Zur Zeit leben etwa 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge im Libanon - das bei einer Einwohnerzahl von vier Millionen Libanesen und einer Fläche von Tirol. "Die Situation ist angespannt und die Kapazitäten nahe am Ende", warnt Schwertner.
Zur Zeit leben etwa 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge im Libanon - das bei einer Einwohnerzahl von vier Millionen Libanesen und einer Fläche von Tirol. "Die Situation ist angespannt und die Kapazitäten nahe am Ende", warnt Schwertner.
Caritas-Wien-Generalsekretär Schwertner: Im Libanon ist Aufnahmekapazität fast erschöpft.
Die Lage in Syrien spitze sich mit jedem Tag weiter zu und immer mehr Menschen würden vor dem Bürgerkrieg flüchten - viele davon in den Nachbarstaat Libanon. Klaus Schwertner, Generalsekretär der Wiener Caritas, hat sich letzte Woche selbst ein Bild von der Lage der syrischen Flüchtlinge im Libanon gemacht. Offiziell seien dort im Moment eine Million Flüchtlinge registriert, die Hilfsorganisationen gehen aber von einer Dunkelziffer von 1,5 Millionen Menschen aus, so der Generalsekretär am Montag, 2. September 2013.
Von staatlicher Seite erlaube man im Libanon keine offiziellen Lager - trotzdem würden sich überall Flüchtlingscamps bilden. Vor allem im ländlichen Gebiet entstehe entlang der Straßen ein Lager nach dem anderen. "Die Leute leben in improvisierten Camps, schlafen in Zelten, Wellblechhütten oder unter Planen", berichtet Schwertner. Viele hätten "alles verloren und unvorstellbares erlebt".
Zur Zeit leben etwa 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge im Libanon - das bei einer Einwohnerzahl von vier Millionen Libanesen und einer Fläche von Tirol. "Die Situation ist angespannt und die Kapazitäten nahe am Ende", warnt Schwertner.
Vonseiten des Libanon gebe es keine direkte Unterstützung. Man sei aber froh, dass die Grenzen weiterhin offen bleiben. "Zumindest im Moment sieht es nicht danach aus, dass der Libanon die Grenzen dicht macht. Wie das allerdings weitergeht, wenn der Flüchtlingsstrom nicht nachlässt, kann man nicht voraussagen."
Die Nothilfe für die Flüchtlinge wird vom UN Flüchtlingshilfswerk UNHCR und anderen Hilfsorganisationen organisiert. Die Caritas ist in der Bekaa-Ebene im Norden des Libanon speziell für die "syrischen Neuankömmlinge" zuständig.
Die Situation sei in der Region wie auch überall sonst sehr ernst. Täglich kämen 100 neue Familien alleine in das Caritas-Zentrum in Taalabaya. "Wir helfen den Menschen mit Lebensmittel- und Hygienepaketen, Matratzen, Decken und Wasserkanistern", berichtet der Generalsekretär der Wiener Caritas.
Die größte Herausforderung sei die Vorbereitung auf den Winter. Viele der Flüchtlinge würden versuchen, ihre Zelte winterfest zu machen. Im Moment habe es noch etwa 30 Grad Celsius. Innerhalb der nächsten Wochen und Monate könnten die Temperaturen in der Nacht aber unter die Null-Grad-Marke rutschen. "Wir bereiten deshalb eine Spendenaktion vor, in der wir um Öfen bitten." Trotzdem sei man sich unsicher, wie man die Flüchtlinge durch den Winter bringen solle.
Wie lange die Flüchtlinge im Libanon bleiben werden, sei schwer abzuschätzen, so Schwertner. Die meisten der Familien wollten wieder in ihre Heimat zurück, sobald die Kämpfe beendet seien. Wann oder wie das passieren solle, sei allerdings schwer abzuschätzen. Genau diese Perspektivenlosigkeit sei mitunter eines der größten Probleme für die Menschen in den Lagern.
Das Zusammenleben zwischen der libanesischen Bevölkerung und den syrischen Flüchtlingen sei grundsätzlich gut und die Solidarität mit den geflohenen Syrern groß. Mit jedem weiteren Flüchtling nehme das Verständnis der Libanesen aber ab, so Schwertner.
Vor allem für die ländliche ärmere Bevölkerung stellten die Flüchtlinge ein Problem dar. Viele würden für einen Bruchteil dessen, was ein libanesischer Arbeiter verdient, im Gastgewerbe oder auf den Baustellen arbeiten.
Aufgrund des Platzmangels werde jede Hütte, jede Baracke oder jedes baufällige Haus genutzt und vermietet. Die Mieten seien in den letzten Monaten um ein Dreifaches gestiegen; das und die ohnehin im Vergleich zu Syrien hohen Lebenskosten im Libanon verschärfe die Lage. Umso wichtiger sei die Bereitschaft etwa von Seiten Europas, syrische Flüchtlinge aufzunehmen.
Schwertner begrüßt die Entscheidung Österreichs, 500 syrische Flüchtlinge nach Österreich zu holen. Das sei aber nur ein erster Schritt, dem die Teilnahme an den vom UNHCR betriebenen Resettlement-Programmen folgen müsste. Als Caritas werde man weiterhin vor Ort "für die Menschen da sein". Hilfe sei nach wie vor dringend nötig.
Angesichts der dramatischen Situation ruft der Caritas-Generalsekretär einmal mehr zur Hilfe für Syrien auf. Es gehe um eine wichtige "Überlebenshilfe" und bereits kleine Spenden würden einen großen Unterschied machen.