"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, in der Zeitung Heute, am Freitag, 18. Oktober 2013.
Wie hat sich das Wien meiner Kindheitserinnerungen verändert! Es ist zu einer Weltstadt geworden. Alle Sprachen kann man auf den Straßen hören, auch in der U-Bahn. Da wird mir bewusst, dass Wien wirklich zu einem Schmelztiegel der Völker geworden ist.
In der Kirche war das schon immer so. Sie war von Anfang an Weltkirche. Schon zu Pfingsten in Jerusalem, als alles begann, waren viele Völker versammelt, und Jesus hat seine Jünger hinausgesandt: Geht zu allen Völkern und bringt ihnen das Evangelium. Daran erinnert der kommende Sonntag, der für die 1,2 Milliarden Katholiken überall auf Erden als der Sonntag der Weltmission gefeiert wird. In allen Pfarren rund um den Globus wird für die Ärmsten der Armen und ihre Unterstützung gesammelt. In vielen armen Ländern kann die Kirche ihren Dienst nur dank der solidarischen Hilfe der Kirche in den reicheren Ländern leisten.
Schwerpunktland der diesjährigen Sammlung ist Burma/Myanmar, einst das am weitesten entwickelte Land Asiens. Aber heute, aufgrund einer bis 2011 herrschenden kommunistischen Militärdiktatur, eines der ärmsten Länder der Welt. Die katholische Kirche in Myanmar ist klein (1,1 Prozent der Bevölkerung). Sie wächst jedoch ständig und übernimmt eine immer wichtigere Rolle in der Gesellschaft, besonders in der Bildung, im Kampf gegen Lepra und AIDS, Hunger und Armut. Die Weltkirche hilft dabei solidarisch mit.
Mich freut es immer, wenn ich erlebe, dass unsere Viel-Völker-Kirche in Wien inzwischen längst diese Weltweite widerspiegelt. Das hilft uns, über den eigenen Tellerrand zu blicken.