Gute Harmonie: In seiner Rede lobte Papst Franziskus das friedliche Zusammenleben verschiedener Religionen in Albanien als vorbildlich.
Gute Harmonie: In seiner Rede lobte Papst Franziskus das friedliche Zusammenleben verschiedener Religionen in Albanien als vorbildlich.
Papst verurteilt bei Tagesreise nach Tirana den Terror religiöser Extremisten und verweist auf das friedliche Zusammenleben von Muslimen und Christen in Albanien - "Im Namen Gottes zu töten, ist ein schweres Sakrileg!"
Elf Stunden in Tirana, sechs Ansprachen, hohe Sicherheitsvorkehrungen – aber keine Angst. Die erste Europareise des Papstes außerhalb von Italien behandelte das große Thema der albanischen Geschichte: die blutige Religionsverfolgung während des Kommunismus und der Kampf für Religionsfreiheit. Der Papst erinnerte daran, dass die Spuren der Religionsverfolgung heute noch präsent seien, aber das friedliche Zusammenspiel der Religionen in Albanien, dem einzigen europäische Land mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit, sei heute ein wichtiges Zeichen für den interreligiösen Dialog.
Höhepunkt des Tages war eine Messe unter freiem Himmel am Mutter-Teresa-Platz. Außerdem traf er den Staatspräsidenten, Repräsentanten der großen Glaubensgemeinschaften, Priester, Ordensleute und Seminaristen und besuchte am Abend das Bethanien-Zentrum in Tirana, ein Waisenhaus.
Wer auf Beleidigungen gütig reagiere, besitze wahre Kraft, sagte Franziskus am Sonntagabend bei seinem Besuch im Bethanien-Zentrum zum Abschluss. Die kirchliche Einrichtung kümmert sich um Waisenkinder. Der Papst dankte den Mitarbeitern für ihren Einsatz. Sie lebten nach dem Jesus-Wort: "Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf."
Erste Etappe der Apostolischen Reise war ein Empfang beim albanischen Präsidenten Bujar Nishani. In seiner Rede lobte Papst Franziskus das friedliche Zusammenleben verschiedener Religionen in Albanien als vorbildlich.
Das Klima gegenseitigen Respekts und Vertrauens zwischen Katholiken, Orthodoxen und Muslimen sei ein kostbares Gut für das Land und gewinne eine besondere Bedeutung in einer Zeit, in der von extremistischen Gruppen Religion als Vorwand für Gewalt instrumentalisiert werde. Die Unterdrückung Andersgläubiger sei ein "besonders heimtückischer Feind, der sich heute leider in verschiedenen Gegenden der Welt zeigt", sagte er am Sonntag vor christlichen und muslimischen Repräsentanten in Albaniens Hauptstadt Tirana.
"Die echte Religion ist eine Quelle des Friedens und nicht der Gewalt! Niemand darf den Namen Gottes gebrauchen, um Gewalt auszuüben! Im Namen Gottes zu töten, ist ein schweres Sakrileg! Im Namen Gottes zu diskriminieren, ist unmenschlich", so Franziskus. Der Glaube an einen einzigen Schöpfer führe zur Überzeugung, dass alle Menschen Geschwister sind, sagte Franziskus in seiner Rede, in er auch aus der Botschaft Papst Johannes Pauls II. während dessen Albanien-Reise 1993 zitierte. Im Grunde seien sie alle Pilger auf dieser Erde und in ihrer Sehnsucht nach Wahrheit und Ewigkeit voneinander abhängig. Religionsfreiheit ist nach Franziskus' Worten überdies ein Bollwerk gegen alle Totalitarismen und ein entscheidender Beitrag zur Brüderlichkeit. "Wer sich seiner eigenen Überzeugungen sicher ist, hat es nicht nötig, sich durchzusetzen und Druck auf den anderen auszuüben", betonte der Papst.
