"Viele Zuwanderer haben eine stärkere Bindung zur Religion als der Durchschnittsösterreicher", sagt Sebastian Kurz.
"Viele Zuwanderer haben eine stärkere Bindung zur Religion als der Durchschnittsösterreicher", sagt Sebastian Kurz.
Integrations-Staatssekretär Kurz sprach auf der Herbsttagung der Orden.
Den Beitrag der Kirchen für den interreligiösen Dialog und die Integration von Zuwanderern hat Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz am Montag, 25. November 2013, bei der Herbsttagung der Orden in Wien hervorgehoben. "Die Caritas und viele andere kirchliche Organisationen helfen uns, Integrationsarbeit wirklich auf den Boden zu bringen", so der ÖVP-Politiker vor den Missionsbeauftragten der katholischen Orden. Besonders hob Kurz das Ehrenamt von Migranten in der Kirche sowie den Dialog zu anderen Religionen hervor. Ordensgemeinschaften seien "wichtige Multiplikatoren", so Kurz. Derartiges Engagement helfe "in der Wissensvermittlung und auch dabei, Ängste zu nehmen".
Als "falsch" bezeichnete Kurz ein "Verstecken" der eigenen Religion für eine etwaige Förderung des Zusammenlebens von Menschen verschiedener Glaubensrichtungen. Im Gegenteil habe er "noch keinen Zuwanderer erlebt, der es schätzen würde, in ein Land zu kommen, das für nichts steht", so Staatssekretär Kurz. Es sei in Zeiten der Vielfalt "sinnvoll, klar zu zeigen, welche Traditionen und welche Religion ein Land mehrheitlich geprägt hat und welche Grundwerte es gibt". Je stärker dieses gelebt und auch gezeigt wird, desto leichter falle Zuwanderern die Integration.
Ebenso stelle er bei allen Religionsgemeinschaften ein starkes Bekenntnis zur Religion im öffentlichen Raum fest, so Kurz mit einer gleichzeitigen Warnung vor "Scheindebatten", die etwa die FPÖ mit dem Ausspruch "Jetzt dürfen nicht einmal mehr die Kreuze in den Klassen hängen" provozieren wolle. Derartige Diskussionen um das Kreuz im Klassenzimmer würden nie aufgrund der Beschwerde muslimischer Schüler, sondern stets jener von "urösterreichischen Eltern mit atheistischem Background" geführt. "Es sind nicht die Muslime, die uns christliche Tradition nehmen wollen", so der Staatssekretär.
In der Integrationsfrage sei Religion nicht Teil des Problems, sondern könne vielmehr "Teil der Lösung" sein, betonte Kurz zum wiederholten Mal. Er dankte den Kirchen und Orden für die bisherige gute Zusammenarbeit, explizit dem Wiener Weihbischof Franz Scharl, der ihm den Kontakt zu den anderssprachigen katholischen Gemeinden in Wien wesentlich erleichtert habe. "Viele Zuwanderer haben eine stärkere Bindung zur Religion als der Durchschnittsösterreicher. An die gut organisierten christlichen Zuwanderer kommt man leicht mit Angeboten wie etwa Sprachkursen heran."
Dem Bild einer "Überfremdung" hielt Kurz entgegen, dass durch Zuwanderung viel christliches Leben wieder nach Österreich gekommen sei. Auch für die Kirchen hätte diese Gruppe eine immense Bedeutung, verwies Kurz auf Kardinal Christoph Schönborn: Dem Wiener Erzbischof zufolge, sei bereits jeder zweite praktizierende Christ in Wien zugewandert.
Kirchen und Ordensgemeinschaften sollten Migranten jedoch nicht nur mitmachen lassen, sondern sich bewusst für sie öffnen und sich um ihre Einbindung bemühen, appellierte der Staatssekretär: Schließlich lasse das ehrenamtliche Engagement, das in der Kirche besonders hochgehalten wird, Freundschaften entstehen, verbessere die Deutschkenntnisse und die gesellschaftliche Anerkennung, womit es eine wichtige Säule der Integration sei.
Bei der Flüchtlingsproblematik, die durch "Katastrophen wie Lampedusa" sichtbar gemacht worden sei, könne eine langfristige Antwort nur die Entwicklungszusammenarbeit (EZA) sein, hob Kurz auf Anfrage hervor. Zwar würden hier viele in Österreich - unter anderem die Kirchen - durch zivilgesellschaftliches Engagement und Spenden viel beitragen. Der Staat leiste bei der EZA jedoch bisher "zu wenig", so der Regierungsvertreter, dem der Jahresbericht der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO) überreicht wurde. Die Kirche wäre dankbar, wenn die Austria Development Agency auf eine gleiche EZA-Summe wie die von den KOO-Mitgliedern geleisteten 110 Millionen Euro käme, so KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl bei diesem Anlass.
Herbsttagung Ordensgemeinschaften 2013
25. - 27. November 2013
Kardinal-König-Haus
1130 Wien
Kardinal-König-Platz 3