"Jesus veraltet nicht. Seine Botschaft ist frisch und neu wie eh und je. Auch heute spricht er Menschen an und lädt sie ein, sich mit ihm aufzumachen und sich auf seinen Weg zu den Menschen einzulassen", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Jesus veraltet nicht. Seine Botschaft ist frisch und neu wie eh und je. Auch heute spricht er Menschen an und lädt sie ein, sich mit ihm aufzumachen und sich auf seinen Weg zu den Menschen einzulassen", so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 26. Jänner 2014
Alles Große fängt ganz klein an. Ein kleines Samenkorn wird ein großer Baum. Aus einer Samen- und Eizelle wird ein neuer Mensch. Aus einem ganz bescheidenen, kleinen Anfang wird die größte Religionsgemeinschaft der Welt. Was damals vor 2000 Jahren in Galiläa begann, ist heute eine Glaubensfamilie, zu der inzwischen jeder dritte Erdenbürger gehört. Das Samenkorn ist aufgegangen. Wie kam es dazu?
Ein Mensch steht im Mittelpunkt: Jesus von Nazareth. Von ihm nimmt alles seinen Ausgang. Auf ihn bezieht sich die ganze Christenheit. An ihm nimmt sie Maß, an ihm wird sie gemessen. Lebendig ist das Christentum, wenn es nahe an Christus bleibt. Wo es sich von Jesus Christus entfernt, wird es unglaubwürdig, ja, zum Zerrbild, sogar zur Gefahr.
Dann braucht es wieder Menschen, die die Christen an ihren Ursprung erinnern, zu ihrem Gründer zurückführen. So einer war der Arme von Assisi, Franziskus. So einer ist jetzt Papst Franziskus. Er zeigt durch Worte, mehr noch durch Taten und deutliche Zeichen, wie die Christenheit sich wieder auf Jesus besinnen kann.
Aber wie hat Jesus seinen Weg angefangen? Zuerst durch eine Übersiedlung! Er hat seinen Heimatort verlassen, seinen Beruf aufgegeben, und sich von seiner Familie gelöst. Er beginnt etwas Neues. Und dazu muss er Altes aufgeben. In Kapharnaum, seinem neuen Wohnsitz, fängt er seinen neuen Weg an. Er kündigt eine neue Zeit an: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe!“
Aber dieses neue Reich des Himmels, das Reich Gottes, beginnt nicht spektakulär. Klein wie ein Samenkorn ist der Anfang: Jesus sammelt Menschen. Er ruft Einzelne und fordert sie auf, mit ihm das Neue zu wagen. Zwei und zwei folgen sie ihm, lassen sich darauf ein, gehen mit ihm. Aus diesem kleinen Anfang wurde die große Gemeinschaft der Christenheit. Um aber diesen Anfang nicht zu vergessen, hören wir bis heute die Geschichte, wie alles anfing.
Und dann geschieht das Erstaunliche: Der Anfang wird wieder neu lebendig! Wie damals! Was längst wie eine uralte, verstaubte Geschichte aussah, gar nicht mehr tauglich für heute, erwacht zu neuem Leben. Wieder ist es wie damals. Wieder erfüllt sich das Wort des Propheten: „Das Volk, das im Dunkeln lebt, hat ein helles Licht gesehen …“ Es kommt mir so vor, als würde auch heute Jesus „übersiedeln“, Altgewohntes verlassen, Neues beginnen. Viel Liebgewonnenes in der Christenheit stirbt ab. Aber Jesus veraltet nicht. Seine Botschaft ist frisch und neu wie eh und je. Auch heute spricht er Menschen an und lädt sie ein, sich mit ihm aufzumachen und sich auf seinen Weg zu den Menschen einzulassen, zu den Notleidenden und Kranken, den Suchenden und Verlorenen. Damals brach in Galiläa ein neuer Frühling an, voll Kraft und Hoffnung. Ich glaube fest, dass Jesus auch in unsere Zeit einen solchen Frühling bringen wird.
Als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen ihre Netze in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie, und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus. Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.