"Im Alter gibt es viele Hürden, die begleitet werden sollten: Einsamkeit, Gebrechlichkeit, finanzielle Sorgen... Ein Netzwerk in den Pfarren trägt zu dieser Begleitung sehr stark bei", sagt Bischofsvikar Schutzki.
"Im Alter gibt es viele Hürden, die begleitet werden sollten: Einsamkeit, Gebrechlichkeit, finanzielle Sorgen... Ein Netzwerk in den Pfarren trägt zu dieser Begleitung sehr stark bei", sagt Bischofsvikar Schutzki.
Zu einer Segensfeier für Seniorinnen und Senioren mit Bischofsvikar Dariusz Schutzki wird anlässlich des "Internationalen Tages der älteren Generation" am Dienstag, 1. Oktober, in die Wiener Donaucitykirche eingeladen. Im Interview mit Stefan Kronthaler spricht Schutzki über das Glaubens- und Lebenszeugnis der älteren Menschen, den Gebetsdienst der Seniorinnen und Senioren und Orte der Begegnun.
Herr Bischofsvikar, Sie werden am 1. Oktober in der Wiener Donaucitykirche Seniorinnen und Senioren segnen. Welche Bedeutung hat ein Segen?
Schutzki: Ein Segen ist immer eine großartige Zusage Gottes an uns Menschen. Er ist eine Bejahung des Lebens und eine Stärkung. Ich denke, dass die Senioren, dass die Menschen im Alter diese Zuneigung und Solidarität, diese Akzeptanz auf jeden Fall brauchen. Die hat eigentlich jeder Mensch nötig. Aber im Alter werden die Menschen, die ihr Leben ganz toll gemeistert haben, oft mit vielen Hürden und Schwierigkeiten konfrontiert. Diese Menschen "verdienen" auf eine ganz besondere Weise Aufmerksamkeit und Zuneigung durch einen Segen. Ich bin sehr froh, dass ich zu dieser Feier eingeladen bin und dass ich diesen Segen spenden darf.
An welche Hürden und Schwierigkeiten denken Sie dabei konkret?
Schutzki: Ich denke konkret an die Einsamkeit, an die Gebrechlichkeit des Körpers. Ich denke aber auch an finanzielle Hürden, etwa kleine Pensionen, mit denen viele Menschen im Alter leben müssen. Ich denke aber auch an das Abschiednehmen, angefangen vom Auszug aus der gewohnten Wohnung, weil es nicht mehr geht, in ein betreutes Wohnen oder in ein Heim. Das sind Hürden, die begleitet werden sollten. Ein Netzwerk in den Pfarren trägt zu dieser Begleitung sehr stark bei.
Nun werden in Zukunft diese Netzwerke noch mehr gefragt sein. Haben die älteren Menschen ihre Orte in der Kirche?
Schutzki: Ich bin sehr bemüht, dass die Menschen vor Ort auch Räume der Begegnung haben sollten. Diese Orte brauchen die Zehnjährigen und solche Räume brauchen die Neunzigjährigen. Ältere haben einen Ort nötig, wo sie erzählen können, einen Raum, wo ihnen zugehört wird. Die älteren Menschen haben einen großartigen Schatz an Zeugnis, Erinnerung, Erfahrung, und sie sind oft Glaubens- und Zeitzeugen. Wir brauchen daher sehr viel Fingerspitzengefühl in dieser Frage. Alte Menschen sind oft leuchtende Zeichen des Glaubens für viele Gemeinden. Ich treffe immer wieder Kinder, die ein Kreuzzeichen machen oder ein Gebet sprechen und von Jesus erzählen können. Dann frage ich die Kinder: "Woher hast du das?" Und die Kinder sagen: "Die Oma hat mir das erzählt."
Viele Seniorinnen und Senioren beten viel, sie gestalten Kirche mit: Wird das auch "anerkannt"?
Schutzki: Die Menschen im Alter haben den Mut zum Glauben, den Mut zum Zeugnis. Und ich bewundere viele, die Woche für Woche auch in den Werktagsmessen das liturgische Leben der Gemeinden mitgestalten können. Nicht zu vergessen die vielen lebendigen Seniorenrunden und -klubs. Da staune ich oft, wie die älteren Menschen mit viel Glauben und mit viel Humor ihr Leben gestalten und ihre oft auch körperlichen Gebrechlichkeiten meistern können. Ich bewundere auch den ganz festen Glauben an Gott, den viele ältere Menschen haben. Der Dienst des Gebetes dieser vielen älteren Menschen ist unverzichtbar. Die Kirche lebt von diesem Gebet. Wir werden künftig mehr ältere Menschen haben. Viele dieser Älteren werden auch in Zukunft das Leben in der Kirche mitgestalten. Viele Ältere haben Lust am Leben, da können wir viel lernen.
Wir werden – bei mehr älteren Menschen – wohl auch mehr Kommunionhelfer und -helferinnen brauchen, die die Kommunion bringen...
Schutzki: Da sind die Netzwerke der Gemeinden, in der "Pfarre neu", gefragt, auch die Orden, die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diese Hausbesuche, Krankenkommunionen oder Krankenhaus-Kommunionen. Die demographische Entwicklung mit mehr älteren Menschen wird eine große Herausforderung. Diese Dienste sollen uns auch in Zukunft auszeichnen, diese Liebe zu den Nächsten. Und diese Nächsten sind nicht nur die jungen Menschen.
Sie waren auch Landpfarrer. Wie sah da die Arbeit mit den Senioren aus?
Schutzki: Ich habe auf dem Land, in meinen damaligen Pfarren Prellenkirchen und Deutsch-Haslau, Seniorenklubs gegründet, wo die älteren Menschen der Pfarre hinkommen konnten. Es braucht nur einen Raum dafür. Und der Pfarrer muss das Pfarrheim oder den Pfarrsaal zu einem solchen offenen Ort machen, wo sich dann die älteren Menschen beheimatet fühlen.
in der Donaucity-Kirche
Dienstag, 1. Oktober, 17.00 Uhr
Einladung des Fachbereichs Seniorenpastoral der Erzdiözese Wien
Die Feier leitet Darius Schutzki, Bischofvikar für das Vikariat Wien Stadt
Hilfe und Selbsthilfe bei Notfällen im Alter
mit Trainerinnen und Trainern des Roten Kreuzes Wien
Mittwoch, 20. 11. 2013, 14.00 – 18.00 Uhr Veranstaltungszentrum der Erzdiözese Wien 1010 Wien, Stephansplatz 6, Stiege 1, Dachgeschoss, Sr. Restitutasaal
Anmeldung: 01-51552-3335, seniorenpastoral@edw.or.at
Zum Altern gehört die Erfahrung von Grenzen, die allmähliche Einengung bis hin zum Verlust von Handlungsmöglichkeiten. Bedeuten derartige Begrenzungen zwangsläufig ein Weniger an Leben? Der Kurs „Neue Horizonte“ lädt ein, das Altern als ein spirituelles Geschehen zu entdecken. Grenzen auszuloten kann zu innerer Weite und Freiheit führen; zu neuen Horizonten und ungewohnten Aussichten.
November 2013 – Mai 2014
Referierende: Gertraud Leitner, Karl-Heinz Steinmetz
Anmeldung: 01-51552-3703, wienerkurs@theologischekurse.at