Bei der Eröffnung des neuen Tageszentrums der "Gruft" v.l.n.r.: Christian Konrad, Michael Häupl, Maria Fekter, Direktor der Caritas-Wien Michael Landau und Sebastian Kurz.
(c) kathbild/Rupprecht
Bei der Eröffnung des neuen Tageszentrums der "Gruft" v.l.n.r.: Christian Konrad, Michael Häupl, Maria Fekter, Direktor der Caritas-Wien Michael Landau und Sebastian Kurz.
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Komplex mit Aufenthaltsraum, Küche, Büros und Räumen für Therapiegesprächen für die Obdachloseneinrichtung fertiggestellt.
Das neue Tageszentrum der Caritas-Obdachloseneinrichtung "Gruft" in Wien wurde am Donnerstag, 19. September 2013, eröffnet. "In der Gruft scheint jetzt auch die Sonne. Die Gruft hat ein neues Gesicht bekommen, die Räume sind heller und freundlicher und dieses Licht wirkt sich positiv auf die Menschen aus", so Wiens Caritas-Direktor Michael Landau bei der Eröffnungsfeier.
Die Erweiterung zum alten Kellergewölbe unterhalb der Barnabitenkirche, das vor 27 Jahren von Pater Albert Gabriel als Wärmestube eingerichtet wurde und tagtäglich für Therapiegespräche und nachts als Schlaflager genutzt wurde, sei dringend notwendig gewesen: "Ein Raum ohne Fenster diente 27 Jahre lang als Speisesaal, Schlafstätte und Aufenthaltsraum in einem", sagte Landau.
Das neue Tageszentrum wurde mit Unterstützung von Bund, Stadt Wien und zahlreichen Privatspendern errichtet. Der Zubau kostete knapp 3,6 Millionen Euro und wurde in einem Jahr fertiggestellt. Im neuen Tageszentrum befindet sich neben dem Aufenthaltsraum auch eine Küche, weiters Büros und Räumlichkeiten für Therapiegespräche. Im Sommer 2014 sollen, so Landau, die Räumlichkeiten der alten "Gruft" umgebaut werden. Dann müssten die Menschen nicht mehr wie bisher auf dünnen Isomatten schlafen, sondern in Betten, so Landau.
"Aber nicht alles ist neu in der Gruft. Dass diese in Österreich wohl bekannteste Obdachloseneinrichtung an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden täglich geöffnet ist, Menschen in Not Schutz und Sicherheit bietet, bleibt ebenso bestehen wie die bewährte Begleitung, Betreuung und Beratung", sagte der Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien.
Im Vorjahr wurden in der "Gruft" 97.285 Mahlzeiten ausgegeben und 19.453 Nächtigungen verzeichnet. Knapp 1.700 Personen wurden sozialarbeiterisch betreut. Dass der Bedarf stark gestiegen ist, zeigt ein Vergleich mit dem Jahr 2001: Damals mussten erst 58.500 Mahlzeiten ausgegeben werden. Insgesamt wurden rund 19.000 Beratungsgespräche geführt. "Der Bedarf an einer Einrichtung wie die Gruft ist groß. Armut ist auch in unserer Gesellschaft ein Stück Realität", so Landau.
Der Caritas-Direktor plädierte gegenüber den bei der Eröffnungsfeier anwesenden Vertretern von Bund und Stadt Wien - Finanzministerin Maria Fekter und Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz bzw. Bürgermeister Michael Häupl und Gesundheits-Stadträtin Sonja Wehsely - für die Stärkung des Sozialstaates. "Die Schwachen in unserer Gesellschaft brauchen einen starken Staat", so Landau. Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und gesellschaftliche Solidarität seien zwei Pfeiler ein und derselben Brücke. "Eine zukunftsfähige Gesellschaft braucht beides".
Als eine Einrichtung, die jene, "die am Rande der Gesellschaft sind, in die Mitte zu bringen sucht", würdigte Finanzministerin Maria Fekter die "Gruft". Die Unterstützung des Bundes für den Zubau in der Höhe von einer Million Euro sei "gut investiertes Geld, ein gut angelegtes Steuergeld". Die Arbeit der Caritas, wodurch "Menschen in Not Unterstützung finden, um letztlich wieder selbstbestimmt auf eigenen Beinen stehen zu können", sei unverzichtbar, sagte Fekter.
Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz bei der Eröffnung: "Armut und Obdachlosigkeit sind auch in einem gut funktionierenden Sozialstaat wie Österreich ein Teil der Realität. Umso wichtiger ist der Einsatz von Kirche, Caritas und Zivilgesellschaft, nicht wegzuschauen, sondern jenen Menschen, die schuldlos in die Armut geschlittert sind, Wärme, Menschlichkeit und Würde zu geben".
Die Stadt Wien unterstützt die "Gruft" seit dem Jahr 1995, heuer beträgt die Förderung 721.000 Euro. "Gruft und Caritas sind wichtige und verlässliche Partner, mit denen wir dieselben Grundwerte teilen. Daher ist die enge Zusammenarbeit in der Praxis nur folgerichtig", so Wiens Bürgermeister Michael Häupl.
Michael Landau bedankte sich auch beim ehemaligen Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad, der die "Gruft" seit Jahren und nun auch die Errichtung des neuen Tageszentrums maßgeblich unterstütze. "Die Gruft braucht eine breite gesellschaftliche Solidarität, um den Einsatz für wohnungslose Menschen abzusichern", sagte Konrad, der den Mitarbeitern der Caritas, "die vorbildhaft auf die Menschen zugehen", seinen Respekt zollte.
Landaus Dank galt insbesondere auch Pater Albert Gabriel, der vor 27 Jahren mit Schülern des Amerling-Gymnasiums unterhalb der Barnabitenkirche eine Wärmestube errichtete und damit den Grundstein für die "Gruft", die seit dem Jahr 1996 von der Caritas geführt wird, legte. "Die Geschichte der Gruft ist ein eindrucksvolles Zeichen dafür, dass ein kleiner Anfang letztlich einen großen Unterschied machen kann", so der Caritas-Direktor an P. Gabriel gerichtet, der die Segnung des neuen Tageszentrums vornahm.
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