"Wenn das Geld den ersten Platz bekommt, dann werden wir seine Sklaven, dann dienen wir dem Geld statt dass es uns dient", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Wenn das Geld den ersten Platz bekommt, dann werden wir seine Sklaven, dann dienen wir dem Geld statt dass es uns dient", so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 22. September 2013
Sie lachten über ihn, als sie das alles hörten. So heißt es im Anschluss an das heutige Evangelium. Die Pharisäer, die alle diese Worte Jesu über das Geld hörten, machten sich über ihn lustig. Denn, so erklärt der Evangelist, "sie hingen sehr am Geld". "Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach, wir Armen!" – so singt das Gretchen in Goethes Faust. Und wir wissen nur zu gut, wie wahr das ist.
"Geld regiert die Welt", sagt ein anderes Sprichwort. Wir war Jesu Umgang mit dem "ungerechten Mammon"? Hat er das Geld verteufelt? Und es dann doch zum Leben gebraucht? Und wie ist das Verhältnis seiner Kirche, seiner Jünger zum Geld? Ist es ehrlich? Ist es sachlich? Wird da viel geheuchelt und gemauschelt? Heute ist es das Tagesthema des Evangeliums: Gott oder der Mammon?
Erinnern wir zuerst an den schlichten Satz Jesu, der zum anständigen, ehrlichen, verantwortungsvollen Umgang mit dem Geld mahnt: "Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen?" Jesus ist überzeugt, dass sich im Umgang mit dem Geld auch der Charakter des Menschen zeigt: "Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den Großen." Damit stellt Jesus aber das Geld an den richtigen Platz: Es gehört zu den "kleinsten Dingen" und darf nicht den ersten Platz bekommen. Wenn das Geld den ersten Platz bekommt, dann werden wir seine Sklaven, dann dienen wir dem Geld statt dass es uns dient. Ja, dann kann es zum Götzen werden, zum Gottes-Ersatz, zum Mammon, dem alles beherrschenden "Herrn der Welt".
Geld soll dem Leben dienen, dem Lebensunterhalt, für uns selber und für andere: "Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon." Jesus rät, wir sollen uns ein wertbeständiges Konto "in den ewigen Wohnungen" anlegen, in dem wir mit dem Geld Gutes tun. Und wie viel Gutes geschieht tagaus tagein durch Spenden, Hilfe an Notleidende, Unterstützung von guten Werken!
Spätestens hier muss ich aber ein Wort zu dem schockierenden Gleichnis Jesu sagen. Hier wird vom Herrn höchstpersönlich ein Betrüger gelobt. Dieser Mann hat kräftig Misswirtschaft mit dem Vermögen seines Chefs betrieben. Er weiß, dass er seinen Job verlieren wird, denkt aber nicht daran, sich die Hände durch ehrliche, schwere Arbeit schmutzig zu machen. Vielmehr sichert er sich eine ruhige Zukunft, in dem er seine Betrügereien noch weiter betreibt und den Schuldnern seines Chefs kriminelle Nachlässe organisiert, damit er später, wenn er seinen Job verloren hat, "gute Freunde" hat, die für ihn sorgen.
Die Geschichte passt gut in die Zeit heutiger Finanzskandale, wo so manche versuchen, auf Kosten der Allgemeinheit ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Was ist daran lobenswert? Nicht der Betrug, sondern die "Klugheit", sich "Freunde" zu machen für schlechte Zeiten. Macht euch Freunde im Himmel, rät Jesus. Die werdet ihr einmal gut brauchen können. Und dazu ist gut verwendetes Geld allemal nützlich.
In jener Zeit sagte Jesus zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch -ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?
6Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib "fünfzig". Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib "achtzig". Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es mit euch zu Ende geht. Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.