Ein Mädchen beim Wasserholen - oft sind es aber viel schwerere Arbeiten, die Kindern statt dem Schulgang aufgetrageb sind.
Ein Mädchen beim Wasserholen - oft sind es aber viel schwerere Arbeiten, die Kindern statt dem Schulgang aufgetrageb sind.
"Mehrere zehn Millionen Kinder sind weltweit gezwungen, unter unwürdigen Bedingungen zu arbeiten, und sind Opfer von Sklaverei, Ausnutzung, aber auch von Missbrauch, Übergriffen und Diskriminierungen", so Papst Franziskus.
Die Wirtschaft muss immer die Würde des Menschen vor Augen haben! Das sagte Papst Franziskus an diesem Mittwoch. Bei seiner Generalaudienz forderte er vor rund 35.000 Besuchern in Rom einen verstärkten Kampf gegen Kinderarbeit. Der UNO-Welttag gegen Kinderarbeit wird am Donnerstag, den 12. Juni begangen.
„Mehrere zehn Millionen Kinder sind weltweit gezwungen, unter unwürdigen Bedingungen zu arbeiten, und sind Opfer von Sklaverei, Ausnutzung, aber auch von Missbrauch, Übergriffen und Diskriminierungen. Ich hoffe wirklich, dass die internationale Gemeinschaft die Minderjährigen durch sozialen Schutz vor dieser Heimsuchung retten kann!“
Taten statt Worte, forderte der Papst - denn die Würde eines jeden Kindes sei unantastbar.
„Erneuern wir alle unser Engagement, insbesondere die Familien, damit jedes Kind in seiner Würde respektiert wird und gesund aufwachsen kann. Eine ruhige Kindheit ermöglicht es jedem Kind, mit Zuversicht auf das Leben und die Zukunft zu blicken.“
Nach den Standards der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf liegt eine Versklavung von Kindern dann vor, wenn sie aufgrund eines Zwangs durch Dritte, die nicht ihre Eltern sind, schuften müssen. Opfer von Zwangsarbeit sind ausserdem Minderjährige, die gemeinsam mit ihren versklavten Vätern und Müttern malochen. Genaue Statistiken zu dem Phänomen gibt es nicht.
Im WM-Land Brasilien ist Kinderarbeit nach wie vor weit verbreitet, hat anlässlich des am Donnerstag gleichzeitig zum WM-Start begangenen "Welttags gegen Kinderarbeit" das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" aufmerksam gemacht. Noch immer müssten im WM-Gastland eine halbe Million Kinder zwischen fünf und 13 Jahren arbeiten, der Großteil davon in der Landwirtschaft. Brasilien brauche dringend einen verstärkten Kampf gegen die Ursachen ausbeuterischer Kinderarbeit sowie auch eine Bildungsoffensive, hieß es in der Aussendung vom Mittwoch.
Angaben des Brasilianischen Institutes für Geographie und Statistik zufolge ist die Anzahl der unter-14-jährigen Kinderarbeiter zuletzt deutlich gesunken - von 704.000 im Jahr 2011 auf 554.000 im Jahr 2012. Dennoch fehle den meisten Bundesstaaten für die Umsetzung ambitionierter Programme das Geld, bemängelte "Jugend Eine Welt". Das Hilfswerk unterstützt in Brasilien mehrere Don Bosco-Hilfsprojekte für benachteiligte Kinder. Mindestens 24.000 Kinder und Jugendliche würden zudem in Brasilien auf der Straße leben und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten.
Eine besonders gefährliche Form der Kinderarbeit ist laut "Jugend Eine Welt" die besonders im armen Norden Brasiliens verbreitete Ernte von Cashewnüssen. Zwar sei das Brechen der Nüsse am frühen Morgen mit dem Schulbesuch zeitlich vereinbar und trage zum Familieneinkommen bei, doch schwärze das Öl der Schale die Finger und ätze die feinen Kapillarlinien weg. Die völlige Übermüdung begrenze zudem die Chance der Kinder auf Schulerfolg.
Es sei "leider nicht damit getan, Kinderarbeit gesetzlich zu verbieten, die Kinder von den Feldern zu holen oder Betriebe besser zu kontrollieren - auch wenn das wichtige Schritte sind", betonte "Jugend Eine Welt"-Vorsitzender Reinhard Heiserer. Gebot der Stunde seien der Kampf gegen die komplexen Ursachen der Ausbeutung, die Vermittlung von Chancen auf ein existenzsicherndes Einkommen für arme Familien, bessere soziale Sicherungen und "massive Investitionen in das chronisch unterfinanzierte Bildungssystem".
Weltweit gibt es laut der Internationalen Arbeitsorganisation ILO 168 Millionen Kinderarbeiter, was gegenüber der Zahl von 246 Millionen im Jahr 2000 ein großer Fortschritt ist. Dennoch arbeiten noch immer über 85 Millionen Kinder in besonders gefährlichen Bereichen, wie in der chemischen Industrie, in Steinbrüchen, als Kinderprostituierte, Drogenkuriere oder Kindersoldaten. Die Millienniums-Selbstverpflichtung der Weltgemeinschaft, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis spätestens 2016 zu beseitigen, bleibt somit ein fernes Ziel.
Auch in Österreich war Kinderarbeit einst weit verbreitet, hat die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis (CS) hingewiesen: Im Jahr 1912 habe ihre Gründerin Hildegard Burjan (1883-1933)- die Selige hat am 12. Juni ihren Gedenktag - bei einem Internationalen Frauentreffen dargelegt, dass damals jedes dritte österreichische Kind zwischen sechs und 14 Jahren arbeitete. Bereits Drei- bis Vierjährige verrichteten oft Tätigkeiten wie das Einwickeln von Bonbons.
Burjan bezeichnete kranke Kinder als "größtes Hindernis des Fortschrittes eines Staates" und setzte sich vehement gegen Kinderarbeit und für die Rechte der Heimarbeiterinnen ein. Sie forderte schon damals, das eigene Kaufverhaltens zu überprüfen, da dieses an der "Not des Volkes" durchaus mitschuldig sein könne: "Kaufen wir nur bei gewissenhaften Kaufleuten, drücken wir nicht so sehr die Preise, verlangen wir von Zeit zu Zeit Rechenschaft über den Ursprung der Waren!", so der Appell der Seligen vor 102 Jahren.
Die Caritas Socialis ist außer in Österreich, Deutschland und Südtirol auch in Brasilien tätig - mit einem Familiensozialzentrum und in der Kinderpastoral in Guarapuava, die laut Angaben des Ordens die größte Freiwilligenorganisation Brasiliens ist und den Schwerpunkt auf Familienentwicklung legt: "Multiplikatorinnen besuchen die Familien und schulen und informieren über gesunde Ernährung, Erziehung, Gewaltprävention und Hygiene", informiert der Orden.
BrasilienMegametropolen, Amazonas, Elendsquartiere, Samba, Fußball-WM und eine junge Kirche im Weltjugendtags-Aufbruch. |