Der "Gebetsrucksack" wird jede Woche einer anderen Person in der Pfarre anvertraut, die darin unterschiedlichste Dinge findet, die beim Beten helfen und zum Gebet hinleiten können.
Der "Gebetsrucksack" wird jede Woche einer anderen Person in der Pfarre anvertraut, die darin unterschiedlichste Dinge findet, die beim Beten helfen und zum Gebet hinleiten können.
Beten ist einfach - und auch wieder nicht. Manchmal fehlen die Worte, dann die Gelegenheit oder die Übung. Die Theologin Raphaela Pallin hatte die Idee: ein "Gebetsrucksack", den die Pfarre jede Woche weitergibt.
"Ich mag Rucksäcke. Vor allem, wenn sie nicht zu groß, nicht zu klein und sinnvoll gepackt sind - mit all den nötigen und unnötigen Dingen, die das Geheimnis eines Rucksacks ausmachen. Ich mag Rucksäcke, weil sie helfen, Lasten so zu tragen, dass man davon nicht schief wird, sondern stärker, weil sie gutes Gleichgewicht ermöglichen und die Hände freigeben: zum Händeschütteln, zum Zuwinken, zum Anpacken, zum Lesen, zum Beten", erklärt dei Theologin Raphaela Pallin. Sie hatte die Idee mit den "Gebetsrucksäcken".
Eine junge Familie aus St. Johann Nepomuk übernimmt den ersten Gebetsrucksack und betet eine Woche für die Pfarre. Pfarrer Konstantin Spiegelfeld nimmt ihn auf die Diözesanwallfahrt mit.
"Einfach beten", dazu hat Kardinal Schönborn alle Gläubigen der Erzdiözese Wien für dieses Kirchenjahr eingeladen und ermutigt. Einfach beten - als ob Beten so einfach wäre! Im Trubel des Alltags kann man sich auch beim "Stoßgebet" ertappen: "Lieber Gott, wenn Du wüsstest, was ich alles zu tun habe!" Was mich immerhin dazu führen kann, neu zu fragen, was denn Gott von mir und für mich will.
"Beten ist, wie jede Form der Mitteilung, ganz natürlich und doch eine Kunst. Es ist Frucht der inneren Freiheit und zugleich innigste Verpflichtung, weil Beten eine Form der Liebe ist. Es braucht immer neue Anstöße, neues Einüben, aber es prägt und trägt dann auch. Beten ist zutiefst persönlich, intim, und kommt doch nie ohne Gemeinschaft aus. Beten heißt, unterwegs zu sein mit Gott und mit den Menschen: mit denen, die ich mag, und mit denen, bei denen ich 'viel üben' kann - gerade im Beten", so Pallin.
"Einfach beten" - wo gibt es Hilfen dazu, Anregungen zum Weitergeben, wie können wir einander das Beten anvertrauen, wie es als Verantwortung übernehmen? Was könnte dazu in unserer Pfarre helfen? Ein Rucksack ist Raphaela Pallin in den Sinn gekommen, ein ganz besonderer: ein "Gebetsrucksack" - ohne aufdringliche Werbeaufschrift; ohne Logo, durch das man abgestempelt ist; aus festem Material.
Wie jeder Rucksack muss auch der "Gebetsrucksack" immer wieder neu gepackt werden. Dann kann er für eine Woche lang jemandem aus der Pfarre anvertraut werden - einem Kind, einem alten oder neuen Nachbarn, einer Familie, einer Studentin, einem Asylwerber, einer Bezirksrätin, einem bettlägerigen Bekannten, dem Pfarrer, der Floristin, einer IT-Spezialistin, dem Briefträger, einer nahen "Fernstehenden" - mit der Bitte, in der kommenden Woche auch für die Pfarre zu beten, besonders für die Menschen im Pfarrgebiet, die das Gebet gerade am meisten brauchen.
"Alle, denen ich vom 'Gebetsrucksack' erzählt habe, haben voll 'Entdeckerfreude' gleich eigene Ideen beigesteuert, was sie alles hineinpacken wollen", erzählt Pallin weiter. Der wesentliche Inhalt bleibt gleich, dazu kommt jede Woche frisch, was für die Person passt, die den "Gebetsrucksack" als nächste übernimmt - eine kleine Überraschung ist immer gut.
Wesentlich sind: ein Kreuz, eine Kerze samt Untersetzer, eine kleine Marienikone, eine Bibel, eine Karte mit Grundgebeten und dem Glaubensbekenntnis, ein Rosenkranz samt Anleitung, eine Tischgebetskarte, ein kleines Stundenbuch, das "Gebetsrucksack"-Tagebuch für kurze persönliche Einträge und Zeugnisse, eine Gebetskarte mit Segensgruß und der Bitte, in der kommenden Woche für die Menschen im Pfarrgebiet zu beten.
Der "Gebetsrucksack" wird jede Woche von der Pfarre wieder zurückgenommen und dann - mit neuen Gebetskarten versehen - jemand anderem anvertraut, eventuell mit persönlichem Segen und der Zusage, dass die Pfarrgemeinde auch mitbetet. Wann oder bei welcher Gelegenheit, bleibt jeder Pfarre überlassen. Auch, ob es fallweise zu einem "Gebetsrucksack-Pilgertreffen" mit Erfahrungsaustausch kommen soll.
Zusätzlich zur Grundausstattung wären noch möglich:
Eine Hinführung zu verschiedenen Gebetsformen; Gebete zur Zeit im Kirchenjahr, eine Pfarrgebietskarte mit Kirchen/ Kapellen/Marterln; ein aktuelles Pfarrblatt; eine "Schlüssel"-Einladung zu einem Besuch einer Gebetsgruppe der Pfarre (+ Übersicht); Anregungen zum Beten in der Familie, zum Beten in "schweren Zeiten"; eine Einladung zum Gespräch mit einem/r SeelsorgerIn; ein Kindergebetbuch; ein Bibelstellen-Säckchen; das Apost. Schreiben "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus; Hinführungen zum Gebet (Beispiele: W. Herbstrith, Verweilen vor Gott: Mit Theresa von Avila, Johannes vom Kreuz und Edith Stein; Madeleine Delbrêl, Gott einen Ort sichern: Texte – Gedichte – Gebete), kurze Heiligenbiographien (Pfarrpatrone); ein Liederbuch; Anregungen für eine (gemeinsame) Gebetswanderung, für einen Gebetsabend oder samstägliche Laudes (und Brunch) mit Freunden; … – die phantasievolle Auswahl kennt kaum Grenzen.
"Einfach beten": Unter diesem Motto ladet Kardinal Schönborn zu einem "Jahr des Betens" ein! Es ist eine Schule des Betens, ohne viel Aufwand und für jeden durchführbar.
Alle Informationen, Materialien, Anleitungen und Ideen unter www.einfachbeten.at.
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