Die kostenlose Notrufnummer 142 der Telefonseelsorge ist Tag und Nacht erreichbar.
Die kostenlose Notrufnummer 142 der Telefonseelsorge ist Tag und Nacht erreichbar.
Psychische Erkrankungen, Beziehungsprobleme und Einsamkeit sind die häufigsten Anliegen der Anrufer unter 142.
Einen steigenden Gesprächs- und Beratungsbedarf meldet die Telefonseelsorge: So verzeichnete die Wiener Telefonseelsorge laut Jahresbericht 2012 im Vorjahr insgesamt 101.467 Anrufe. Die 140 ehrenamtlichen Mitarbeiter der gemeinsam von der katholischen und evangelischen Kirche getragenen Telefonseelsorge haben an 365 Tagen im Jahr insgesamt allein in der Bundeshauptstadt mehr als 18.000 Menschen beraten und begleitet. Als Beratungsgespräch werden jene Kontakte in die Statistik aufgenommen, die länger als 30 Sekunden dauern. Im Jahr 2012 waren dies 29.929 Gespräche.
Die häufigsten Anliegen der Anrufer bei der Telefonseelsorge Wien waren mit 24 Prozent "Psychische Störungen und Erkrankungen", gefolgt von "Beziehungsproblemen" (17 Prozent) und "Einsamkeit/Isolation/Alltagsbewältigung" mit 16 Prozent. 4 Prozent aller Anrufer der Notrufnummer 142 griffen wegen körperlicher Erkrankungen zum Hörer, jeweils 3 Prozent aufgrund von Problemen im Bereich der Sexualität oder der Arbeitswelt bzw. Arbeitslosigkeit. Suizidgedanken äußerten ein Prozent aller Anrufer.
Suizidprävention versucht die Telefonseelsorge durch Vertraulichkeit, einen niederschwelligen Zugang und Erreichbarkeit rund um die Uhr zu leisten. Durchschnittlich sucht jeden Tag einmal ein Betroffener ausdrücklich wegen Suizidgedanken ein Gespräch bei der Telefonseelsorge. "Meist sind es gar nicht so sehr akute Ereignisse, sondern lange andauernde psychische oder auch körperliche Erkrankungen oder schwer belastende Lebenssituationen, die zermürben und die Kraft zum Leben nehmen", heißt es in der Publikation der Wiener Telefonseelsorge.
Besonders gefährdet seien zunehmend ältere Männer. Das Suizidrisiko ist bei dieser Gruppe zehnmal höher als das der Durchschnittsbevölkerung. Dort, wo das medizinische und therapeutische Angebot gut ausgebaut ist, sind die Suizidraten niedriger. Im Jahr 2012 haben sich in Österreich 1.275 Menschen das Leben genommen - mehr als doppelt so viele, als bei Verkehrsunfällen im gleichen Zeitraum gestorben sind.
Auffallend ist, dass der Prozentsatz der Suizidgefährdeten beim Angebot der Onlineberatung (www.onlineberatung-telefonseelsorge.at) mit 9 Prozent aller eingegangenen Mails deutlich höher ist als bei der Telefonberatung. Mehr als die Hälfte dieser 137 Mails, die Suizidgedanken mitteilten, kam von Mädchen unter 20 Jahren.
Weitere häufige Motive bei der seit dem Jahr 2012 eingerichteten Onlineberatung sind Beziehungsprobleme (22 Prozent), Einsamkeit (14 Prozent) und psychische Probleme (11 Prozent). Auf die Möglichkeit der Onlineberatung greifen insgesamt jüngere Ratsuchende zurück: 48 Prozent sind zwischen 20 und 35 Jahre alt. Ein verschlüsseltes webbasiertes System soll Anonymität und Datensicherheit garantieren. 60 Telefonseelsorger aus ganz Österreich, die über eine Zusatzausbildung in Onlineberatung verfügen, sind hier tätig und geben innerhalb von 48 Stunden die erste Antwort auf eine Anfrage.
Ein kleines Leitungsteam, derzeit bestehend aus einer Sozialarbeiterin, einer evangelischen Theologin, einer Psychotherapeutin, einem Lebensberater und einer Körpertherapeutin, organisiert und koordiniert die Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft der 140 ehrenamtlichen Mitarbeiter der Wiener Telefonseelsorge. 80 Prozent von ihnen sind Frauen. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern, von der Studentin bis zur Geigenbauerin, vom Priester bis zur Kindergartenpädagogin.
Das Zuhören und Ernstnehmen des jeweiligen Anrufers stehen im Zentrum der Telefonseelsorge. In einer solchen Begegnung erfahre der Anrufer eine Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die ihn dabei unterstützt, sich selber besser zu verstehen, erklärt dazu die Telefonseelsorge. Kardinal Christoph Schönborn betrachtet dieses Zuhören und Verstehen als "einen wichtigen ersten Schritt zu einem besseren Miteinander und Füreinander": "Wenn es gelingt, die Menschen aus ihrer Einsamkeit, Verzweiflung und Depression herauszuführen, ist ein entscheidender Schritt für eine hoffnungsvollere Welt getan", zitiert das Jahresheft den Wiener Erzbischof. Und der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker ergänzt: "Zuhören ist ein Weg der Humanisierung des Menschen".
Die kostenlose Notrufnummer 142 der Telefonseelsorge ist Tag und Nacht erreichbar. In Österreich gibt es neun verschiedene Telefonseelsorgestellen, die in die jeweiligen Diözesen eingegliedert sind (in Kärnten von der Caritas, in Vorarlberg auf Vereinsbasis getragen). In Wien sind die katholische und die evangelische Kirche gemeinsam Träger der Telefonseelsorge.
Telefon: 142
www.telefonseelsorge.at