kardinal Theodor Innitzer hatte die Betsingmesse in der Folge des Katholikentages 1933 verpflichtend für die Pfarren seiner Diözese vorgeschrieben und mit großer Überzeugung gefördert. Redtenbacher erinnert an die Worte Kardinal Innitzers: "Zum Schönsten aus der Zeit meines bischöflichen Amtes gehört die Tatsache, dass die Betsingmesse zum ersten Mal in Wien gefeiert wurde und von hier aus ihren Siegeszug durch die ganze katholische Welt genommen hat."
"Am Katholikentag hatten die Teilnehmer auch Texthefte zum Feierverlauf in ihren Händen", berichtet Redtenbacher: "Von Klosterneuburg aus waren damals solche Messtexthefte des 'Volksliturgischen Apostolats' von Pius Parsch in Millionenauflagen in alle Welt gegangen."
Zur Propagierung der neuen Messform habe nicht zuletzt die für damalige Verhältnisse sensationelle Radioübertragung beigetragen.
Die Mehrzahl der Teilnehmer des Katholikentages seien übrigens Österreicher gewesen, so Redtenbacher, denn viele Deutsche wurden durch die "1000-Mark-Sperre" Hitlers abgehalten zu kommen.
"Auch heute werden in der Pius-Parsch-Kirche St. Gertrud in Klosterneuburg regelmäßig an jedem ersten Samstag im Monat die Vesper und die Eucharistie gefeiert", sagt der Klosterneuburger Chorherr und Liturgiewissenschaftler Andreas Redtenbacher.