Die Ordensleute lebten nicht vom Besitz, sondern von ihrer Arbeit, etwa als Pfarrer oder Religionslehrer, so Fürnsinn: "Nicht alle bekommen das Gleiche, sondern jeder das, was er braucht".
Die Ordensleute lebten nicht vom Besitz, sondern von ihrer Arbeit, etwa als Pfarrer oder Religionslehrer, so Fürnsinn: "Nicht alle bekommen das Gleiche, sondern jeder das, was er braucht".
"Wenn Österreich eine Kulturnation bleiben will, braucht es mutige Schritte", so der Herzogenburger Propst in der Bilanz seiner 15-jährigen Amtszeit als Vorsitzender der männlichen Ordensgemeinschaften in Österreich.
Nach 15 Jahren an der Spitze der männlichen Ordensgemeinschaften in Österreich wird Propst Fürnsinn nicht mehr für den Vorsitz der Superiorenkonferenz kandidieren. Im "Kathpress"-Gespräch zog er Bilanz seiner Amtszeit, forderte mehr staatliches Engagement in der Denkmalpflege und wies die Rede von den "reichen Klöstern" zurück. Auch wenn die Zahl der Ordensleute künftig zurückgehe, würden Orden auch in Zukunft in Kirche und Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen, zeigte sich Fürnsinn überzeugt. Als Propst von Stift Herzogenburg will er noch einige Jahre im Amt bleiben.
Zwischen und 40 und 50 Prozent aller Pfarren in Österreich würden von Ordensmännern geführt, 20 Prozent aller Spitalsbetten stünden in Ordensspitälern, 50.000 Schüler würden eine Ordensschule besuchen, 17 Bildungshäuser würden von Orden geführt und die Zahl ihrer sozialen Einrichtungen sei überhaupt nicht überschaubar, betonte Fürnsinn. Stifte und Klöster seien zudem eine ganz starke Kultur-Komponente des Landes. Die wichtigste Aufgabe der Orden sei freilich, durch ein authentisches Leben Zeugnis von der Liebe Gottes zu geben, so Fürnsinn.
Rund 6.050 Männer und Frauen gehören den insgesamt 205 katholischen Ordensgemeinschaften in Österreich an, die landesweit 850 Niederlassungen betreiben. Die Frauenorden (derzeit rund 4.100 Mitglieder) verzeichnen einen beständigen Rückgang, die Zahl der Ordensmänner ist hingegen in den vergangenen Jahren weitgehend stabil geblieben.
Es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis auch bei den Männern die Zahl zurückgehen werde, so Fürnsinn. Während sich viele Frauenorden aufgrund des Rückgangs an Mitgliedern und Finanzen von früheren Werken getrennt hätten und sich neuen Aufgaben zuwenden, stehe dieser Prozess den Männerorden noch bevor.
Die oft negative gemeinte Rede vom Reichtum der Klöster wolle er so nicht stehenlassen, betonte der Propst. Der Besitz der Orden sei kein Selbstzweck. Die erwirtschafteten Erlöse würden zum einen in die Werke der Orden - beispielsweise Schulen, Krankenhäuser, Pflegeheime oder Sozialeinrichtungen - fließen, zum anderen für den Erhalt der Kulturgüter verwendet.
Die Ordensleute lebten nicht vom Besitz, sondern von ihrer Arbeit, etwa als Pfarrer oder Religionslehrer, so Fürnsinn. "Nicht alle bekommen das Gleiche, sondern jeder das, was er braucht", fasste der Propst die Verteilung dieses Verdienstes unter den Mitbrüdern zusammen. Im Stift Herzogenburg gebe es etwa drei Kategorien: Am meisten bekommen jene Ordensmitglieder, die in einer Pfarre wohnen und dort ihren Dienst versehen. In die Kategorie Zwei fallen jene, die zwar im Stift wohnen, aber als Seelsorger auswärts arbeiten. Am wenigsten schließlich erhalten jene, die im Stift leben und ordensinterne Aufgaben überhaben. Nachsatz: "Und dazu zählt auch der Propst."
"Armut bedeutet aber nicht Armseligkeit", so Fürnsinn. Das klösterliche Leben zeichne sich durch Bescheidenheit und Solidarität aus. Über die Verwendung der Besitztümer entscheide auch nicht der Ordensobere allein, dies werde vielmehr im Konvent abgesprochen.
Höchst verärgert zeigte sich Fürnsinn darüber, dass der Staat nach wie vor an der Denkmalpflege verdient statt seiner Verantwortung nachzukommen. Noch immer werde für die Renovierung kirchlicher Bauten mehr Geld an Mehrwertsteuer abgeführt als es Zuschüsse vom Bund gebe. Das könne so auf Dauer nicht weitergehen, so der scheidende Vorsitzende der Männerorden.
