Katholische, evangelische und orthodoxe Kirchenvertreter bei Bittgottesdienst für Christen in Syrien in der Franziskanerkirche in Wien.
Mit einem ökumenischen Bittgottesdienst haben Vertreter der christlichen Kirchen und die österreichische Sektion von "Christian Solidarity International" (CSI) am Dienstag, 17. September 2013, in Wien auf die Situation der Christen in Syrien aufmerksam gemacht. "Ich bin dankbar, dass wir ökumenisch so breit aufgestellt waren", so der Wiener Weihbischof Franz Scharl. Die Kirche sei in dieser Angelegenheit ein "Werkzeug des Friedens". Neben Weihbischof Scharl nahmen unter anderem der evangelische Bischof Michael Bünker, der syrisch-orthodoxe Chorbischof Emanuel Aydin und der koptisch-orthodoxe Bischof Gabriel an dem Gottesdienst in der Franziskanerkirche teil.
Bünker erinnerte während des Bittgottesdienstes an den Apostel Johannes: "Unser Glaube ist es, der die Welt überwunden hat." Glaube sei das unbedingte Vertrauen auf Gott und die Auferstehung Jesu, die dem Leid und der Gewalt niemals das letzte Wort lassen werde. Zu diesem Glauben müsse man in Zeiten der Krise stehen.
Es sei eine beschämende Wahrheit, dass das Christentum in dieser Region oft der Auslöser für Zwietracht und Gewalt ist, betonte der syrisch-orthodoxe Bischof Aydin. Die Tendenz mancher Gläubiger zu religiösem Eifer werde von der Politik bewusst genutzt, um die Menschen mit Gewalt in einem Abhängigkeitsverhältnis zu halten. Religiöser Fanatismus und politischer Egoismus habe die Menschen ins Elend gestürzt und ganze Regionen im Nahen Osten destabilisiert.
Trotz der schwierigen Lage rief Aydin zur Zuversicht auf. Man müsse das Erbe der Barmherzigkeit erhalten. Die Bibel warne mit der Geschichte von Sodom und Gomorrha, aber viele würden diese Warnung nicht beherzigen. Die derzeitige Situation in Syrien komme nicht nur einer Zerstörung des Landes, sondern eines ganzen Volkes bis hinein in die Familien gleich.
Der Leiter der Flüchtlingshilfe in Damaskus, Pater Hanna Ghoneim, gab Einblicke in die Situation vor Ort: der Aufruf des Papstes zum Fasten und Gebet am 7. September und die breite Teilnahe der Gläubigen zeige den starken Willen in der ganzen Welt, Frieden in Syrien herbeizuführen. In Syrien selber seien auch viele Muslime dem Aufruf gefolgt. Die derzeitige Situation sei aber kompliziert und unübersichtlich. Die Repression gegenüber Christen sei erst mit dem Krieg gekommen und werde stark von Kräften außerhalb Syriens geschürt, betonte Ghoneim. Das große Problem sei die schleichende Islamisierung aus dem Ausland.
Viele Christen würden entführt und grausam umgebracht werden. "Mörsergranaten werden absichtlich wie Hagel auf christliche Viertel abgeschossen." Die Christen in Syrien seien von Panik erfasst. Sie möchten die Sicherheit, den Frieden und die Stabilität von früher wieder erlangen. Ghoneim unterstrich auch, dass die große Mehrheit der Opfer aus Zivilisten bestehe, die mit dem Krieg nichts zu tun haben.
Die Christen in Syrien seien Bestandteil der syrischen Gesellschaft. In diesem Krieg suchen sie nun Schutz, den sie "leider nicht bei den Rebellen, sondern in den von Regierungstruppen kontrollierten Gegenden" finden. Ghoneim betonte auch, dass die Aussicht auf einen Militärschlag des Westens alle Menschen in Syrien in Panik versetzen würde. Die Angst vor der Zukunft vertreibe die Christen derzeit aus ihrer Heimat, auch wenn sie gerne bleiben wollen.
CSI Österreich
Singerstraße 7/4/2.Stock, 1010 Wien
Telefon: 01 712 15 07