Caritas weist Ministeriumskritik am kirchlichen Engagement in der Betreuung von Asylwerbern zurück
Caritas-Präsident Michael Landau hat Bund und Länder dazu aufgerufen, in der Debatte um Asylwerberquartiere "zusammenarbeiten, statt sich das Thema wie eine heiße Kartoffel zuzuspielen".
Von einem Unterbringungsnotstand in Österreich könne keine Rede sein, die Aufgabe sei "mehr als bewältigbar", betonte Landau am Donnerstag, 28. August 2014, in einer Aussendung und forderte eine Versachlichung der Diskussion. Die Lösung liege auf der Hand: "Die Länder müssen die eingegangenen Verpflichtungen zu 100 Prozent erfüllen, wie es in einem Rechtsstaat zu erwarten ist. Der Bund muss dafür die erforderlichen Mittel sicherstellen, damit die Länder geeignete Quartiere finden können", so der Caritas-Präsident.
Indirekt wies die Caritas zudem Kritik aus dem Innenministerium am kirchlichen Engagement beim Thema "Asyl" zurück. Caritas und Kirche hätten zuletzt bereits zusätzliche Plätze zur Unterbringung von Asylwerbern geschaffen, weitere seien in Vorbereitung, hieß es. "Caritas und Kirche haben in der Vergangenheit stets Verantwortung übernommen und werden das auch in Zukunft tun", unterstrich Landau.
Das Innenministerium hatte zuvor am Donnerstag gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) mitgeteilt, man überlege angesichts zuletzt "massiv" angestiegener Asylanträge die Errichtung von Zeltstädten für Asylwerber. Scharfe Töne schlug ein Ministeriumssprecher dabei auch gegen die Caritas an. "Es wäre hoch an der Zeit, dass diejenigen, die diese dramatische Entwicklung als 'Sommertheater' bezeichnet haben und den Kopf in den Sand gesteckt haben, endlich die Augen öffnen und sich bei der Suche nach Quartieren beteiligen", wurde er zitiert.
Die Caritas reagierte darauf mit einer detaillierten Auflistung ihrer Arbeit in der Betreuung von Asylwerbern in den verschiedenen Bundesländern. Aktuell betreut die Hilfsorganisation demnach in rund 45 Caritas-Häusern und Quartieren mehr als 2.700 Asylwerber.
Darunter befinden sich auch Spezialquartiere für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und Personen mit erhöhtem Betreuungsbedarf. Weitere 5.000 Asylwerber wohnen zwar nicht in einer Unterkunft der Caritas, werden aber mobil von Mitarbeitern der Hilfsorganisation betreut.
Zusätzlich zur Unterbringung von Asylwerbern leistet die Caritas unter anderem auch Rechtsberatung, Rückkehrberatung und Sozialberatung, organisiere Deutschunterricht, Aktionen zur Integration im Dorfleben sowie Bildungsprojekte, Berufsberatung und psychotherapeutische Angeboten. Teilweise würden diese Maßnahmen allein durch Mittel der Hilfsorganisation und Spenden finanziert.
Durch die anhaltende öffentliche Diskussion entstehe der Eindruck eines Engpasses in der Flüchtlingsunterbringung, hielt die Caritas fest und mahnte eine Versachlichung der Diskussion ein. 2003 etwa habe es mehr als doppelt so viele Asylanträge gegeben wie 2013. Auch angesichts der vom Innenministerium veröffentlichten Zuwächse bei den Aslywerberanträgen im laufenden Jahr könne von einem Unterbringungsnotstand keine Rede sein.
800 der österreichweit derzeit mehr als 2.700 in Caritas-Quartieren untergebrachten Asylwerber befinden sich laut den von der Hilfsorganisation am Donnerstag, 28. August 2014, veröffentlichten Daten in Vorarlberg. Die Feldkircher Caritas konnte zudem in der vergangenen Woche fünf zusätzliche Wohnungen bereitstellen. Gearbeitet wird an der Umsetzung des Projekts "Wohnen auf Zeit". Menschen, die leerstehende Wohnungen haben, sollen dabei motiviert werden, diese für Menschen mit dringendem Wohnraumbedarf, unter ihnen auch Flüchtlinge, zu einem günstigen Preis zu vermieten. Die Caritas übernimmt dabei die Vermittlung und Abwicklung. Die Diözese Feldkirch klärt zudem, welche Pfarrhöfe eventuell für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt werden können.
789 Wohnplätze in fünf Flüchtlingshäusern in Wien, Burgenland und Niederösterreich betreibt die Caritas der Erzdiözese Wien. 100 dieser Plätze sind für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, 80 für Menschen mit psychischen oder physische Beeinträchtigungen. Außerdem gibt es 220 Wohnungen und 24 betreute Quartiere in denen über die mobile Flüchtlingsbetreuung der Wiener Caritas 1.400 Asylwerbern geholfen wird.
In Tirol wurden laut Caritas nach einem "Runden Tisch" zur Asylwerberunterbringung zuletzt 100 zusätzliche Plätze geschaffen, davon 70 seitens kirchlicher Träger (in einem Kloster und im Innsbrucker Integrationshaus). Bis Ende des Jahres sollen weitere 100 folgen, langfristig nochmals 100.
Die Salzburger Caritas betreibt drei Flüchtlingshäuser und stellt damit rund 100 bis 110 Quartierplätze zur Verfügung. Die Erzdiözese wird zusammen mit der Caritas ab September 2014 ein Haus für die Unterbringung von rund 40 Asylwerbern zur Verfügung stellen. Weitere 25 bis 30 syrische Kriegsflüchtlinge sollen ebenfalls von Caritas und Pfarren untergebracht werden.
660 Menschen werden nach Caritas-Angaben in Oberösterreich von der Hilfsorganisation grundversorgt. Zuletzt eröffnete die Caritas Oberösterreich in Reichenau eine Unterkunft für 18 Personen. In zweiwöchentliche Besprechungen, an denen die Landesregierung und die Hilfsorganisationen beteiligt sind, werden laufend weitere mögliche Quartiere diskutiert. Die Diözese Linz unterstützt die Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten, etwa in Pfarrhöfen oder diözesanen Gebäuden.
In Niederösterreich stellt die Caritas der Erzdiözese Wien 130 Grundversorgungsplätze zur Verfügung. 50 davon sind für Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf. Weitere 25 könnten demnächst geschaffen werden. Die Caritas der Diözese St. Pölten hat in den vergangenen Tagen alle Pfarren in einem Brief gebeten, kostengünstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, um weitere Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.
Im Burgenland stellt die Caritas der Erzdiözese Wien 88 Grundversorgungsplätze zur Verfügung, davon sind 44 für unbegleitete Minderjährige. Das von der Caritas der Diözese Eisenstadt betreute Flüchtlingsquartier Forchtenstein ist nach Angaben der Hilfsorganisation mit 43 Bewohnern seit einem Jahr voll ausgelastet.
Die steirische Caritas stellt 300 Grundversorgungsplätze für Asylsuchende zur Verfügung, weitere 3.000 Menschen werden über die mobile Beratung betreut. Ab September wird die Caritas der Diözese Graz-Seckau gemeinsam mit der Diözese und gemäß einer Vereinbarung des Innenministeriums mit dem Land Steiermark alle Maßnahmen zur Unterbringung, Betreuung und Integration für syrische Flüchtlinge übernehmen.
Die Caritas Kärnten stellt für rund 60 Personen mehrere Wohnungen zur Verfügung.