Statistisch gesehen wünschen sich die Österreicher 2,09 Kinder, tatsächlich liege die Fertilität aber nur bei 1,44 Geburten pro Frau.
Statistisch gesehen wünschen sich die Österreicher 2,09 Kinder, tatsächlich liege die Fertilität aber nur bei 1,44 Geburten pro Frau.
Katholischer Familienexperte Danhel fordert angesichts sinkender Geburtenrate "Familien-Mainstreaming" in Politik.
Kinder- und Familienfreundlichkeit ist in den Augen des Familienexperten Günter Danhel "die soziale Frage des 21. Jahrhunderts", vergleichbar mit der Bedeutung der Frage von Arbeit und Kapital im 19. und jener von Ideologie, Krieg und Frieden im 20. Jahrhundert. Der frühere Leiter des kirchlichen Instituts für Ehe und Familie (IEF) legte bei der Karl-Kummer-Jugendakademie anhand aktueller Studien die Notwendigkeit eines "Familien-Mainstreamings" dar, das einer "vergreisenden und aussterbenden Kultur" entgegenwirken könne.
Die Dringlichkeit neuer Wege in der Familienpolitik unterstrich Danhel mit demografischen Daten. Statistisch gesehen wünschen sich die Österreicher 2,09 Kinder, tatsächlich liege die Fertilität aber nur bei 1,44 Geburten pro Frau. 1970 lag die Geburtenrate noch bei 2,29, 1990 bei 1,46. "Ersetzt wird eine Generation durch die nächste nur bei einer Fertilität von 2,1", betonte der Experte. Bereits seit 2000 sterben in Österreich mehr Menschen als geboren werden - und das, obwohl die Lebenserwartung weiter deutlich ansteigt.
Dieses Phänomen, verbunden auch mit dem deutlichen Anstieg des Gebäralters, der immer häufigeren Entscheidung gegen ein Kind oder dem Zunehmen der Haushalte ohne Kinder, stelle die Gesellschaft vor enorme wirtschaftliche und soziale Herausforderungen, betonte der emeritierte IEF-Leiter. Immer mehr Menschen würden sich aus dem Generationenvertrag verabschieden, wobei die Politik die Tendenz noch verstärke: Derzeit finde eine Umverteilung weg von den Familien und hin zu den Kinderlosen im Umfang von 3,25 Milliarden Euro jährlich statt, argumentierte Danhel mit Verweis auf eine im Vorjahr publizierte Studie, die unbezahlte Arbeit berücksichtigt.
Um Nachhaltigkeit auch als soziales Prinzip zu verankern, müsse Familienpolitik zur "Querschnittsmaterie" werden und zwischen Menschen mit Betreuungspflichten und Kinderlosen für einen faireren Ausgleich sorgen, lautete eine der Forderungen Danhels an eine "bevölkerungsbewusste Familienpolitik". Alle Aktivitäten des Gesetzgebers und der Verwaltung sollten sich am Wohl von Familien und Kindern orientieren, ihnen maximale Wahlfreiheit gewährleisten und Familienarbeit aufwerten.
"Stabile Beziehungen, langfristig verlässliche Rahmenbedingungen, wirtschaftlicher Wohlstand und materielle Sicherheit auf Grundlage gesellschaftlicher Gerechtigkeit" führten in Summe laut Ansicht des Experten auch zu mehr Kindern. Als konkrete Schritte dahin schlug er u.a. die Sanierung des Familienlastenausgleichsfonds durch Übernahme fremder Lasten durch die Kranken- und Pensionsversicherungen, eine Steuerreform mit einem steuerfreien Existenzminimum für alle Familienangehörigen und eine Interessensvertretung für Familien nach dem Vorbild der Seniorenvertretung vor. Auch ein umfassender Lebensschutz - darunter Motivforschung und Statistik zu Abtreibungen - sei Teil der notwendigen Maßnahmen.
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