"Lasst das Licht des Glaubens leuchten, versteckt es nicht, denn dazu ist es nicht da", sagt Kardinal Christoph Schönborn.
"Lasst das Licht des Glaubens leuchten, versteckt es nicht, denn dazu ist es nicht da", sagt Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 9. Februar 2014.
Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt! Wer ist damit gemeint? Was sind das für Menschen, von denen Jesus so Großes sagt? Es muss sich um Leute handeln, die eine riesige Wirkung haben. Sie sind für die ganze Erde so wichtig wie das Salz für die Speisen. Sie sind für die ganze Welt so leuchtend, dass diese ohne sie finster wäre. Wer sind sie?
Jesus hat sie eben erst genannt, diese für die Welt so bedeutenden Menschen. Es sind die Armen, die Trauernden, die Sanftmütigen, die Friedfertigen, die Barmherzigen, die lauteren Herzens sind. Es sind alle die Menschen, die Jesus eben als "selig" bezeichnet hat: "Selig, die arm sind vor Gott."
Wie soll das zugehen? Die Armen – das Licht der Welt? Die Friedfertigen – das Salz der Erde? Alle diese Menschen wirken wie die Würze in der Speise, wie das Licht in der Dunkelheit. Wie können Trauernde und Barmherzige, wie können im Grunde machtlose Menschen eine so positive Wirkung haben? Jesus nennt sogar "die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten" selig, und spricht von ihnen als dem Salz und Licht der Welt. Und um es noch deutlicher zu machen, fügt er hinzu: "Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen verfolgt, beschimpft und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet." Wer sind die alle?
Es gibt offensichtlich Menschen, deren bloße Anwesenheit etwas Reinigendes, Würzendes hat. Denn das ist ja die Wirkung von Salz: Es gibt der Nahrung Geschmack und es schützt und bewahrt sie vor Verderbnis. Solche Menschen braucht die Welt. Sie bringen Licht und Wärme in eine finstere und kalte Welt. Für Jesus sind es offensichtlich die Armen, die Kleinen, die Schwachen, die Verfolgten, die so eine positive Wirkung haben.
Jesus sagt das freilich nicht irgendwie allgemein, als Theorie über Armut und Reichtum. Er spricht seine Zuhörer an. Er spricht uns, mich persönlich an. Er sucht Menschen, die eine solche positive Wirkung haben. Er will, dass ich selber so jemand werde. Ich versuche seit langem, eigentlich seit meiner Jugend, ein Jünger Jesu zu sein, oder genauer: zu werden. Das bedeutet konkret, bei Jesus in die Schule zu gehen, von ihm zu lernen, seinen Weg zu meinem zu machen. Denn er ist für mich das Licht der Welt. Er ist das Salz der Erde. Durch ihn kann auch ich Salz und Licht für andere werden.
Jesus spricht aber auch eine Warnung aus: Salz kann seine Kraft verlieren. Dann wird es schal. Martin Luther übersetzt sehr treffend wörtlich: Dann wird das Salz dumm. Es ist nutzlos, du kannst es nur mehr entsorgen. Wer Christ zu sein behauptet, es aber nur äußerlich ist, wird so fad und geschmacklos wie Salz, das "dumm" geworden ist. Solche Christen braucht Christus nicht.
Jesus spricht aber auch eine Ermutigung aus: Lasst das Licht des Glaubens leuchten, versteckt es nicht, denn dazu ist es nicht da. Ich glaube nicht, dass Jesus hier zum Prahlen mit den eigenen guten Werken einlädt. Gutes tun ist etwas Schönes, und wenn andere daran Freude haben, dann sollen sie spüren, dass Gott selbst die Ursache dieser Freude ist.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.