"Wenn Obdachlose für ihr Obdachlossein bestraft, wenn sie aufgrund ihres Schlafsacks mit Geld- und Freiheitsstrafe bedroht werden, sollten die Verantwortlichen in der Politik dies selbstkritisch hinterfragen", kritisierte Landau.
"Wenn Obdachlose für ihr Obdachlossein bestraft, wenn sie aufgrund ihres Schlafsacks mit Geld- und Freiheitsstrafe bedroht werden, sollten die Verantwortlichen in der Politik dies selbstkritisch hinterfragen", kritisierte Landau.
Wiener Caritasdirektor: "Nicht die Armen, sondern die Armut bekämpfen". Lob für konstruktives Gespräch beim Runden Tisch - "Alle ziehen an einem Strang".
Nicht die Armen und Obdachlosen sollen bekämpft werden, sondern Armut und Obdachlosigkeit. Das sagte der Direktor der Wiener Caritas, Michael Landau, der sich mit dem Ergebnis des gestrigen Runden Tischs zur Obdachlosigkeit in Wien zufrieden zeigte: "Dieses Gespräch war ein richtiger Schritt, um Räumungen wie jene im Stadtpark künftig zu vermeiden", so Landau am Dienstag, 29. Oktober 2013. Unter der Koordination vom Fonds Soziales Wien (FSW) würden in Wien alle an einem Strang ziehen, "wenn es darum geht, dass kein obdachloser Mensch im Stich gelassen werden darf".
Zwar müsse es in jeder Stadt Spielregeln geben, die für alle Menschen gleichermaßen zu gelten hätten. "Doch wenn Obdachlose für ihr Obdachlossein bestraft, wenn sie aufgrund ihres Schlafsacks mit Geld- und Freiheitsstrafe bedroht werden, sollten die Verantwortlichen in der Politik diese Spielregeln selbstkritisch hinterfragen", kritisierte Landau. Es sei widersinnig, Armut mit Strafen und Vertreibungsaktionen bekämpfen zu wollen. Gerade Wien, das stolz sein dürfe auf "soziale Errungenschaften", sollte "keine unnötige Härte demonstrieren", mahnte der Caritasdirektor.
Es werde immer Menschen geben, die die von der Stadt oder Organisationen wie der Caritas angebotene Hilfe vorerst nicht annehmen könnten, sei es aus Gründen psychischer Erkrankung, der Rechtslage oder aufgrund eines Vertrauensbruchs zu gesellschaftlichen Einrichtungen. Sozialarbeit brauche deshalb oft einen "langen Atem, aber sie ist wichtig und funktioniert", stellte Landau fest.
Vorbildhaft nannte der Caritasdirektor das mit Anfang November startende Winterpaket der Stadt. Gerade in den Wintermonaten sei es wichtig, dass kein Mensch unversorgt auf der Straße stehe, wenngleich das Thema Obdachlosigkeit an 365 Tagen im Jahr akut und aktuell sei.
Fragen der Armutsmigration aus anderen Bundesländern und anderen Staaten nach Wien müssten in der Diskussion stärker berücksichtigt werden, so Landau. Kein Mensch dürfe künftig mehr in Wien unversorgt auf der Straße stehen, "egal, ob diese Menschen aus Wien, aus Kärnten, der Steiermark oder aus Ländern wie Deutschland, Polen oder der Slowakei stammen".
Landau sieht hier durchaus auch Parallelen zum Spitalswesen: "Wenn ein Niederösterreicher in einem Wiener Spital behandelt wird, werden die Kosten solidarisch getragen. Im Bereich der Wohnungslosenhilfe wäre eine ähnliche Solidarität wünschenswert". Mitmenschlichkeit dürfe nicht an den Grenzen eines Bundeslandes oder Staates enden, betonte der Caritasdirektor.