Er erwartet sich von der künftigen Regierung im Hinblick auf die kirchliche Denkmalpflege eine Vorsteuerabzugsberechtigung. Fürnsinn: "Wenn Österreich eine Kulturnation bleiben will dann braucht es mutige Schritte."
Freilich bedeute eine fällige Vorsteuerabzugsberechtigung aber nicht, dass damit künftig staatliche Subventionen für Renovierungsprojekte ausbleiben könnten. Der Staat habe hier seiner Verantwortung nachzukommen. Die Dringlichkeit verdeutlichte der Propst damit, dass sich rund 60 Prozent aller denkmalgeschützten Gebäude in Österreich in kirchlichem Besitz befinden würden.
Er habe das Leben als Ordensmann und Priester stets als sehr erfüllend erlebt, so Fürnsinn. Letztlich könne er nicht nachvollziehen, weshalb sich immer weniger Männer und Frauen für das Ordensleben entscheiden könnten. "Vielleicht ist es aber auch ein Fingerzeig Gottes, und es kommt jetzt die Stunde der Laien". Er sei aber überzeugt, sagte Fürnsinn, dass die Orden immer einen wichtigen Platz in Kirche und Gesellschaft einnehmen würden, "als Beispiel für gelebte Christusnachfolge, als Hoffnungszeichen und kritisches Moment in Kirche und Gesellschaft".
Im Hinblick auf die Männerorden sei aber klar, dass die Funktion der Orden als "Personalreserve für Pfarrbesetzungen" in Zukunft nicht mehr aufrechterhalten werden könne. Wenn das Gemeinschaftsleben infolge der Pfarrverpflichtungen austrockne, könnten die Orden auch kein geistliches Zentrum mehr sein. Deshalb brauche es mutige Schritte hin zu Änderungen in der Grundstruktur der Kirche. Laien müssten künftig in der Leitung von Gemeinden eine viel größere Rolle spielen als bisher, so Fürnsinn.
Zur Missbrauchsproblematik meinte Fürnsinn, dass auch die Orden in den vergangenen Jahren sehr viel dazugelernt hätten. Die Fälle seien aufgearbeitet worden, man habe die Opfer ernst genommen und ihnen auch so gut wie möglich geholfen. Der kirchliche Stiftungsfonds, in dem Diözesen und Orden gemeinsam vertreten sind, habe alle Empfehlungen der Klasnic-Kommission umgesetzt. Insgesamt habe die Kirche hier "vorbildlich" agiert, so Fürnsinn.
Staatliche Stellen seien diesbezüglich noch lange nicht soweit. In den letzten Jahren habe es in kirchlichen Einrichtungen auch kaum mehr Fälle von Missbrauch gegeben. Freilich räumte Fürnsinn ein, dass man das Problem wohl nie ganz aus der Welt schaffen könne.
Auf Papst Franziskus angesprochen meinte Fürnsinn, dass dieser in seinem Mut und seiner Konsequenz "ganz authentisch Jesuit" sei. Der Papst lege den Finger gezielt in die Wunden der Gegenwart, etwa durch seinen Besuch auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa.
Auch die innerkirchlichen Reformansätze des Papstes seien ermutigend, so Fürnsinn. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Einsetzung des Kardinalsrates, der den Papst beraten soll und der für den Herzogenburger Propst durchaus als "Gegengewicht zur Kurie" angesehen werden kann.
Er erhoffe sich künftig in der katholischen Kirche auch regionale Lösungsansätze für Probleme - etwa im Bereich der Zulassungsbestimmungen zum Priesteramt, so Fürnsinn. Der Propst betonte ausdrücklich den Wert des Zölibats; zugleich solle es aber auch möglich sein, unter bestimmten Voraussetzungen verheiratete Männer zu Priestern zu weihen.
Gefragt, was er sich vom neuen Papst sonst noch wünschen würde, antwortete Fürnsinn: "Dass er den Austausch mit anderen Religionen noch verstärkt und die Religionsführer gemeinsam auftreten und zu den großen Problemen der Zeit Stellung beziehen."
Persönlich blicke er mit großer Dankbarkeit auf die 15 Jahre als Vorsitzender der Superiorenkonferenz zurück, so Fürnsinn. Er sei durch die unzähligen Begegnungen mehr beschenkt worden als er habe selbst geben können. Bei allem Arbeitsaufwand habe er stets darauf Wert gelegt, Freiräume und Zeit für den Dienst als Seelsorger zu bewahren. Das sei notwendig, "um, authentisch und normal" zu bleiben, so der Propst.
Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs und
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