"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, Freitag, 13. September 2013.
Eine schwangere Irakerin wird trotz massiver Probleme und Schmerzen weder im AKH noch im St. Josef Krankenhaus stationär aufgenommen. Am nächsten Tag kommt ihr Kind tot zur Welt. So die Schlagzeilen Anfang dieser Woche in den Medien. Die Frau war nicht versichert und konnte ihren Spitalsaufenthalt nicht selber bezahlen. Inzwischen haben sowohl das AKH wie das St. Josef Spital klargestellt, dass der Frau sehr wohl Hilfe angeboten wurde, sie diese aber unverständlicherweise nicht angenommen habe.
Tatsache ist, dass Österreich weltweit eines der besten medizinischen und sozialen Systeme besitzt. Wir dürfen und müssen dafür dankbar sein. Tatsache ist aber auch, dass rund 100.000 Menschen unter uns leben, die keinen Versicherungsschutz haben. Es sind meist armutsgefährdete Menschen, bei denen das Geld nicht für beides, Miete und Versicherung, ausreicht. Oder es sind Migranten, die vielleicht in ihrer Heimat versichert waren, hier aber illegal leben und arbeiten.
Was tun? Soll der Staat noch mehr soziale Aufgaben übernehmen? Soll er auch noch die letzten Lücken im Sozialnetz zu schließen versuchen? Auch im besten Sozialstaat wird es immer auf die persönliche Hilfe ankommen. Das St. Josef Krankenhaus der Salvatorianerinnen hilft unbürokratisch Schwangeren mit einem eigenen Sozialfonds. Die Gratisambulanz der Barmherzigen Brüder ist vorbildlich. Mancher Obdachloser würde trotz Sozialhilfe verhungern, gäbe es nicht die Klostersuppen. Not kann nicht nur an den Staat weitergereicht werden. Wir alle sind mitverantwortlich für ein echt menschliches Klima in unserem Land.