Kirchliche Gruppen und Organisationen sind ab sofort eingeladen, Lesekreise zu initiieren. Die Katholische Sozialakademie will die bis Ostern 2014 rückgemeldeten Ergebnisse dieser Kreise sichten und bündeln.
Kirchliche Gruppen und Organisationen sind ab sofort eingeladen, Lesekreise zu initiieren. Die Katholische Sozialakademie will die bis Ostern 2014 rückgemeldeten Ergebnisse dieser Kreise sichten und bündeln.
Zehn Jahre nach Veröffentlichung des "Ökumenischen Sozialworts" startet Projekt "Sozialwort 10+". Auftaktveranstaltung am 28. November in Wiener Donaucity-Kirche.
Die Kirchen in Österreich wollen ihr soziales Engagement verstärken und sich selbst, die Zivilgesellschaft und auch die Politik in die Pflicht nehmen. Zehn Jahre nach Veröffentlichung des "Ökumenischen Sozialworts" startet nun das Projekt "Sozialwort 10+". Ein breiter und bis zum 1. Adventsonntag 2014 dauernder Prozess der "Re-lecture" des Sozialworts im Blick auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen soll dafür die Grundlage bilden, erklärte Bischofsvikar Nicolae Dura, Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), am Freitag, 15. November 2013, bei einer Pressekonferenz in Wien.
Durch Lesekreise, Experteninterviews und Dialogkonferenzen sollen möglichst viele Menschen in den Prozess miteinbezogen werden, so Magdalena Holztrattner, Direktorin der Katholischen Sozialakademie Österreich (ksoe). Die Sozialakademie wurde vom ÖRKÖ mit der Durchführung des Projekts beauftragt. Holztrattner unterstrich, dass der Prozess ergebnisoffen sei. Ob dann in einem Jahr ein neues Druckwerk erscheint oder die Ergebnisse in anderer Form Verwendung finden werden, stehe noch nicht fest.
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker wies bei der Pressekonferenz auf einige zentrale soziale Herausforderungen hin, die den Kirchen besonders am Herzen liegen. So würden sich die Kirchen etwa mit vielen weiteren Akteuren der Zivilgesellschaft für eine grundlegende Überarbeitung der österreichischen Asyl- und Fremdengesetze einsetzen. Gut integrierte Personen dürften nicht abgeschoben, Familien nicht zerrissen und humanitäre Umstände müssten berücksichtigt werden. Weiters brauche es für Asylsuchende einen effektiven Zugang zu Arbeit und Bildung, eine menschliche Grundversorgung mit professioneller Betreuungs-Struktur und einen öffentlich finanzierten unabhängigen Rechtsbeistand.
Bünker forderte zudem verstärkte Maßnahmen gegen Kinder- und Jugendarmut, eine Bildungsreform, die diesen Namen auch verdient sowie mehr Initiativen zur sozialen Begleitung von Kindern und Jugendlichen im Zusammenwirken von Schulen und außerschulischen Einrichtungen.
Es brauche auch mehr Geld für die Betreuung alter und pflegebedürftiger Menschen, bessere Berufsaussichten für Menschen im Pflegebereich sowie mehr Unterstützung für pflegende Angehörige.
Und: Österreich müsse endlich seiner Verpflichtung nachkommen, 0,7 Prozent des Bruttonationalprodukts für Entwicklungshilfe und damit die weltweite Armutsbekämpfung aufzuwenden. Davon sei man nach wie vor meilenweit entfernt.
Auch wenn es derzeit Budgetprobleme gibt, dürfe das für eines der reichsten Länder der Welt keine Ausrede sein, den Einsatz gegen die Armut im eigenen Land und weltweit zurückzustellen, hielt Bünker fest.
Kirchliche Gruppen und Organisationen sind ab sofort eingeladen, Lesekreise zu initiieren. Die Katholische Sozialakademie will die bis Ostern 2014 rückgemeldeten Ergebnisse dieser Kreise sichten und bündeln. Sie dienen in weiterer Folge als Grundlage für die Gestaltung von öffentlichen interreligiösen Dialogveranstaltungen. Ergänzend seien auch Interviews mit Experten und Schlüsselpersonen für die Umsetzung des Sozialwortes geplant, so ksoe-Direktorin Holztrattner.
Präsentiert werden sollen alle Aktivitäten und die entsprechenden Schlussfolgerungen des Ökumenischen Rates der Kirchen am 1. Adventsonntag 2014.
An der Erarbeitung des "Ökumenischen Sozialworts" waren alle 14 damals im ÖRKÖ vertretenen Kirchen beteiligt. Ein "ökumenischer Meilenstein" und "weltweit einzigartig", wie Bischofsvikar Dura bei der Pressekonferenz sagte. Das Sozialwort wurde in einem vierjährigen Prozess gemeinsam erarbeitet und umfasst ein breites Spektrum an Themen, von Bildung über Arbeit und soziale Sicherheit bis zu Frieden, Gerechtigkeit und Schöpfungsverantwortung. Veröffentlicht wurde es im November 2003.
Inzwischen hat der ÖRKÖ 16 Mitglieder, die sich nun wieder alle am Prozess beteiligen, wie ÖRKÖ-Vorsitzender Dura unterstrich.
Donnerstag 28. November 2013
14.30 Uhr Wiener Donaucity-Kirche
Donaucitystr. 2
1220 Wien
Die offizielle Startveranstaltung zum Prozess "Sozialwort 10+" findet am Donnerstag, 28. November, in der Wiener Donaucity-Kirche (Donaucitystr. 2, 1220) statt. Dabei werden ab 14.30 Uhr u.a. Beispiele gelungener Umsetzungen des Sozialworts präsentiert und der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer wird eine "prophetische Vorschau" halten.
Nach einem ökumenischen Gottesdienst wird das neue Buch "Gerechtigkeit in einer endlichen Welt. Ökologie-Wirtschaft-Ethik" präsentiert und diskutiert. Der Band enthält u.a. die gesammelten Vorträge einer Tagung an der Universität Wien im vergangenen Jänner, an der u.a. Kurienkardinal Peter Turkson, Bischof Michael Bünker und der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) teilgenommen hatten. An der Diskussion zum Buch am 28. November werden u.a. Bischof Bünker und die österreichische Botschafterin in China, Irene Giner-Reichl, teilnehmen.