Bildung: Das aktuelle System, demnach Schülern etwa mit Deutsch-Schwächen der Status eines "außerordentlichen Schülers" gegeben werden kann, sei "stark reformbedürftig", so Caritas-Präsident Michael Landau.
Bildung: Das aktuelle System, demnach Schülern etwa mit Deutsch-Schwächen der Status eines "außerordentlichen Schülers" gegeben werden kann, sei "stark reformbedürftig", so Caritas-Präsident Michael Landau.
"Integrationsklima sei erfreulicherweise besser geworden, aber gerade im Bildungsbereich gibt es noch viel zu tun", so Caritas-Präsident Landau. "Die Politik sollte gesellschaftliche Vielfalt als Ressource anerkennen."
Caritas-Präsident Michael Landau ortet einen "weiterhin hohen Handlungsbedarf im Bildungsbereich". Integrationsprobleme gingen gerade bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund meist Hand in Hand mit Bildungsproblemen, sagte Landau in einer ersten Reaktion gegenüber "Kathpress" auf den am Montag, 28. Juli 2014, vorgelegten Integrationsbericht. Insgesamt sei das Integrationsklima "erfreulicherweise besser geworden", so Landau. Dies sei auch der Einrichtung eines eigenen Integrationsstaatssekretariats zu verdenken. Nun gelte es jedoch, diesen Weg weiter zu gehen und die im Integrationsbericht vorgelegten Vorschläge "rasch umzusetzen".
Alarmierend sei gerade im Blick auf den Bildungsbereich, dass weiterhin 12 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund ohne Pflichtschulabschluss blieben. Ein Schlüssel im Bildungsbereich stelle die Sprachkompetenz dar, die es zu fördern gelte. Sommerliche Sprachkurse etwa hätten sich aus Sicht der Caritas bewährt. Das aktuelle System, demnach Schülern etwa mit Deutsch-Schwächen der Status eines "außerordentlichen Schülers" gegeben werden kann, sei "stark reformbedürftig", so der Caritas-Präsident.
Ein Hemmnis gelingender Integration sei laut Landau außerdem das geltende Staatsbürgerschaftsrecht - "eines der restriktivsten in ganz Europa". Die hohen Einkommensgrenzen und die derzeitige Mindestaufenthaltsdauer von zehn Jahren würden "zu hohe Barrieren" darstellen. "Dadurch wird erfolgreiche Integration unnötig erschwert."
Von der Politik mahnte Landau ein, "die reale gesellschaftliche Vielfalt als Ressource anzuerkennen". Gelungene Migrations- und Integrationspolitik geschehe "auf Augenhöhe, unter Anerkennung der Menschenrechte und unter Anerkennung der gesellschaftlichen Vielfalt und deren Vorteile".
Dem am Montag, 28. Juli 2014, präsentierten Integrationsbericht 2014 zufolge verfügt derzeit fast ein Fünftel der österreichischen Bevölkerung - genau 19,4 Prozent - über einen Migrationshintergrund. Das Integrationsklima hat sich laut Bericht in Österreich zum Positiven entwickelt. Meinten 2010 noch rund 69 Prozent der Befragten, dass "die Integration von Migranten eher schlecht oder sehr schlecht funktioniert", so reduzierte sich dieser Wert 2014 auf rund 51 Prozent. Umgekehrt stieg der Anteil jener, die "Integration als eher gut oder sehr gut funktionierend" bewerten, von 31 Prozent im Jahr 2010 auf aktuell 49 Prozent.
Verbessert hat sich laut Erhebung auch das Zugehörigkeitsgefühl: 2010 fühlten sich 56 Prozent der Zuwanderer eher Österreich als ihrem jeweiligen Herkunftsland zugehörig. 2014 waren es bereits 70 Prozent. Bei türkisch-stämmigen Zuwanderern fiel die Verbesserung noch deutlicher aus: 2010 gaben noch 69 Prozent dieser Gruppe an, sich eher der Türkei zugehörig zu fühlen, in diesem Jahr waren es lediglich 43 Prozent.
Sieben Prozent der 15- bis 24-Jährigen waren 2013 weder erwerbstätig noch in Aus- oder Weiterbildung. Jugendliche ohne Migrationshintergrund waren zu fünf Prozent betroffen, Jugendliche mit Migrationshintergrund zu 15 Prozent. Der Anteil der ausländischen Schüler in maturaführenden Schulen hat sich von 6,8 Prozent im Schuljahr 2010/11 auf 7,7 Prozent (2012/13) erhöht.
Den Hauptanteil der 151.300 Zuwanderer machten mit 57 Prozent EU-und EWR-Bürger aus. Von den Zuzügen aus dem Ausland entfielen fast 16.100 auf zurückkehrende österreichische Staatsangehörige. Mit über 17.700 Zuzügen hatten Deutsche daran den größten Anteil, gefolgt von ungarischen (14.900) und rumänischen Staatsangehörigen (13.500). Weitere 7.300 Zuzüge entfielen auf polnische und 6.200 Zuzüge auf slowakische Staatsbürger.
Ausdrücklich begrüßt wurde von der Caritas die Forderung des Integrationsberichtes nach einem weiteren, verpflichtenden und kostenlosen Kindergartenjahr. "Statt die Defizite des Kindergartenbesuchs in Vorschulklassen nachträglich zu korrigieren, wäre es besser, den Kindergarten selbst als erste Bildungsinstitution im Leben der Kleinsten zu begreifen", so Landau. Es brauche jedoch "mehr Personalressourcen und ein österreichweit verbindliches Qualitätsrahmengesetz", mahnte der Caritas-Präsident in einer Aussendung am Montag.
Weiters äußerte sich Landau in der Aussendung auch zur jüngsten Sprachförderungs-Debatte. Die Empfehlungen des Expertenrates würden seitens der Caritas begrüßt, heißt es, klar sei aber auch: "Die empfohlene Sprachförderung muss zusätzlich und darf nicht anstelle des Regelunterrichts stattfinden. Wir brauchen keine Ausgrenzung in separate Klassen, sondern besondere Sprachförderung in allen Klassen."
Im Blick auf das Staatsbürgerschaftsrecht konkretisierte Landau in der Aussendung seine Forderung ebenfalls: "Wir würden uns auch die Einführung einer Doppelstaatsbürgerschaft wünschen. Menschen, die die Pflichtschule in Österreich besucht haben und nach wie vor hier leben, sollen bei Erreichen der Volljährigkeit einen Rechtsanspruch auf Einbürgerung erhalten, unabhängig von Einkommensvoraussetzungen."