Religionsfreiheit könne einen gemeinsamen Raum der Zusammenarbeit schaffen, sagte Franziskus. So müsse der interreligiöse Dialog dazu beitragen, dass sich Glaubensgemeinschaften gemeinsam für eine gerechtere Welt einsetzten. Dabei sollten die Religionen auch mit jenen zusammenarbeiten, die keine religiösen Überzeugungen besäßen.
Das Gedenken an die Märtyrer des Kommunismus in Albanien stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes, den Papst Franziskus am Sonntag in Tirana am Mutter-Teresa Platz gefeiert hat. Vor zehntausenden Gläubigen lobte er den Bekennermut der Glaubenszeugen und ermutigte zu missionarischem Geist. In seiner Predigt bezeichnet der Papst die Jahre des kommunistischen Regimes als „Jahrzehnte entsetzlicher Leiden und härtester Verfolgungen gegen Katholiken, Orthodoxe und Muslime". Albanien sei ein Land der Märtyrer gewesen und im Geiste legte Papst Franziskus „Blumen des Gebetes" an die Friedhofsmauer von Scutari – den Ort, der ein Symbol des Martyriums der Katholiken geworden sei. "Euer Glaube sei froh und strahlend", rief er den Zehntausenden, die unter strömendem Regen auf dem Mutter-Teresa-Platz ausharrten, zu. Das Glaubensleben brauche immer neuen Schwung.
Am Ende des Gottesdienstes in Tirana betete der Papst mit den Gläubigen den Angelus und wandte sich erneut besonders an die Jugendlichen. Diese sollten nach dem Vorbild ihrer Vorfahren den Mut zum Nein-Sagen haben: Nein zum Götzenkult des Geldes und Nein zu einem falschen Individualismus. Papst Franziskus motivierte die Masse in Albanien dazu, falsche individualistische Freiheit, Abhängigkeiten und Gewalt abzulehnen. Ja könnten sie hingegen zur Kultur der Begegnung und der Solidarität, ja zur Schönheit, die nicht vom Guten und Wahren getrennt werden kann, und ja zum Leben, das sich mit großem Herzen hingibt, aber treu ist in den kleinen Dingen - sagen.
Nach einem Mittagessen mit den albanischen Bischöfen und einer Mittagspause von ungefähr zwei Stunden hatte Papst Franziskus einen weiteren Termin auf seinem engen Zeitplan. In der katholischen Universität von Tirana traf er bei einem interreligiösen Treffen die wichtigsten religiösen Gemeinschaften und dessen religiöse Obersten. Papst Franziskus nahm es mit Humor und brachte auch die Kollegen zum Lachen. Er verglich die interreligiöse Runde mit einem Fußball-Match. Alle würden jedoch ein Ziel verfolgen: Humanität und das Wohl der Heimat.
Emotionale Momente, innige Umarmungen mit einem Opfer der Religionsverfolgung und viel Applaus. Der vorletzte Programmpunkt von Papst Franziskus auf seiner eintägigen Albanien-Reise war eine emotionale Vesperfeier mit Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Laienbewegungen in der Kathedrale „San Paolo" von Tirana. Die Kirche, die bis zu 700 Menschen fassen kann, wirkte gut gefüllt. Anwesend waren die sieben albanischen Bischöfe, ungefähr 150 Priester und 400 Seminaristen und Religiöse von unterschiedlichen Laienbewegungen. Während der Zeremonie erzählten eine Ordensschwester und ein Priester von den Schrecken der Diktatur und der Religionsverfolgung, die sie am eigenen Leib erlebt hatten. Papst Franziskus folgte ihren Reden aufmerksam, las alles mit auf einem Zettel und später umarmte er die Opfer innig.
Stirn an Stirn der Papst mit dem Opfer. In einer freien Rede sprach Franziskus danach den albanischen Geistlichen und Ordensleuten Mut für die Zukunft zu und dankte der Kirche des Landes für ihr Glaubenszeugnis während der bis 1990 währenden Diktatur. "Wehe, man sucht Trost abseits vom Herrn", sagte er. Niemand finde sein Glück, wenn er sich von Gott abwende.
http://de.radiovaticana.va/index.asp