Aus Personalmangel hatten sich die "Beschuhten Karmeliten" schon vor Jahren aus der Favoritener Pfarre zurückgezogen.
Aus Personalmangel hatten sich die "Beschuhten Karmeliten" schon vor Jahren aus der Favoritener Pfarre zurückgezogen.
Bisherige Wiener Pfarrkirche "Maria vom Berge Karmel" wird geistliche Heimat für syrisch-orthodoxe Christen.
Ein katholisches Gotteshaus in Favoriten – "Maria vom Berge Karmel" am Stefan-Fadingerplatz – wird an die syrisch-orthodoxe Kirche übergeben: Die Ordensgemeinschaft der "Beschuhten Karmeliten" überträgt das Gotteshaus mit dem anschließenden Klostergebäude an die für Österreich zuständige syrisch-orthodoxe Metropolie.
Aus Personalmangel hatten sich die "Beschuhten Karmeliten" schon vor Jahren aus der Favoritener Pfarre zurückgezogen. Mit der Übergabe der Liegenschaft von Kirche und Kloster an die syrisch-orthodoxe Kirche hat die Ordensgemeinschaft jetzt ihre Präsenz im zehnten Wiener Gemeindebezirk offiziell beendet.
Die Aktivitäten der Pfarre und der starken philippinischen Gemeinde, die sich bisher in der Kirche Maria vom Berge Karmel versammelt hat, bleiben in Favoriten bestehen. Der Kindergarten der St. Nikolaus-Stiftung der Erzdiözese Wien hält weiterhin seinen Betrieb in den Räumlichkeiten am Stefan-Fadingerplatz aufrecht.
Pater Antonius Karl Leo Philipsky (OSB/Benediktiner) bleibt Pfarrprovisor und Seelsorger für die Katholiken der Pfarre, bis die syrisch-orthodoxe Kirche zum Jahresende die Nutzung von Kirche, Kloster und Garten übernimmt. Im kommenden Jahr wird die Pfarre Maria vom Berge Karmel – ohne die dann bereits übergebene Pfarrkirche - mit der Pfarre zu den Heiligen Aposteln, Pfarre Salvator am Wienerfeld, der Pfarre Franz von Sales und der philippinischen Gemeinde eine gemeinsame Pfarre Neu bilden, und von Pfarrer Johannes Neubauer (SDS) mit Pater Philipsky und weiteren Seelsorgerinnen und Seelsorgern gemeinsam betreut werden.
Die philippinische Gemeinde wird ihre Gottesdienste in die Pfarrkirchen Salvator am Wienerfeld und Franz von Sales verlagern. Die drei philippinischen Priester wohnen in Zukunft ebenfalls in der Pfarre Salvator am Wienerfeld.
"Vielen steht nun eine große Umstellung bevor und ich danke allen für ihre damit verbundenen Bemühungen und die gelebte Solidarität. Mir ist es ein großes Anliegen, dass Gebäude, die nicht mehr erhalten werden können, christliche Gotteshäuser bleiben. Daher freue ich mich, dass die Beschuhten Karmeliten die Kirche an einen solchen Nachfolger übergeben. Ich wünsche den Angehörigen der Pfarren Maria v. Berge Karmel und allen, die ihnen eine neue Heimat geben, sowie der philippinischen Gemeinde und der syrisch-orthodoxen Gemeinde in Wien alles Gute und Gottes Segen", so Kardinal Schönborn. Seit 1974 wurden bereits mehrere römisch-katholische Gotteshäuser in Wien an orthodoxe bzw. orientalisch-orthodoxe Kirchen übergeben, zuletzt die Kirche St. Anton in der Pouthongasse an die rumänisch-orthodoxe Kirche.
Seitens der syrisch-orthodoxen Kirche betont Chorepiskopos Emanuel Aydin die Freude seiner Gemeinde über die neue geistliche Heimat. Aydin hatte ab 1973 die erste syrisch-orthodoxe Gemeinde in Österreich aufgebaut; 1974 übergab Kardinal Franz König die alte Lainzer Pfarrkirche an die syrisch-orthodoxen Christen. Diese Kirche, die seit 1974 den Titel Kirche St. Efrem trägt, wird in Zukunft für die Gottesdienste der mit dem syrisch-orthodoxen Patriarchat von Antiochien verbundenen südindischen syrisch-orthodoxen Kirche zur Verfügung stehen, die eine wachsende Gemeinde in Wien hat.
Die Kirche "Maria vom Berge Karmel" hat eine bemerkenswerte Geschichte: Die Gründung geht auf die US-amerikanischen "Beschuhten Karmeliten" zurück, die ab 1886 in Österreich wirkten. 1916 errichteten sie an der Stelle des heutigen Gotteshauses eine hölzerne Notkirche, die 1928 einem Brand zum Opfer fiel. Der Neubau des Gotteshauses orientierte sich an den katholischen Kirchenbauten in den amerikanischen Industriestädten im Bereich des Erie-Sees. Die Unterkirche konnte bereits 1929 geweiht werden, die Oberkirche erst mitten im Zweiten Weltkrieg 1942. Im Verlauf des Krieges diente die Unterkirche als Luftschutzkeller; wenige Wochen vor Kriegsende – am 21. Februar 1945 – fiel das Gotteshaus einem alliierten Luftangriff zum Opfer. 140 Menschen, die in der Unterkirche Zuflucht gesucht hatten, kamen ums Leben. Der Wiederaufbau der Kirche dauerte bis 1966.
Das Dekanat Favoriten erhielt im Jänner 2012 von Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn den Auftrag, in einem Dekanatsprozess ein Pilotprojekt für die 54 Dekanate der Erzdiözese Wien zu starten und eine kirchliche Neuordnung des Dekanats in Gang zu setzen. Dieser Diözesane Reformprozess lässt auf dem gesamten Gebiet der Erzdiözese Wien "Pfarren Neu" entstehen: Pfarrgrenzen werden aufgehoben und Kräfte gebündelt, um durch strukturelle Entlastungen an Lebendigkeit zu gewinnen und neue Synergien für die pfarrliche Seelsorge zu entwickeln. In den "Pfarren Neu" werden jeweils mehrere Priester gemeinsam eingesetzt; auch Laien sind an den Leitungsfunktionen beteiligt. Innerhalb dieser "Pfarren Neu" gibt es Filial- oder Basisgemeinden, die von getauften und gefirmten Laien gemeinschaftlich und ehrenamtlich verantwortet werden.