Kardinal Schönborn appellierte an die Politik, den bewährten Weg der medizinischen und menschlichen Sterbebegleitung weiterzugehen, und nicht die aktive Sterbehilfe zu fördern, wie dies in anderen Ländern Europas geschehe.
Kardinal Schönborn appellierte an die Politik, den bewährten Weg der medizinischen und menschlichen Sterbebegleitung weiterzugehen, und nicht die aktive Sterbehilfe zu fördern, wie dies in anderen Ländern Europas geschehe.
Kardinal am Samstag, 2. November 2013, im Ö1-Mittagsjournal: Gesamtgesellschaftlicher Konsens gegen aktive Sterbehilfe muss bleiben - Mehr staatliches Geld für kirchliche Denkmalpflege notwendig - Österreich braucht klare Zuwanderungspolitik.
Das Verbot der aktiven Sterbehilfe sollte in der österreichischen Verfassung verankert werden. Das hat der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, am Samstag, 2. November 2013, im "Ö1-Mittagsjournal" gefordert. Zugleich rief er die künftige Regierung zu mehr finanziellem Engagement für die kirchliche Denkmalpflege auf. Und: Österreich brauche endlich eine klare Zuwanderungspolitik.
Schönborn appellierte an die Politik, den bewährten Weg der medizinischen und menschlichen Sterbebegleitung weiterzugehen, und nicht die aktive Sterbehilfe zu fördern, wie dies in anderen Ländern Europas geschehe. "Es gibt nur die aktive Tötung eines Menschen oder die Begleitung. Einen dritten Weg gibt es nicht." Der Kardinal spielte damit auf Äußerungen des deutschen Theologe Hans Küng an. Dieser hatte angekündigt, bei weiterer Schwächung seiner Lebensqualität die Freitodhilfe eines Schweizer Hospizes in Anspruch zu nehmen.
Beim Thema Asyl und Zuwanderung sprach sich Schönborn für eine saubere Trennung der beiden Bereiche aus. Asyl sei ein Menschenrecht für alle Verfolgten. Daran müsse sich auch Österreich halten. Daneben brauche es aber endlich eine klare Linie im Bereich der Zuwanderung, wie dies beispielsweise bei den traditionellen Einwanderungsländern USA, Kanada oder Australien ganz selbstverständlich der Fall sei.
Auf den vermeintlichen Reichtum der Kirche angesprochen sagte Schönborn, er sei tatsächlich "steinreich", freilich nur an Gebäuden. Allein in der Erzdiözese Wien gebe es rund 1.000 Kirchen, die auch erhalten werden müssen. Der Erzbischof zeigte sich verärgert darüber, dass die Höhe der Bundessubventionen für Renovierungsarbeiten geringer sei als die Mehrwertsteuer, die die Kirche für die Arbeiten an den Finanzminister abliefern müsse. Hier brauche es mehr Engagement von Seiten des Bundes, mahnte Schönborn ein. Der Erhalt der kulturhistorischen Schätze müsse von allen Seiten gemeinsam getragen werden, das sei eine "Frage der Verteilungsgerechtigkeit".
Zur Causa Limburg, wo die Kosten für den Bau der bischöflichen Residenz ausuferten, sprach der Kardinal von einer "sehr schädlichen und unglücklichen Situation". Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst dürfte "unklug und vielleicht unverantwortlich" gehandelt haben, auf jeden Fall müssten aber auch die Kontrollgremien versagt haben. Man sollte nun aber auf jeden Fall die Ergebnisse der Untersuchungskommission abwarten.
Sehr erfreut - "ja eigentlich sogar sehr berührt und bewegt" - zeigte sich Schönborn über die jüngste Auszeichnung der jüdischen Organisation B'nai B'rith. Die Auszeichnung sei ein Zeichen dafür, dass die Versöhnungsarbeit zwischen Christen und Juden, die in den letzten Jahrzehnten intensiviert wurde, bereits Früchte trägt.
Der Kardinal sprach auch die Novemberpogrome von 1938 an, als im gesamten Großdeutschen Reich die Synagogen brannten. Das werde immer ein schmerzliches Thema bleiben. Und es sei vor allem auch schlimm, dass damals nur so wenige die Stimme gegen die Verfolgung der Juden erhoben hätten. Zugleich räumte Schönborn ein, dass es aus heutiger Sicht wohl nur schwer nachzuvollziehen sei, wie es sei, unter einer derartigen Diktatur, wie es das Naziregime war, leben zu müssen.
Zur Frage einer kirchlichen Neubewertung der Situation von wiederverheirateten Geschiedenen meinte Schönborn, dass es immer den "Blick auf das Ganze" - etwa auch die Situation der Kinder - brauche. Das habe Papst Franziskus auch bereits klar angesprochen, wenn er vom Blick auf die konkreten Lebenssituationen sprach.
Zur Nachfolge für Franz Küberl als heimischen Caritas-Präsidenten verwies Schönborn auf die Zuständigkeit der neun Caritas-Direktoren, die diesen wählen würden. Und auch was die Nachbesetzung der Bischofssitze in der Steiermark und Salzburg bzw. nun auch in der Militärdiözese betrifft, gebe es keine Neuigkeiten: "Ich weiß nicht, wann die Entscheidung fällt."