In der Gruft nahm sich der Bundespräsident - trotz enormer Medienpräsenz - Zeit für Gespräche mit Gästen der Sozialeinrichtung. Abschließend aß er mit den Obdachlosen zu Mittag.
In der Gruft nahm sich der Bundespräsident - trotz enormer Medienpräsenz - Zeit für Gespräche mit Gästen der Sozialeinrichtung. Abschließend aß er mit den Obdachlosen zu Mittag.
Anlässlich seines Amtsjubiläums würdigt Fischer die Arbeit der karitativen Einrichtungen Österreichs: "Jeder muss bereit sein, etwas gegen Armut zu tun."
Bundespräsident Fischer hat am Dienstag, 8. Juli 2014, zum zehnten Jahrestag seines Amtsantritts die Caritas-Obdachlosenhilfe "Gruft" in Wien-Mariahilf besucht. Sehr bewusst wolle er zu dieser für ihn "wertvollen Stunde" dieses Zeichen setzen, um so seine Wertschätzung gegenüber der Caritas und den anderen karitativen Organisationen des Landes zu zeigen, erklärte der Bundespräsident bei seiner mehr als einstündigen Visite. Angesichts Tausender Menschen in sozialen Nöten dürfe niemand beim Anblick von Elend "sich umdrehen und die Augen zumachen, sondern man muss bereit sein, etwas zu tun", so sein Appell an "jeden gutgesinnten Menschen".
Die soziale Dimension und Gerechtigkeit seien für ihn "zentrales Element einer Gesellschaft", erklärte Fischer, denn "wenn es um Menschenwürde schlecht bestellt ist, ist vieles andere auch schlecht". Gleiches Recht aller auf Leben und menschenwürdige Existenz seien "nicht verhandelbar".
Österreich müsse sich zudem auch über die Landesgrenzen hinaus einbringen, die Entwicklungszusammenarbeit und die Umsetzung der UN-Millenniumsziele unterstützen. Dies sei eine "permanente Aufgabe, die sich jedoch öfters schwierig gestalte, "da manche nicht so viel Verständnis dafür aufbringen wie dies wünschenswert wäre", so Fischer. Weiters sprach sich der Bundespräsident dafür aus, die Flüchtlingsproblematik "mit Intelligenz und Herz" in Angriff zu nehmen. Notwendig sei es, die Flüchtlingsbelastung innerhalb Europas zu verteilen.
Mit seiner "Gruft"-Visite wolle er ein Zeichen setzen, dass er als Bundespräsident nicht "in einem Elfenbeinturm" sitze, betonte Fischer, der hier auch auf Begegnungen bei seinen Wanderausflügen sowie seine Hofburg-Besuchstage für Senioren und Schüler erwähnte. In der Gruft nahm sich der Präsident trotz enormer Medienpräsenz Zeit für Gespräche mit Gästen der Sozialeinrichtung, darunter ein Mann aus Iran und eine ältere Frau, die dem Präsidenten ihre Not mit einem einbestellten Sachwalter schilderte. Abschließend aß der Präsident gemeinsam mit den Obdachlosen zu Mittag. Der Tag werde ihm auch in zehn Jahren in Erinnerung bleiben, "wenn ich dann im hoffentlich wohlverdienten Ruhestand bin", so der 75-jährige Politiker.
Er freue sich, dass sich die Gruft zu einer "erneuerten und durchdachten sozialen Einrichtung" entwickelt habe und auch das Selbstwertgefühl ihrer Besucher hebe, so der Bundespräsident. Da die sozial Schwächsten auch politisch oft "nicht die stärksten" seien, sei der Einsatz von Institutionen und Personen für den sozialen Ausgleich in der Gesellschaft besonders wichtig, erklärte Fischer, der hier Caritas-Präsident Michael Landau als ein "Vorbild" bezeichnete.
Landau, der gemeinsam mit "Gruft"-Leiterin Judith Hartweger den Bundespräsidenten begrüßte, gratulierte Fischer zum Amtsjubiläum. Fischer werde längst dem Anspruch gerecht, "Präsident aller Österreicher" zu sein und erinnere zudem, "was Politik leisten kann und leisten soll". Der Bundespräsident stehe für sachliche Politik, die sich nicht in Schlagwörtern erschöpfe, für sozialen Ausgleich sowie eine Politik des Augenmaßes und der Ausgewogenheit, so seine Würdigung.
Als Bitte an seinen Gast formulierte Landau, dass "in Österreich auch künftig außer Streit steht, dass wir Armut bekämpfen müssen, nicht die Armen". Der Sozialstaat habe sich in der Krise bewährt und sei eine "notwendige Investition in sozialen Zusammenhalt", denn: "Wohlstandsinsel in Meer von Armut sind nicht auf Dauer stabil". Weiters müsse sich Europa in Richtung einer "echten Sozial- und Solidaritätsunion entwickeln", etwa im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit, wofür es laut Landau jetzt die Weichen zu stellen gelte.
Bundespräsident Heinz Fischer besucht die "Gruft": Der Tag werde ihm auch in zehn Jahren in Erinnerung bleiben, "wenn ich dann im hoffentlich wohlverdienten Ruhestand bin", so der 75-jährige Politiker.